laut.de-Kritik
Reggae, sinsemilla, peace and love and nothing else.
Review von Dani FrommMit "Reggae, sinsemilla, peace and love and nothing else" im Gepäck ist bestens gerüstet, wer zu einer Wanderung ins gelobte Land aufbricht. Trägt Erstgenanntes zudem das Gütesigel Alborosie, rollen eventuell herumliegende Stolpersteine von ganz alleine aus dem Weg.
Jahrelang lieh der Sänger mit sizilianischen Wurzeln seine leicht kehlige, volltönende, hochgradig wiedererkennbare Stimme der italienischen Combo Reggae National Tickets, ehe er seine persönliche "Escape From Babylon" durchzog.
Alborosies Lebensmittelpunkt liegt nun schon so lange in Jamaika, dass sein "sicilian style" höchstens noch hie und da in der Themenwahl durchblitzt. In "Mr. President" etwa, in dem er sich - "me nah be a part" - von der Politik Berlusconis entschieden distanziert und dem italienischen Ministerpräsidenten mit unverhohlenen Aufforderungen konfrontiert: "Retire!"
Ohne seine Herkunft zu verleugnen, wirkt Alborosie mittlerweile karibischer als Piña Colada. Gut möglich, dass das an der durch und durch entspannten Grundhaltung liegt, die ihm aus jeder Pore strömt. "Respect yourself", alles andere ergibt sich.
Was nicht bedeuten soll, es sei ein weltfremder Spinner am Werk. "A true spiritualist", das ja. Ein Träumer mitnichten. Statt lediglich Parolen zu skandieren, hält Alborosie Alternativen parat. Allerorten herrschender Politikverdrossenheit hält er engagierte Überzeugung, harten Drogen das göttliche Kraut entgegen.
Die sanften, melodisch vor sich hin groovenden Gesänge mildern die Härte der Themen, genauso wie die Unzweideutigkeit der Wortwahl, nur oberflächlich. An einem "Call back your soldiers, move 'way from Africa" bleibt so wenig zu deuteln, wie an bereits zitiertem "Retire!"
Die Suche nach den Wurzeln der Reggae-Kultur trieb Alborosie buchstäblich zu neuen Ufern. Dass diese erfolgreich verlief, spiegelt sich in seinen Songs. Musikalisch wie inhaltlich verbeugt sich der Sänger dermaßen vor den Tugenden des Reggae der frühen Jahre, dass man sich gelegentlich an die großartigen "Dynamite"-Sampler aus dem Hause Soul Jazz Records erinnert fühlt.
Neben klimpernden Tasten und offensichtlichen Ska-Anleihen ("Mama She Don't Like You") regieren dezente Bläsersätze, quakende Gitarren, orgelnde Keyboards und stetig tropfende Bässe. Vor dem Eindruck der Angestaubtheit bewahren den nach traditionellem Rezept angerührten Cocktail großzügige Griffe in die Effekt-Trickkisten des Dub. Von gestern sind sie nicht, die Jungs um Alborosie. Aber ohne Frage "the children of the blues rocksteady".
1 Kommentar
Ich hab' mir den Hörproben auf Myspace reingezogen...ich find's nicht schlecht.Ich werd mal in die CD reinhören.