laut.de-Kritik

So vielfältig die Texte, so einfältig die Musik.

Review von

Lieber gepunktet oder geringelt, in Blautönen oder Rosa mit Schwarz? Such's dir aus! Ebenso vielfältig wie die Fußbekleidungsstücke auf dem Cover sind auch die Lieder auf dem dritten Album der nun wirklich schon Alten Bekannten.

Das heißt: Von einer großen musikalischen Vielfalt kann man hier nicht sprechen. Wir haben stets einen Leadsänger, der vom duu-duu und dum-dum des Hintergrundchors begleitet wird. Mal wird etwas stärker gebeatboxt, mal geht der Gesang Richtung Rap, mehr Abwechslung ist nicht zu erwarten.

Die Texte allerdings greifen die unterschiedlichsten Themen auf. Die "Bunten Socken" aus dem Titelsong verleihen dem Träger Superkräfte und stärken ihn für den Kampf gegen die Widrigkeiten des Alltags. Das lyrische Ich in "Gewöhnt" hat seine Liebe verloren, der Sprecher in "Du hast mich in dich verliebt" ist von ihr gefunden worden. "Ode an die Schnarchnasen" und "Nenn' mir einen guten Grund" preisen die Faulheit und Gemütlichkeit, "Noch einen nehm'n ma" dagegen unvergessliche Stunden in angeheiterter Runde.

"Legendär" und "heftig" ist die Nacht in diesem Song. "Leider geil" für etwas reifere Semester? Manches aus der Sockenschublade klingt schon arg harmlos und betulich. Der Text von "Leben und leben lassen" könnte einer Liedersammlung für Konfirmandenfahrten entnommen sein. Einen ganz deutlichen christlichen Bezug hat übrigens "Anfang und Ende" - auf Prediger 3,1-4 haben sich in den vergangenen Jahrzehnten schon verschiedene Bands bezogen.

Vielleicht biblisch (Noahs Arche!), auf jeden Fall aber ziemlich tierisch ist der Text der "Ode an die Schnarchnasen". Unter all den aufgezählten Arten finden sich auch die "Fünf-, Sechs- oder Siebenschläfer". Wirklich witzig ist auch "Was ich wirklich brauche". Nicht Luxus ist es, was das lyrische Ich begehrt, sondern ganz einfach KAFFEE. Das Lied wartet mit originellen Reimen und schönen Vergleichen auf: "Der Langhaarige braucht nen Kamm, das Showsternchen braucht Instagram."

Und auch die leisen Töne glücken teilweise. "Weniger ist mehr" ist ein Song über gute Vorsätze, aber auch über die Sehnsucht nach mehr Harmonie und weniger unnötigem Streit. "Wie wär's, wenn ich viel weniger wie ich wär / Und du wärst nicht mehr ganz so sehr wie du?". Kann man aus seiner Haut heraus?

Aus ganz anderen Gründen stimmt das letzte Stück "Wir würden tierisch gern noch bleiben" melancholisch. Unter normalen Umständen wäre es ein schöner Abschluss für ein Konzert, bevor es weiter in die nächste Stadt geht. In diesem Jahr kann man nicht anders, als an das Schicksal der Veranstaltungsbranche zu denken. "Justitia ließ uns allein" - das werden viele Teilnehmende an den "Alarmstufe Rot"-Demos genau so empfinden.

Insgesamt bietet das Album für viele etwas - für Liebende, für Helden des Alltags, für Faulpelze, für Koffeinjunkies. Sich selbst oder andere in einem bestimmten Lied wiederzuerkennen, wird nicht schwierig sein.

Trackliste

  1. 1. Solang' ich noch was fühle
  2. 2. Ode an die Schnarchnasen
  3. 3. Du hast mich in dich verliebt
  4. 4. Anfang und Ende
  5. 5. Bunte Socken
  6. 6. Nicht mein Zirkus
  7. 7. Gewöhnt
  8. 8. Leben und leben lassen
  9. 9. Noch einen nehm'n ma
  10. 10. Werde bald wieder gesund
  11. 11. Nenn' mir einen guten Grund
  12. 12. Weniger ist mehr
  13. 13. Das Leben
  14. 14. Was ich brauche
  15. 15. Wir würden tierisch gern noch bleiben

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