laut.de-Kritik
Nur die Gigs mit dem besten Sound kamen auf's Album.
Review von Florian SchadeMal ehrlich: Wer hätte vor drei Jahren auch nur einen Pfifferling auf das Comeback der drei Norweger gegeben? Eben. Und dass sie sich nun schon zum dritten Mal im neuen Jahrtausend anschicken, die Spitze der deutschen Longplay-Charts zu erobern, hätten viele als reinen Schenkelklopfer quittiert. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Nun also sind A-ha mit einem Live-Album am Start. Jedes Konzert der erfolgreichen "Lifelines"-Welttournee, die A-ha vom Baltikum durch ganz Europa, Russland und Südamerika führte, wurde mitgeschnitten. Nur die Konzerte mit dem besten Sound kamen auf's Album. Abgemischt und gemastert wurde von den Klangtüftlern Michael Brauer (Coldplay, Grandaddy, Bob Dylan) und George Marino (Bon Jovi, Lenny Kravitz), was dem Sound der Platte hörbar gut getan hat.
Der Klang ist wesentlich packender, dichter und nicht so glatt wie bei den Studioproduktionen der Band. Man hat den Eindruck, richtig nah dran zu sein. Und da die Band ausdrücklich auf Overdubs verzichten wollte, hört man auch schon mal, wie Morten bei "Lifelines" den Text vergisst.
Aber das sind Kleinigkeiten. Es ist kein Geheimnis, dass die Stärke der Band in ihrer unterhaltsamen Live-Dramaturgie liegt: Ein Stück rockt. Dann eine Ballade. Hier und da elektronische Frickeleien, die alten Songs - wie "Cry Wolf" zum Beispiel - eine völlig neue Note geben können.
Obwohl: Im Vergleich zum '92er Video "Live In South America" fehlt alten Songs wie "I've Been Losing You" die Rock-Komponente. Zu langsam und gemächlich geht es da zu, und man möchte den Pitch-Shifter betätigen. Gleiches gilt für "Manhattan Skyline" und "Scoundrel days". Aber die Band hat sich weiter entwickelt, und Morten erklärte bereits im LAUT-Interview, dass nicht jedes Konzert eine Party ist. Man muss auch die besinnlichen Momente im Leben genießen. Nun gut.
Wirklich rockige Höhepunkte sind auf der Bonus-CD des Doppelalbums zu finden: "Oranges On Appletrees", "Sycamore Leaves" - hier geht die Post ab. Die Balladen folgen dicht gedrängt im ersten Teil des Albums und Anneli Drecker beweist mit "Lifelines" und "Stay On These Roads", dass die Bezeichnung Backgroundsängerin völlig unzureichend für sie ist.
Party-Stimmung dagegen bei "The Living Daylights": Der Song ist zu Ende, das Publikum will aber nicht aufhören zu singen, also steigt die Band wieder ein und macht eine Reggae-Version aus dem Bond-Klassiker. Solche Momente auf CD zu bannen, war eine gute Idee.
Fans werden sicher kritisieren, dass sich die Auswahl der Songs weitestgehend auf die bekannten Klassiker und Singles der neueren Alben beschränkt. Es war jedoch der Wunsch der Band, eine Art Greatest-Hits-Album zu veröffentlichen, wie es noch niemand im Plattenschrank stehen hat. Der minutenlange Sing-Along bei "Hunting High And Low", der astreine Sound und die gute Atmosphäre machen die vielleicht etwas zu naheliegende Songauswahl aber mehr als wett. Tipp: Auf jeden Fall die Doppel-CD zulegen. Es lohnt sich.
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