laut.de-Kritik
Gefälliges Pop-Album mit hymnischen Melodien.
Review von Martin LeuteWer sind Aberfeldy? Wie umgehen mit einer Band, die am liebsten mit Belle & Sebastian verglichen wird? Aufmerksamkeit ist angesagt. Und Misstrauen. Nach dem gelungenen Debüt "Young Forever" vor zwei Jahren hat das schottische Quintett Aberfeldy nun mit "Do Whatever Turns You On" den Nachfolger eingespielt.
Größeres Budget, fetterer Sound. Zwölf Pop-Songs, in deren Zentrum die Stimme des Songschreibers und Sängers Riley Briggs steht, immer auf der Suche nach der großen Melodie, immer eingebettet in weibliche Backing-Vocals und Chöre, fiepende Keyboards und im ungünstigen Fall E-Gitarren. Hier und da erklingt lieblich ein Banjo, eine Mandoline oder ein Glockenspiel. Schön.
Der Opener "If - Then" ist ein Stück, das in seiner liebenswerten Bescheidenheit sehr charmant daher kommt. Das Banjo zirpt, der Frauenchor fügt sich leichfüßig in den Gesang ein, die Harmonie hält Einzug. Alles ist gut. Das macht Lust auf mehr, wenn man von infantilen Textzeilen wie "I need someone like you, I do/ I know my heart is true" absieht.
Diese angenehme Zurückhaltung findet sich noch in Songs wie "Never Give Up" oder "Turn Me Towards The Light". Verwundert und irritiert stelle ich aber fest, dass Aberfeldy dieses Niveau nicht halten. Die dezenten Arrangements geben sie auf zugunsten einer opulenten Stadion-Rock-Attitüde ("Need You To Know", "Let Down") und einer 80-er Jahre- Reminiszenz ("Do Whatever Turns You On"), die einen penetranten Synthesizer-Sound ins Spiel bringt, der immer wieder deplaziert und aufgesetzt wirkt. Die Authentizität weicht der Radiokompatibilität. Schade. Die heimelige, verspielte Wohnzimmeratmosphäre, die das Cover suggeriert, ist trügerisch. Weniger ist mehr, möchte man brüllen.
Was bleibt, ist ein gefälliges Pop-Album, das den naiven Charme des Vorgängers eingebüßt hat, uns aber dennoch durch einige hymnische Melodien schöne Momente beschert. Und irgendwo sitzt schmunzelnd Stewart Murdoch , wohl wissend, dass Aberfeldy und Belle & Sebastian außer der schottischen Herkunft rein gar nichts gemeinsam haben.
Noch keine Kommentare