laut.de-Kritik

Lyrisch so platt wie Schleswig-Holstein.

Review von

"Auch 2 Chainz darf nicht fehlen. Seine Monster-Hook auf 'Feds Watching' ballt 'so hard I deserve an And One'. Den Jung' hat man wirklich gerne als Gast, in seiner Hütte muss man aber nicht essen."

Erwartungshaltung, Meinung und Vorurteil in einem waren in meiner Lil Wayne-Review eindeutig: Über ganze Platten von 2 Chainz segele ich als Skipper. Statt kurzweiligem Turn muss man beim Ex-Tity-Boi auf Albumlänge zu viele Plattitüden umschiffen – trotz ähnlich superber Stimmenkontrolle wie Ludacris, charismatischem Flow, schmissigen Hooks und einiger echt guter Tracks.

Pharrell Williams produzierte besagten "Feds-Song", den der Ex-Tity-Boi dank dickem Hymnen-Fuck-You-Potential klugerweise genau wie Weezy auf seiner Scheibe untergebracht hat. Trap-Derwisch Drumma Boy steuert den mächtigen Nackenbrecher "U Da Realest" bei und auch auf "Used 2" überzeugt 2 Chainz in Sachen Hookharmonie und Gespür für den passenden Bass, den hier Legende Mannie Fresh liefert. Lyrisch ist das aber so platt wie Schleswig-Holstein und Ostfriesland zusammen:

"Yeah I'm the nigga yeah, don't forget it yeah / Gold neck Tity yeah, Lamborghini yeah / Man in my city yeah, they call me Tity yeah / Bad bitch with me yeah, she's a [?] yeah / Got her hair fixed yeah, kinda thick yeah / Shawty known to strip yeah, for the rent yeah / Tryna do a split yeah, oh shit yeah / Can you do a split yeah, on a dick yeah / You can't do it with a dick, can you? / You can't do it like that with a dick, can you? / You can't do it with a dick, can you? / You can't do it like that with a dick, can you?"

Überhaupt fragt sich der gerade mal nicht im Club sturzbetrunkene oder im Golf 3 steilgehende Rap-Fan, wie und wo man ein ganzes Album von ihm ohne Gehirnverlust pumpen sollte. "Bought a new crib just to fuk you in"; Mike Will Made It bastelt wieder einmal einen bösen Trapper zuammen, während 2 Chainz in die große Poesiekiste greift. Komplette Totalausfälle wie "Netflix" oder "Extra" werden hier verschwiegen wie eine 5 bei seinen Eltern.

Trotzdem schleicht sich der Rapper mit den besseren Songs erstaunlich oft in den iPod. Erinnerungen an den frühen Mase. Charismatisch und goldbehangen croonte sich der Ex-Bad Boy-Priester durch die Hitparaden. Und, oh Wunder, bei "Beautiful Life" steppt er auch auf "B.O.A.T.S. II" aufs Parkett, während Chainz lieber der Boss wäre: "Shiny watch look like the old Diddy on my arm".

Dazu fehlen ihm aber neben unzähligen Firmen auch die Plattenverkäufe. Mit ein paar Hits bekommt man ein paar mehr Hits bei YouTube und verkauft dann 150.000 Einheiten statt vielleicht 500.000. Heutzutage braucht ein echter Superstar Tiefe und eine loyale Fanbase – am besten in der potenten College-Zielgruppe – siehe J. Cole, Kendrick Lamar oder Mac Miller.

Dass der Rapper aus Georgia durchaus das lyrische Level anziehen kann, beweisen "Outroduction" und "Black Unicorn". Vor allem das "schwarze Einhorn" von DJ Toomp mutiert mit Chrisette Michelle und bombastischen Breitwand-Loops zum Kopfnicker deluxe wie ein Samy-Feature in Stuttgart. "Competition best to fear me / Lyrically I could be Talib Kweli / But with gold teeth it'd be hard for some to believe". Okay, wir warten. Vielleicht dreht sich der Wind ja bald.

Trackliste

  1. 1. Fork
  2. 2. 36
  3. 3. Feds Watching
  4. 4. Where U Been?
  5. 5. I Do It
  6. 6. Used 2
  7. 7. Netflix
  8. 8. Extra
  9. 9. U Da Realest
  10. 10. Beautiful Pain
  11. 11. So We Can Live
  12. 12. Mainstream Ratchet
  13. 13. Black Unicorn
  14. 14. Outroduction
  15. 15. We Own It (Fast & Furious)

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