laut.de-Kritik
Routinierte Pop-Performance inklusive der sehnlichst erwarteten Top-Hits.
Review von Florian SchadeJöri ist Punkrocker. Er trägt das Haar lang, die Lederjacke schwarz, darunter ein Dead Kennedys T-Shirt und zerfranste Jeanshosen. Jöri besucht ein A-ha Konzert. Das Bier scheint ihm zu schmecken und er hat auch schon leicht Schlagseite als die Band kurz nach 21 Uhr das Hallenstadion in Zürich betritt.
Die Chemie zwischen dem Trio und den 7.000 Zuschauern stimmt anfangs nicht. Das soll sich ändern. Nach einer halben Stunde ergreift Magne das Wort und witzelt mit den Fans: "Wir haben alle Deutsch in der Schule gelernt ... und dann haben wir alles wieder vergessen." Es folgt die Ansage von "Lifelines" auf Deutsch und Anneli Dreckers wunderschöne Livestimme ergreift die Fans sofort und versöhnt für die überroutinierte Pop-Performance der ersten dreißig Minuten.
Gut gemischt gestalten die Norwerger den Abend. "Manhattan Skyline", "Summer Moved On", "Oranges On Appletrees" - kein Album kommt zu kurz.
Heimlicher Tanz-Höhepunkt des Abends ist "Did Anyone Approach You?", das die Band druckvoll spielt und vom klatschenden, wippenden Publikum lautstark belohnt wird. Live ein echter Killer-Track ist das gitarrendominierte, moll-lastige "The Swing Of Things", dem auch Jöri kopfnickend zusagt.
Es wird ruhig in der Halle. Magne setzt sich ans Piano und gibt mit Morten zusammen "Stay On These Roads" akustisch. Zusammen mit Paul lassen sie danach "Hunting High And Low" erklingen. Das Publikum macht mit und steigt in einen längeren Singalong mit Morten ein. Nach 70 Minuten verschwindet der von der Bühne und überlässt Paul und Magne das Feld. Letzterer schnulzt und schrubbt die Gitarre zu "Dragonfly", Paul lässt rüde Gitarrentöne zu "Sycamore Leaves" erklingen. Es ist kein Geheimnis, dass die Stärke der Band in ihrer unterhaltsamen Live-Dramaturgie liegt: Ein Stück rockt. Dann eine Ballade. Hier und da elektronische Frickeleien.
Doch den größten Zuspruch erfährt "The Living Daylights". Tausende Kehlen singen es immer und immer wieder. Die Band steigt ein. Macht daraus eine Reaggae-Version. Jöri tanzt. Den Abschluss der knapp zwei Stunden langen Performance bilden die sehnlichst erwarteten Top-Hits: "Take On Me", "The Sun Always Shines On TV" - aus dem Konzert wird eine Party: Jöri tobt. Das melancholisch-nachdenkliche "Locust" ist die fünfte Zugabe und beendet den schönen Konzertabend. Junge und alte Fans haben glückliche Gesichter, als sie die Halle verlassen. Jöri beißt in eine Cervelat und grinst - in jedem Rocker steckt ein Stückchen Pop.