laut.de-Kritik

Alles klingt etwas frischer, den Major muss man nicht vermissen.

Review von

Johannes Paul II amtiert im hier fraglichen Zeitraum der letzten 23 Jahre. Ansonsten ist nicht mehr viel wie es war: Helmut Kohl und selbstgestrickte Wollpullover haben schon lange ausgedient, der Russe steht nicht mehr vor der Tür, sogar der 1. FC Köln war in der 2. Liga. "The times they are a-changing" und doch ist etwas geblieben aus der vergangenen Zeit. Hin und wieder gibts eine neue Platte von BAP.

"Aff Un Zo" bietet wenig Überraschungen: alles klingt etwas frischer, den Major muss man nicht vermissen. Die Zeit vergeht, alles fließt, so das Thema der Platte. Meeresrauschen - selbst Souvenirs sind bloß vergängliche Spuren im Sand. Die neue Formation ist bereits tonfilmtourneeerprobt, das Publikum hat mit ihr auch schon das Sitzen gelernt. Aus dem gemeinsamen Konsens der Stones-Zeppelin-Dylan-Romantik klingt alles griffig.

So mancher kleine Ausflug sorgt von da aus für leichte Abwechslung, wie die stimmungsvollen Latinrockanklänge im herausragenden "Shoeshine"-Song. Oder beim Titelsong "Aff Un Zo" als Ska-Regae in mannschaftlich geschlossenem Chorgesang. Aber das Kölsch sitzt noch und die Texte verkürzen die Zeit am heimischen Bügelbrett mit scharf beobachteten Kleinigkeiten, biographischem Geschichtsbewusstsein und warmen Zwischenmenschlichkeiten. Auch die Kritik an den Mechanismen des Popbusiness in "Istanbul" ist nicht abgehoben abstrakt. Sie findet vielmehr zwischen alt bekannten Duzfreunden statt, wobei die Reflektion auf die eigene Karriere des Sängers ausbleibt. Beim Bügeln könnte das Selbiges vom Zuhörer verlangen, was man sich gegenseitig lieber erspart.

Nun ist der Niedecken fünfzig und noch immer so offen und ehrlich: Respekt Wolfgang! Das klingt trotzdem nicht nach peinlicher Nabelschau und schon gar nicht nach oberlehrerhafter Didaktik. Deshalb bekamen die BAP Platten alle ihren Platz im Leben so vieler: Weil sie einen erwischen können, in diesen gewissen Momenten, vielleicht so besinnlich wie die am Bügelbrett. Vill passiert sickher – die Grünen haben sich an die Regierung verflüchtigt, vor der eigenen Tür stand unterdessen – schon der Kinder wegen - vielleicht jener verachtete GT, nur der FC, der war noch immer nicht Meister, seit dieser Papst im Amt ist. Eine FC-Meisterschaft ist dem Jubilar von ganzem Herzen zu wünschen! Ansonsten bügeln wir weiter - hoffentlich gibt’s weiterhin aff un zo ne neue BAP.

Trackliste

  1. 1. Wat E Johr
  2. 2. Aff un zo
  3. 3. Eddie's Radio Show
  4. 4. Shoeshine
  5. 5. Man Man
  6. 6. Die Moritat vun Jan un Griet
  7. 7. Kilometerweit Entfernt
  8. 8. Souvenirs
  9. 9. Istanbul
  10. 10. Chippendale-Desch
  11. 11. Noh Zahle Mohle
  12. 12. Suwiesu
  13. 13. Irjenden Rock'n'Roll Band
  14. 14. Dir allein
  15. 15. Wenn Se Laach
  16. 16. Wat schriev mer en su enem Fall?

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