Details

Mit:
Datum: 18. September 2002
Location: Metropol
Berlin
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Ein unverschämter Soundbrei ... und ein liebenswerter Diktator.

Review von Vicky Butscher

Der Diktator mit der Mütze? Ein kleiner Chaot? Oder ein verhuschtes Genie? All dies könnte auf den Damon Gough aka Badly Drawn Boy zutreffen, den man im Berliner Metropol zu sehen bekam.

Er spielte unter den schlechtesten Voraussetzungen: Sowohl er als auch das Publikum waren sichtlich genervt. Beide hatten allen Grund dazu: Das Konzert wurde "wegen technischer Probleme" immer weiter nach hinten verschoben. Man ließ das Publikum geschlagene zwei Stunden warten - draußen und im Ungewissen. Doch die Leute waren geduldig. Als sie gegen 22:30 endlich rein durften, gab es nicht mal mehr Zeit ein Bier zu holen, bevor Gough loslegte.

Mit einem üblen Sound. Breiig und basslastig wie nichts Gutes. Einzig seine Stimme konnte in diesem Soundmatsch brillieren. "Fucking venue" hatte der Mann am Mikro dafür nur übrig. Aus dem angekündigten "der spielt immer drei Stunden" wurde dann zwar nichts, aber gute eineinhalb hat er trotz Soundproblemen durchgehalten. Das andere Gerücht um den Jungen mit der Mütze (er hat sogar eine Neue, unter der er jedoch immer noch schwitzt wie Tier) sollte sich aber bestätigen: "Der bricht fast jeden Song wieder ab". Ja, das tut er. Und zwar nicht unbedingt, weil's musikalisch nicht passt, sondern weil er noch ne Kippe anstecken will. Oder einen Schluck Cola trinken. Nun gut. Für diese Accessoires hatte der sehr eigene Sänger extra ein kleines Pult neben sich stehen.

Sein Set begann mit Songs aus dem im Herbst erscheinenden neuen Album. Das was man gehört hat verspricht eine rockigere, etwas schnellere Gangart. Es folgten einige Stücke vom "About A Boy Soundtrack". Damon begann einen Song, entschied sich nach einigen Sekunden doch was anderes spielen zu wollen. Die Band durfte bei der Version, die er im Kopf hatte, keinen Ton von sich geben. Und wenn doch, dann hat sich Herr Gough schnell mal umgedreht und ... gut, dass Blicke nicht töten können.

Von vielen Songs gab es auf diese Weise gleich zwei Versionen zu hören. Erst improvisiert - wahlweise nur BDB mit seiner Gitarre oder alle - und dann die altbekannte Version des Stücks.

Während des Gigs begann man sich zu fragen, ob das wohl auch ohne technische Probleme immer so chaotisch ist bei seinen Konzerten. Mal wanderte er schäkernd zu den Mädels in der ersten Reihe, dann schmiss er irgendwelche Sachen ins Publikum. Ob es die Setlist war oder sonst was konnte man nicht so genau erkennen. Auf der anderen Seite schien es fraglich, ob da überhaupt jemand eine Setlist hatte oder ob der Badly Drawn Boy nach Laune die Reihenfolge der Stücke auf der Bühne entscheidet.

Wenn nur die Umstände und der Sound nicht so miserabel gewesen wären ... Doch so hörte man eher: "Gibt es noch irgendwas, das nicht schief gegangen ist?" statt Lobesworte für die Variationen, die man da geboten bekommen hat. Ach, nebenbei hat Damon auch noch Geschichten erzählt: Er hätte am Set von "About A Boy" Schwiegermutterliebling Hugh Grant alt aussehen lassen. Ist eben doch ein kleiner Spinner, dieser schlecht gemalte Junge. Ein verdammt liebenswerter.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Badly Drawn Boy

Stell dir vor, du stehst im Konzert, bist gerade dabei dir genüsslich eine Kippe zu drehen und plötzlich steht der Typ von der Bühne vor deinem Mädchen …