laut.de-Kritik

Luft holen, um kurz darauf zu explodieren.

Review von

Es gibt zwei mögliche Herangehensweisen an das Thema Arctic Monkeys:

Nummer eins: Das Erstellen einer Assoziationskette. Die Libertines waren die Strokes des Jahres 2002, Franz Ferdinand folgten auf die Libertines, Maximo Park wurden dann die legitimen Nachfolger des Franz-Hypes im vergangenen Jahr. Und schon im Januar präsentiert uns Großbritannien den ultimativen Hype und Maximo Park-Ablöser 2006: Die Arctic Monkeys.

Nummer Zwei: Vor einer gefühlten Ewigkeit schrieen viele Menschen: "Das Internet ist eine Revolution. Keine Band braucht mehr eine Plattenfirma!" Naja, es sah lange Zeit nicht danach aus, als könnte das wirklich funktionieren. Und jetzt kommen da Bier trinkende englische Rotznasen und zeigen mit ihren noch nicht einmal 20 Jahren, dass es eben doch funktioniert. Aber wer soll das bitte auch sonst schaffen, wenn nicht die Generation, die mit dem Internet aufwuchs? Genau!

Endlich kapiert es auch eine Plattenfirma: Das Internet ist nicht nur böse. Es kann auch wahnsinnig hübsche Hypes kreieren, Fans gewinnen und mittels direkter Kommunikation an die Band binden. So weit, so gut. Kommen wir aber lieber zurück zu Herangehensmöglichkeit Nummer eins, denn die verrät mehr über die Band.

Als erstes verrieten mir die herrlich rohen Vorab-Snippets, die zum Zweck der Bekanntmachung kursierten, dass man in der oben angesprochenen Assoziationskette einige Schritte zurück gehen muss, um zu einem adäquaten Vergleich zu gelangen: Die Parallelen waren eindeutig zu den Libertines zu ziehen. Beweise? Gerne: "When The Sun Goes Down" oder "Mardy Bum", um nur die offensichtlichsten zu nennen. Die ungekünstelte Direktheit und heraus geschnodderte Spielfreude haben wenig mit dem dagegen fast schon poliert wirkenden Pop von FF oder Maximo Park zu tun.

Natürlich perlen, wie eben auch bei den Libertines, nur noch offensichtlicher - die Pop-Melodien aus jedem Song. Dynamik, Melodiefreude und Rock'n'Roll: Eine meisterhafte Mischung. Das Bein wippt, der Kopf nickt und der Rest des Körpers schreit nach Bier und guter Party in schummrigen Indie-Schuppen. Rock'n'Roll, yeah!

Eine leichte Enttäuschung macht sich auf den Gesichtern der erwartungsfrohen Vorab-Hörer breit, als sie zum ersten Mal die fertige Album-Version hören. Die Produktion klingt nach poliertem Plastik. Scheiße. Hier hätte es eines rauen, groben Mixes bedurft. Sieht man über diesen Makel hinweg, so bietet "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" einen Batzen hochmelodischer Songs, die nicht mehr aus dem Kopf wollen.

Der Bass rollt smooth, während die Gitarren immer wieder zum Stakkato ansetzen. Dynamisch kann man es kaum besser machen: Luft holen, um kurz darauf zu explodieren. Exemplarisch hierfür: "Perhaps Vampires Is A Bit Strong But..." oder "From The Ritz To The Roubble". Stellt euch bitte einmal vor, wie so was live abgeht!

Doch vor allem die langsamen Songs unterstreichen das Potenzial dieser blutjungen Band. So das vorsichtige "Riot Van", das so klingt, als würde jemand auf Zehenspitzen durch den Song schleichen, oder das vielschichtige "A Certain Romance". "Mardy Bum" schraubt sich von einer wiegenden Low Tempo-Nummer in ausgelassene Spitzen und zurück. So soll es sein: Wunderschön!

Trackliste

  1. 1. The View From The Aftternoon
  2. 2. I Bet You Look Good On The Dancefloor
  3. 3. Fake Tales Of San Francisco
  4. 4. Dancing Shoes
  5. 5. You Probably Couldn't See For The Lights But You Were Looking Straight At Me
  6. 6. Still Take You Home
  7. 7. Riot Van
  8. 8. Red Light Indicates Doors Are Secured
  9. 9. Mardy Bum
  10. 10. Perhaps Vampires Is A Bit Strong But…
  11. 11. When The Sun Goes Down
  12. 12. From The Ritz To The Rubble
  13. 13. A Certain Romance

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