laut.de-Kritik

#nurnochwut.

Review von

"Punk", "Alexa" und "Kriegsgebiet". Ein Hauch Frei.Wild-Romantik macht sich beim Blick auf die Tracklist breit und hinterlässt schon vor dem ersten Hören von "Neintology" große Skepsis. Adam Angst, bestehend aus dem Ex-Escapado-/Frau Potz-Sänger Felix Schönfuss und Mitgliedern von Bands wie Fjørt, brannte schon auf dem selbstbetitelten Debüt "Adam Angst" der Hut und man kotzte sich über alle und jeden aus. Das Ergebnis war nicht origineller, aber solider Deutschrock. Genau richtig, um mal nach einem blöden Schul- oder Arbeitstag Dampf abzulassen.

Doch bevor mit all den Idioten und Nichtsverstehern (Adam Angst natürlich ausgeschlossen) abgerechnet wird, gibt es erst mal Saures für die so genannte "Punk"-Szene. Die hat die Kölner Rockband nämlich nicht so ganz ins Herz geschlossen wie die feierwütigen Festival-Besucher. Der sarkastische Song thematisiert die Szene-Polizei, die bestimmt, was denn nun Punk sein darf. Wer solche truen Freunde kennt, die am Wochenende auf Punk-Festivals rennen und unter der Woche im Speckgürtel der hippen Stadt leben, dürfte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können.

Doch was genau hat die digitale Sprachassistentin "Alexa" verbrochen? Außer technikfeindlichem Gemaule, also der Parade-Disziplin des Durchschnitts-Almans, erfährt man da wenig Erhellendes. "Wir haben dich erzogen / Und dir alles anvertraut / Doch du nahmst unser Leben / Mit in eine unbekannte Cloud". Gähn. Wer angesichts dieser großartigen Argumentation den Teufelsapparat nicht gleich entsorgt, gehört also zwangsweise zur unmündigen Herde der Unkritischen. "RB Leipzig", "Schlechtes Wetter" und "Wieder keinen Parkplatz gefunden" bieten sich als massenkompatibles Reizthema auch noch an, vielleicht ja auf dem nächsten Album.

Es sind einfach zu viele längst bekannte Allgemeinplätze, an denen sich Adam Angst, wenn auch gern ironisch, abarbeiten. Burnout und Depressionen sind wichtige Probleme unserer Zeit, aber einfach zu große Themen für die Band, die in "Damit Ich Schlafen Kann" wenig Feingefühl, aber viel Pathos und Selbstmitleid an den Tag legen. "Zu schwer, zu stark. Wann endet dieser Tag?". Alles richtig, nur wo hilft der Song einem Betroffenen, wenn die komplexe Krankheit als Aufhänger für eine abgedroschene Klavierballade endet. Immerhin musikalisch eine Abwechslung zum Holzhacker-Hardrock der anderen Songs.

"Immer Noch" vergleicht gar die Ankunft der Außerirdischen mit der Flüchtlingskrise und klingt wie eine Kollabo der ewig naiven Nena und Udo Lindenberg an dessen Karriere-Tiefpunkt in den 90er Jahren. Gewitzter und sarkastischer hat man das im Sci-Fi-Film "District 9" schon vor fast zehn Jahren gesehen.

Spannenderen Punk-Sound liefern mittlerweile Bands wie Love A ab. Schönfuss selbst setzte die Latte im Bereich des intelligenten Hardcore schon Anfang der Nullerjahre weit oben an. "Neintology" bringt sich vielmehr in die gefährliche Nähe zu den stumpfen "Wir haben es schon immer gewusst"-Parolen des eigentlichen Feindes.

Dass Adam Angst freilich zu den Guten gehören, zeigten sie vor kurzem bei einer Konzertabsage im Kölner Veranstaltungsort Bürgerhaus Stollwerck, wo man der AfD Räume vermiete und somit einen Platz für deren Propaganda bot. Schön wäre es, wenn in Zukunft auch bei der Musik von Adam Angst wieder eine deutlichere Abgrenzung zu dauergereiztem Stammtisch-Frust stattfinden würde.

Trackliste

  1. 1. Der Beginn Von Etwas Ganz Großem
  2. 2. Punk
  3. 3. Alexa
  4. 4. Blase Aus Beton
  5. 5. Alle Sprechen Deutsch
  6. 6. Damit Ich Schlafen Kann
  7. 7. Kriegsgebiet
  8. 8. Immer Noch
  9. 9. Alphatier
  10. 10. D.I.N.N.
  11. 11. Physik

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7 Kommentare

  • Vor 6 Jahren

    Frei.wild Bezug, solider Deutschrock? Alles abgedroschen, Nena Vergleich? Um Himmels Willen, warum schreibt jemand eine Kritik, wenn man so gar nichts von der Musik zu verstehen scheint? Dazu die Passage über Alexa. Vielleicht sollte sich der technikaffine Hipster mal ein bisschen mehr mit Begleiterscheinungen dieser ach so tollen, kritikunwürdigen und seelenheilbringenden Technik beschäftigen. Aber klar, der typische "Durchschnitts- Alman" mault statt die Salbungen dieses Technikgotts zu empfangen. Wenn dies wirklich so wäre, dann wäre die Welt ein kleines bisschen besser. So völlig am Thema vorbei, so dermaßen despektierlich, platt und schlecht geschrieben. Gottchen...

  • Vor 6 Jahren

    Ich verstehe nciht, warum dieses Album größtenteils ziemlich schlecht bei Reviews wegkommt... Meiner Meinung starke Platte, wenn auch nicht perfekt, aber nur 2/5? Never ever! Und Frei.Wild Vergleiche? Auf Grund der Namen der Songs? Geht's noch?

    4/5

  • Vor 6 Jahren

    Wow... eine der miesesten Rezensionen, die ich bisher gelesen habe...^^ Frei.Wild.. omg
    Album kommt zu schlecht weg. Debüt war besser, aber macht Spaß zu hören
    Mein Favorit: Physik