laut.de-Kritik
Zwei Rap-Generationen auf Augenhöhe.
Review von Alexander Engelen9th Wonder und Buckshot müssen längst nichts mehr beweisen. Denn dass die Zusammenlegung ihrer Talente ganz hervorragend funktioniert, haben der Justus League-Beatbastler und der Boot Camp Clik-Spitter ausreichend bewiesen.
Ihre erste Kollabo auf Albumlänge "Chemistry" trug immerhin dazu bei, dass Duck Down Records sich (wieder) als echte Größe in der zweiten Liga (aka Untergrund) des Hip Hop-Sports etablierte.
Einen guten Grund dafür das Konzept für den Nachfolger zu ändern, gab es also nicht. Außerdem heißt man ja nicht Madonna oder Kanye West. Deswegen ist "The Formula" auch schlicht und ergreifend der zweite Teil des Projekts 9th Wonder & Buckshot geworden: absolut nichts Neues, alles beim Alten, keinerlei Fortschritt.
Herrlich, wenn man das mal mit größter Freude über ein neues Album schreiben kann. Denn die Formel, auf die Buck und 9th im gemeinsamen "Chemistry"-Unterricht gekommen sind, ist äußerst befriedigend. 9th Wonder lässt herrlich sympathisch wie eh und je die Bässe springen. Sein Drumprogramming erfreut sich trotz aller Einfachheit immer wieder der einen überraschenden Snare oder der anderen Kick aus dem Blauen.
Und dass der Mann aus North Carolina ein gutes Händchen beim Griff in die Plattenkiste hat, beweist er eben nicht nur bei der Sampleauswahl für Erykah Badus aktuelle Single "Honey" (Nancy Wilson, irgendjemand?!), sondern auch durchgehend auf "The Formula".
Rapper Buckshot ist, angesichts einer 16-jährigen Karriere, sowieso jeder Kritik erhaben. Woher dieser 1.60 Meter-Mann die Energie und Potenz für seine Stimme hernimmt, bleibt ein Rätsel. Die Prägnanz des Singsangs seines Staublungenorgans zieht sich konstant und tonangebend durch knapp 50 Minuten souligen Raps mit reichlich Neunziger-Bezügen.
Nun werden Kumpels im Hip Hop-Zirkus schnell mal voreilig zu Brüdern im Geiste gemacht. Selten aber klingen diese musikalischen Handschläge dann so aus einem Guss wie hier – vielleicht ist es die tiefe Tonlage Buckshots, die sich herrlich mit den von 9th Wonder inflationär gebrauchten Basslines arrangiert. Auch der Fakt, dass sich zwei Köpfe aus unterschiedlichen (Rap-) Generationen auf Augenhöhe begegnen, verhilft der Grundstimmung zu erfreulicher, aber vor allem qualitativer Eingängigkeit.
Während sich also 9ths Bassläufe mit staubigen Samples paaren, Talib Kweli zum starken Kurzauftritt vorbeischaut ("Hold It Down") und Keisha Shontelle eine zugegebenermaßen verzichtbare Hook säuselt ("Wassup With U?"), bearbeitet der kleine, große Protagonist Buckshot die Themenpalette gespickt mit Representer-Gepose, Hood-Romantisierung, Sozialkritik mitsamt Ihr-könnt-es-schaffen-Lebenshilfe und Besingen der Damenwelt.
Dem Realkeeper in Northface-Jacke und Timberland-Boots fehlt da natürlich gar nichts. Doch auch dem Rest sollte es nicht allzu schwer fallen, sich in dem Hybrid aus süßem Hauch der goldenen Neunziger und ehrenwerten Versuch der Gegenwartsrelevanz zu laben.
14 Kommentare
gute review, gibt schon n thread und danke fürs artist-profil!
joa... mich wondert nur, dass 9th Wonder in einem satz mit gegenwartsbezug genannt wird, da ihm eigentlich eher "retro"-beats der machart der 90er jahre(premo und co) nachgesagt werden
Naja sie sind schon samplelastig und sowas, aber vom klassischen-retro-boombap oder so sind sie ja schon nocht etwas entfernt.
Nettes Album, konnte kurz reinhören, aber kann man schon hören.
hehe, guckt mal: video auf youtube (http://youtube.com/watch?v=zUtUibQXKZw) gefeaturet und ne geile wertung bekommen.
und danben spielt buckshot mit seinen simpsons-figuren (http://youtube.com/watch?v=1x3ItsmHZM4&…) - this is not for youtube.. or anybody else!
Review: http://taki183.wordpress.com/2008/05/28/bu…
The Formula steht Chemistry tatsächlich in nichts nach, die Review stimmt bis ins Detail.