laut.de-Kritik

Als der Thrash Metal das Laufen lernte ...

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Bisher konnte man sich nur live ein Bild von John Bushs Fähigkeiten, die alten Anthrax-Songs zu interpretieren, machen. Das hat sich mit dem Release von "The Greater Of Two Evils" geändert, denn jetzt liegt so etwas wie eine All-Time-Faves Scheibe der Songs vor.

Für viele Fans geht mit dieser Scheibe ein Herzenswunsch in Erfüllung, denn diese hatten nicht zuletzt mit der Abstimmung auf der bandeigenen Homepage maßgebenden Einfluss auf die Zusammenstellung der Setlist. Wie nicht anders zu erwarten war, jagt ein Klassiker den nächsten, so gut wie kein Wunsch bleibt offen. Zumal dies die vorerst letzte Scheibe mit Basser Frank Bello ist, der inzwischen bei Helmet zockt.

Bereits beim ersten Durchlauf merkt man deutlich, warum sich die Mannen um Scott Ian vor mehr als zwölf Jahren entschlossen haben. Joey Belladonna durch den ehemaligen Armored Saint-Frontmann zu ersetzen. Bush beweist auch bei den älteren Kompositionen der Band einmal mehr seine Stellung als Ausnahmesänger auf eindrucksvolle Art und Weise. John versucht nicht, Joey zu kopieren, sondern verleiht den Songs seine eigene Charakteristik und drückt ihnen somit auch seinen ganz persönlichen Stempel auf.

Viele der Songs knallen einem nach teilweise beinahe zwanzig Jahren immer noch oder gerade deswegen die Birne weg. Die Platte nimmt mit in eine Zeit, in der der Thrash Metal das Laufen lernte, und die Songs gewinnen dank Johns charismatischer Stimme noch an Schärfe und Härte. Die Highlights hier einzeln aufzuführen, würde bedeuten, die Setlist zu wiederholen, die Perlen sind für mich die Songs vom "Among The Living" Album, die ziemlich deutlich hervorstechen.

Kritikpunkte gibt es jedoch auch, denn der Sound könnte klarer aus den Boxen kommen und die Songs noch mehr nach vorne peitschen. Aber wenn man bedenkt, dass die Scheibe innerhalb von ein paar Tagen entstanden ist, sieht man darüber gern hinweg. Die Jungs hatten vermutlich einen Haufen Spaß bei ihrer Reise in die eigene musikalische Vergangenheit. Daher wollen wir in der Vorweihnachtszeit einmal ein Auge zudrücken und den Daumen nach oben richten.

Trackliste

  1. 1. Deathrider
  2. 2. Metal Thrashing Mad
  3. 3. Caught In A Mosh
  4. 4. A.I.R.
  5. 5. Among The Living
  6. 6. Keep It In The Family
  7. 7. Indians
  8. 8. Madhouse
  9. 9. Panic
  10. 10. I Am The Law
  11. 11. Belly Of The Beast
  12. 12. N.F.L.
  13. 13. Be All End All
  14. 14. Gung-Ho

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2 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ja wie, da hat noch keiner von unserer obertrven Metal-Fraktion etwas dazu geschrieben?

    Ach ja, Anthrax sind ja gar nicht trve - die hatten ja Bermuda-Shorts an und dann auch eine Collabo mit dem Feind. Mit so komischen Hipfhüpfern, Public Enemy oder noch schlimmer.

    Aber jetzt mal zum Album an sich (weil ich's gerade mal außerhalb meines Autos höre): Das Ding rockt, und zwar richtig. Um es mal mit einem prominenten Thrash-Output unserer Tage zu vergleichen - es ist ähnlich (aber nicht so nervig) übersteuert wie Death Magnetic, hat aber den Vorteil, durchweg Knaller am Start zu haben.
    Und nebenbei auch die gute Ausrede, statt etlichen Millionen Budget und Rick Rubin einfach Spaß an den Liedern und eine kurze Produktionszeit vorweisen zu können.

    Um es kurz zu machen - die alten Anthrax-Teile (Among the Living & Co) waren in den 80ern neben Metallica/Megadeth/Slayer die Killer-Alben im Thrashbereich, aber seien wir mal ehrlich: Inzwischen klingen die Dinger (ja, vor allem und auch Metallica) einfach so druckvoll wie die 56k-Modem-Version vom besoffenen Elch.

    (und, ich gebs zu - Joey Belladonna war eh noch nie mein Fall).

    Jetzt kriegen wir alle Killertracks neu, mit zeitgemäßem Bumms und John Bush als Shouter.
    Ist für mich zumindest (gefühlt) der beste neuzeitliche Output alter Metal-Legenden der 80er.

  • Vor 15 Jahren

    tja, das ist wohl so eine diskussion, die man ewig führen könnte. ich seh's nämlich genau andersrum. für mich war belladonna der perfekte sänger für anthrax, mit john bush konnte ich mich nie anfreunden.

    aber lustig: ich finde die "greater of two evils" nicht besonders druckvoll. produktionstechnisch habe ich da echt mehr erwartet. wenn ich die songs schon neu aufnehme, dann auch state of the art. deshalb hätte es das album auch nicht gebraucht, es fügt den songs keine neuen dimensionen hinzu.

    aber natürlich lieber so als "nervig übersteuert" (stimme ich voll zu) wie die "death magnetic", die mir ansonsten gut gefällt.