laut.de-Kritik
Nu Metal abseits des Einheitsbreis.
Review von Michael EdeleEigentlich sprechen zwei Dinge gegen eine positive Review von Angers "The Bliss": Zum einen handelt es sich bei der Musik des portugiesischen Quintetts um von mir nicht sonderlich geschätzten Nu Metal. Zum zweiten ist das Album eigentlich schon 2003 erschienen und wird jetzt quasi über Armageddon Music nur zweitverwertet. Okay, zugegeben, der zweite Punkt spielt eigentlich keine große Rolle, aber auf noch 'ne kreischige Nu Metal-Band kann ich gut und gerne verzichten.
Anger unterscheiden sich jedoch wohltuend von all den nervigen Screamo-Bands und sind mir somit drei dicke Punkte wert. Zwar startet das Album mit "Feel My Anger" mit typisch belanglosem Psychogeschrei, doch schon hier deutet sich ein gewisses Talent der Jungs an. Deutlicher merkt man dies bei "Another Game" und spätestens bei "Iced". Die Nasen um Sänger Pedro Pereira haben ein untrügliches Gespür für exzellente Melodien, welche sie geschickt zwischen teils harte, teils alternative Riffs einbauen.
Pereira überzeugt dabei durch seine überaus variable Stimme, mit der er mal einschmeichelnd, mal aggressiv seine Lyrics verbreitet. Doch auch seine Kollegen an den Instrumenten verstehen es ausgesprochen gut, für ein geschicktes Maß an Abwechslung zu sorgen. Vor allem lassen sie die doch meist recht simplen Nu Metal-Riffs nie die Überhand gewinnen, sondern achten vielmehr auf einprägsame Hooks und angemessene Untermalung von Pedros Gesangslinien.
Anger legen mit "The Bliss" sicherlich kein Album vor, dass den Nu Metal revolutioniert oder wiederbelebt, aber sie sind mir zumindest eine willkommene Abwechslung im Einheitsbrei. Wer also nicht davor zurückschreckt, sich eine Mischung aus Alternative und Screamo reinzufahren, der ist mit "The Bliss" recht gut beraten.
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