laut.de-Kritik

Die Indie-Vergangenheit in einem Meer aus Synthie-Tönen.

Review von

Vielleicht haftete Auletta auch der Makel an, zu sehr Retro zu sein. Bevor man also einem Trend hinterher hechelt, der sich nach den Beatles mit Oasis und Franz Ferdinand bislang zweimal überholt hat, versuchen sie nun einen eigenen Stil zu forcieren bzw. den Indie-Rock stilistisch anzureichern.

Im Klartext bedeutet dies: Weniger Gitarrenmelodien, mehr Sounds und klangliche Spielereien. Und so bewegen sie sich ein wenig weg von der auf dem Debüt präsentierten Musik. War dann Pöbelei und Poesie ein persönlicher Missgriff? Die Vermutung liegt nahe, denn einzig "Sommerdiebe", mit dem die Band beim Bundesvision Song Contest antrat, kündet von der alten Machart.

Mit Chris Stiller konnte die Band einen Keyboarder gewinnen, der nicht nur frisurentechnisch, sondern spielerisch Akzente setzt und ein Gros der Songs dominiert. "Make Love Work" lautet der Imperativ gegen die Tristesse. Hier schwimmt die Indie-Vergangenheit in einem Meer aus Synthie-Tönen. Historisch orientiert man sich nun eher Richtung Beatles denn Mando Diao. Insbesondere die Strophe von "Feuer" und die Bridge von "Bye Bye Traurigkeit" legen die Vermutung nahe, dass Alex und Martin mehr als einen Blick in die Beatles-Tabulaturen geworfen haben. Die Gesangsmelodie von "Rebel Ohne Grund" scheint der des Stones-Klassikers "Paint In Black" nicht unähnlich zu sein.

Unkonventionelles Songwriting im Falle der Twens heißt: Mehr Samples und eine merkliche Loslösung von gängigen Strophe-Refrain-Schemata. Dies gelingt mal besser wie in "Wochendendlosigkeit", eine empathische, stampfende Frohlockung auf das kommende Wochenende und auf das es niemals enden würde. Bei "Hey Mama" funktioniert der Ansatz nicht wirklich, da hier das eingedeutschte Hip Hop-Vokabular und der Groove nicht innovativ, sondern einfach nur peinlich wirken.

Pop muss bei Auletta plakativ sein. Jede Assoziation braucht ihre Bestätigung so wie die Fuzz-Gitarren in "Feuer", einer der wenigen Gitarren-lastigen Momente auf der Platte oder der Lo-Fi- und Dub-Anstrich bei "Underwaterlove". Die fetten, edlen Chöre im Opener "Gold" oder die mit reichlich Hall ausstaffierte Piano-Ballade "Lass Die Guten Zeiten Rollen" sind da schon etwas subtiler.

Die Kritik an den lyrischen Ergüssen der ersten Platte scheint für die Mainzer eher Antrieb gewesen zu sein. im Hier und Jetzt wirft man kokett mit Schrumpfsätzen und Anglizismen um sich ("Du bist YEAH!"). Doch auch Rio Reiser sang schon "Es ist vorbei, bye, bye Junimond", ein phonetisch ähnlicher Binnenreim, mit dem sich Auletta in "Bye Bye Traurigkeit" schmücken. Wer braucht schon Hölderlinsche Hirnfiedlerei, wenn die Aussage prägnant und unmissverständlich ist?

Mit dem Retro-Look, dem Stile-Mash-Up, der Devise Vintage = authentisch und dem Sprach-Eklektizismus bilden Auletta durchaus einen nicht geringen Teil einer Jugendkultur wider. Es scheint jedoch so, dass sich die Band in einem musikalischen Selbstfindungsprozess befindet. Dies legt das farbenfrohe Spiel mit unterschiedlichen Stilen nahe. Ein Ansatz, der für Kurzweil sorgt, aber auch Verwirrung unter Fans stiften könnte.

Trackliste

  1. 1. Gold
  2. 2. Wochenendendlosigkeit
  3. 3. Tanz Für Mich
  4. 4. Alles Was Ich Bin
  5. 5. Underwaterlove
  6. 6. Make Love Work
  7. 7. Rebell Ohne Grund
  8. 8. Feuer
  9. 9. Lass Die Guten Zeiten Rollen
  10. 10. Bye Bye Traurigkeit
  11. 11. Hey Mama
  12. 12. Sommerdiebe (Bonus Track)

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