laut.de-Kritik

Reality Rap straight outta Studentenwohnheim.

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Es braucht offensichtlich nur einen schlaksigen (weißen) Jungen aus der oberen Mittelschicht, und die Feuilletons der Meinungsmacher des globalen Bildungsbürgertums (New York Times bis Spiegel) läuten sogleich einen Paradigmenwechsel in einer Kulturform ein, von der sie im Großen und Ganzen überhaupt keine Ahnung haben. Das Rap-Genre hat ein neues (weißes) Wunderkind.

Weißen Rap ohne Ghetto-Historie gab es allerdings schon vor Asher Roth. Was also bleibt, ist nur die Freude von Genrefans über einen talentierten Newcomer, der das Spiel - wie schon so viele vor ihm - ein wenig anders spielt.

Auf knapp 50 Minuten ungefährlicher Rap-Sause gibt sich Asher Roth als studentischer Max Mustermann mit durchaus akzeptablem Talent am Mikrofon. Thematisch zeigen die zwölf Tracks einen Querschnitt aus dem Leben eines bildungsbürgerlichen Frühzwanzigers: feucht-fröhliche Hauspartys, Biertrinken und Jointsrauchen mit den Kumpels, Flüssigkeitsaustausch mit den Kommilitoninnen und nachdenkliche Zukunftsplanung mit sich selbst - Reality Rap straight outta Studentenwohnheim.

"Asleep In The Bread Aisle" ist ein Freudenfest für die besten Jahre des Lebens, jene kostbare Zeit, von der die Elterngeneration der Prekariatselite schwärmt, wenn sie "die alten Scheiben" aus dem Schrank holt. Die Studentenhymne "I Love College" bringt es zurückgelehnt mit Pop-Drums und Schunkelgitarre auf den Punkt: "That party last night was awfully crazy, I wish we taped it. I danced my ass off and had this one girl completely naked. Drink my beer and smoke my weed but my good friends is all I need. Pass out at 3, wake up at 10, go out to eat then do it again. Man, I love college. Do I really have to graduate? Or can I just stay here for the rest of my life?"

Kommt einem irgendwie bekannt vor? Nun, Asher Roth bedient sich nicht nur altbekannter Emotionen aus dem Nostalgie-Baukasten der Spätpubertät, letztendlich haben - wenn wir ehrlich sind - die Beastie Boys vor zwanzig Jahren nichts anderes gemacht.

Damals war das - und auch das sind altbekannte Worte – nur eben ein bisschen lauter, heftiger und revolutionärer. Aus "Fight For Your Right To Party" wird "Keep Bouncing", aus krachenden Rick Rubin-Rockriffs werden Swing-Gitarren mit Cee-Lo-Feature. Man hat es hier eben mit einem jungen Mann zu tun, der seine Rap-Sozialisation mit folgendem kurzen Satz beschreibt: "Ich war ein Fan der Dave Matthews Band, bis ich Jay-Zs "Hard Knock Life" hörte."

Asher Roth ist eben ein ganz Großer, wenn es darum geht, sich selbst den Wind aus den Segeln zu nehmen. Den ständigen Vorwürfen, er würde wie ein weichgespülter Eminem klingen, tritt er mit einem ganzen Song entgegen ("As I Em"), statt die Hater durch "Asleep In The Bread Aisle" selbst doof im Wald stehen zu lassen. Natürlich ist Roth kein Eminem-Klon! Und das erkennt auch jeder, der mehr als nur die jeweiligen ersten Single-Auskopplungen der beiden Rapper kennt.

Was Asher Roth ohne Beanstandung richtig gemacht hat, ist die Auswahl der musikalischen Unterlegung seines jugendlichem Carpe Diem-Entwurfs. Für das Album wurde das musikalische Design dem Inhalt angeglichen. Die Beats stammen zum größten Teil von Oren Yoel, einem 25-jährigen Jazzpianisten ohne respektablen Hip Hop-Lebenslauf.

So hüpft das Keyboard durch die Dur-Tonlagen, die Drums schlagen zurückgelehnt im Schunkeltempo und ab und an gibt eine Pop-Gitarre den Ton an. Das ist Rap, der niemandem weh tut; Rap, der rein gar nichts mehr von seiner revolutionären Reputation hat - nichtsdestotrotz aber Rap, der zeitweise verdammt viel Spaß machen kann.

Trackliste

  1. 1. Lark On My Go-Kart
  2. 2. Blunt Cruisin'
  3. 3. I Love College
  4. 4. La Di Da
  5. 5. Be By Myself feat. Cee-Lo
  6. 6. She Don't Wanna Man
  7. 7. Sour Patch Kids
  8. 8. As I Em feat. Chester French
  9. 9. Lion's Roar feat. Busta Rhymes
  10. 10. Bad Day feat. Jazze Pha
  11. 11. His Dream
  12. 12. Fallin'

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