laut.de-Kritik
Die Siegerin des Femme Fatale-Contests 2012.
Review von Kai ButterweckNelly Furtado, Pink, Kylie Minogue, Anastacia, Christina Aguilera und Leona Lewis: Kurz vor Jahresende ringen fast alle High End-Amazonen mit neuem Schaffen um die Gunst der Fans. Alicia Keys positioniert sich dieser Tage nach fast dreijähriger Rampenlicht-Abstinenz wieder im Blitzlichtgewitter der Öffentlichkeit. Und sollte nicht kurz vor Silvester noch unverhofft etwas Spannendes passieren, kann sich die 14-fache Grammy-Preisträgerin schon jetzt als Siegerin des diesjährigen Femme Fatale-Contests feiern lassen.
Denn ihr mittlerweile fünften Studioalbum "Girl On Fire" steckt die Konkurrenz spielend in die Tasche. Das liegt vor allem am Mut der Sängerin auch mal neue Wege einzuschlagen und gängigen Worthülsen à la "mein neues Album ist facettenreicher denn je" auch Taten folgen zu lassen: "Frisch, aufregend, triumphal, groß, stark, mutig, kräftig, aber auch weich, intim und ruhig", beschreibt sie ihr neues Album selbst.
Und das zu Recht, denn "Girl On Fire" präsentiert sich vom eröffnenden "De Novo Adagio"-Intro bis zum abschließenden "101" als stimmiges Gesamtpaket voller Überraschungen. Mit straffer Kurzhaarfrisur setzt sich Alicia ans Klavier und trippelt ein Intro aus den Fingern, das andere Künstlerinnen – mit etwas Gesang garniert – als Single präsentieren würden. Der fließende Übergang zum eigentlichen Opener "Brand New Me" gelingt spielend leicht. Aufwühlend und beherzt singt die Alicia von der neuen Alicia, die von nun an gewillt sei, emanzipiert und vor Selbstbewusstsein strotzend, ihrer eigenen Wege zu gehen.
Von Bodyguards (Babyface, Frank Ocean, Dr. Dre, Rodney Jerkins, Emeli Sandé, Paul Epworth) flankiert, die mit breiter Brust stehen, macht sich die New Yorkerin auf den Weg in neue musikalische Welten. Dabei brilliert sie wahlweise allein am Piano ("Brand New Me", "Not Even The King", "101") oder eingebettet in pumpende Beats, die sich vertrackt und mit eingebauter Verzerrstufe versehen, tanzbar aus den Boxen schälen ("New Day", "Limitedless").
Was auf "Girl On Fire" neu ist, ist nicht die Basis. Vielmehr sorgt der innovative Umgang mit Altbekanntem für einen frischen Anstrich in der momentan eher auf der Stelle tretenden Pop-Branche. Die Rhythmen sind kompakt und schwer zu bändigen. Immer wieder kommt es zu Richtungswechseln, die das Gesamtbild aber nie in Schieflage bringen.
Ob die Gitarrenkünste von Gary Clark Jr. oder das fast schon übernatürlich wirkende Lendentimbre von Duett-Partner Maxwell ("Fire We Make"): Jeglicher externer Input kommt ergänzend statt duellierend. So bleibt der Thron stets unangetastet: Alicia Keys nutzt konsequent die Untergebenheit ihrer zahlreichen Gäste.
Und wagt es doch mal ein Song ("Girl On Fire"), mit überproduziertem Gestampfe und knarzenden Hintergrundgeräuschen die Revolte auszurufen, tritt die Protagonistin spätestens im Refrain beherzt nach vorne und rückt mit großem Gefühls-Tamtam wieder gerade, was zu entgleisen drohte.
70 Kommentare mit 2 Antworten
Find auch nochmal ein richtiges Highlight zum Ende des musikalischen Jahres. Kommt an sich nicht an 'As I Am' ran, ist aber definitiv eines meiner späten Favoriten 2012. 'Brand new me', 'Not even the king' und 'Girl on fire' (trotz dem komischen Nicki Minaj parts) beste Songs!
Der neue stärkere Hip Hop Einschlag auf dem Album steht ihr übrigens super find ich, hoffe sie behält dieses Klangbild noch etwas bei.
Doch, bin positiv überrascht. eigentlich mag ich sie nicht sonderlich. Aber sehr schön, das Duett mit Maxwell. Sehr Stevie Wonder-artig.
Ich will Alicia heiraten!
Und Kinder! Ein ganzes Orchester!
Bei wem hat es Durchläufe bekommen, ist es gewachsen?