laut.de-Kritik

Irgendwas zwischen Prince und 90er-Boygroup.

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Da soll noch einer sagen, Casting-Shows verhelfen nicht zur langlebigen Karriere: Adam Lambert ersang sich 2009 bei "American Idol" den zweiten Platz und eine treue Anhängerschaft. Damit legte der LGBTQ-Aktivist den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die nun in seinem vierten Soloalbum "Velvet" gipfelt.

Avicii, Pharrell Williams und Bruno Mars: Der 38-Jährige arbeitete seitdem mit allen zusammen. Auf "Velvet" begrüßt er Nile Rodgers, der die Discos seit den siebziger Jahren mit Chic und den Honeydrippers zum Tanzen bringt. Ihr gemeinsamer Song "Roses" schlägt dann auch in diese Kerbe: eine mit Drumcomputer angereicherte Tanzflächen-Hymne, deren Alte-Schule-Flair auf das komplette Album abfärbt.

Lambert verkörpert irgendetwas zwischen Prince und einer Boygroup aus den neunziger Jahren. Zumindest Queen scheint das zu gefallen: Seit 2012 setzen die Rock-Veteranen den Amerikaner als Double von Freddie Mercury ein. Vergleiche mit dem legendären Sänger kann Lambert schon aus Prinzip nur verlieren. Mit seiner Ausstrahlung und seinem Talent kratzt er aber zumindest am Thron der Ikone.

Wenn Lambert höhere Töne anschlägt, entblößt sich sein ganzes Können. Der Mann singt wie ein Musical- und/oder "Glee"-Darsteller. P.S.: Hat er beides schon getan. Ob er nun eine Pianoballade ("Closer To You") oder ein verhältnismäßig hartes Gitarrenstück ("Love Dont") mit Worten füllt, spielt keine Rolle. Wie ein Chamäleon passt sich der Sänger jeder Unterlage an.

Wenngleich sein Name auf dem Cover steht, verzichtet Lambert zugunsten des Songs auf das Scheinwerferlicht. Sowohl "Love Dont" als auch "Superpower" überraschen mit Gitarrensoli. Die kräftigen Bassläufe und dezent eingesetzten Synthesizer sorgen nur ansatzweise für Abwechslung. Der größte Kritikpunkt an "Velvet": Lambert setzt auf ein durchgängiges Klangmuster, aus dem er selten ausbricht.

"If you want something real tonight / Baby, you know where to get it", haucht der Liebling des US-amerikanischen Rolling Stone in "Overglow". Ja, authentisch fühlt sich all das an. "Velvet" mischt Glam-Rock, Pop und Funk zu einem Cocktail, der, richtig dosiert, vorzüglich schmeckt. Vor dem geistigen Auge tanzt Lambert im purpurnen Jumpsuit ums Mikrofon.

Trackliste

  1. 1. Velvet
  2. 2. Superpower
  3. 3. Stranger You Are
  4. 4. Loverboy
  5. 5. Roses (feat. Nile Rodgers)
  6. 6. Closer To You
  7. 7. Overglow
  8. 8. Comin In Hot
  9. 9. On The Moon
  10. 10. Love Dont
  11. 11. Ready To Run
  12. 12. New Eyes
  13. 13. Feel Something

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