laut.de-Kritik

Imposante Retrospektive der Kölschrocker.

Review von

"Selbst wenn wir es gewollt hätten – das war von der Herstellung her schon gar nicht mehr zu stoppen", erklärte Bap-Manager Dietmar Hentschel erst vor einigen Tagen der versammelten Presse in Köln. Die Rede war von der Veröffentlichung von "Volles Programm", der eigentlich angedachten Krönung eines Jahres, das für die Kölschrocker aufregender und aufreibender nicht hätte sein können.

Denn nach all den Feierlichkeiten zum 35-jährigen Bandjubiläum, des neuen Studio-Albums "Halv Su Wild" und Mastermind Niedeckens 60. Geburtstag, fiel Anfang November all die angesammelte Freude der letzten Monate von einem Tag auf den anderen, wie ein fragiles Kartenhaus in sich zusammen, als es plötzlich hieß: Wolfgang Niedecken, Intensivstation, Tour-Absage.

Mittlerweile befindet sich die Ikone in der Reha, und die Aufregung und Angst weicht immer mehr der Hoffnung, dass sich Niedecken alsbald wieder bester Gesundheit erfreut. Letztlich scheint eines der imposantesten Bap-Jahre also doch noch zu einem versöhnlichen Ende zu kommen.

Mit ein Grund dafür ist "Volles Programm", ein Box-Set, das seinem Titel wahrlich alle Ehre macht. Zwei CDs und eine DVD randvoll bestückt mit allem, was das Jahr 2011 für Bap zum vielleicht wichtigsten ihrer Karriere machte.

Vom aufwühlenden Rückblick auf Niedeckens Geburtstagsfeier auf der MS RheinEnergie, inklusive diverser emotionaler Ständchen von illustren Gästen wie Gentleman oder auch alten Bläck Fööss-Kollegen, sowie der "Halv Su Wild"-Live-Präsentation, über Niedeckens Big Band-Auftritt während des "Bap-Fest" auf dem Kölner Roncalliplatz, bis hin zu eindrucksvollen Live-Mitschnitten der "Klassiker"-Tour, bietet "Volles Programm" mehr Glücksmomente für einen eingefleischten Fan, als alle Weinachts-Präsente der kompletten Familie zusammen.

Während die Aufnahmen der diesjährigen Open-Air-Tour nicht sonderlich viel Neues zu Tage fördern, außer der Erkenntnis, dass die Altherren-Truppe auch anno 2011 noch ordentlich Dampf ablassen kann, besticht vor allem das Roncalliplatz-Happening unter der Leitung von Mike Herting durch ungewohnte Klänge für den eher oberflächlichen Beobachter der Band-Historie. Rock, Jazz, Swing: Das kölsche Urgestein kann auch anders, zumal jeder einzelne Song an jenem Tag aufgrund der Neu-Instrumentierung eine komplett neue Identität erhält.

Auch der melancholische Geburtstags-Abend des Band-Oberhauptes weiß sowohl klanglich, als auch optisch zu überzeugen. Spätestens bei der "Redemption Song"-Performance mit Gentleman dürfte unter den Anwesenden die eine oder andere Träne geflossen sein.

Insgesamt ist "Volles Programm" ein mehr als gelungener Jahresabschluss für die Domstädter und ihre zahlreiche Anhängerschaft. Für Neueinsteiger fällt die Box dann aber doch etwas zu intim und familiär aus, sodass man sich hier bei Bedarf wohl eher eine Best-Of der Verantwortlichen zulegen sollte. In diesem Sinne: Auf die nächsten 35 Jahre, und gute Besserung, Wolfgang.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Denn mer sinn widder wer
  2. 2. Ahl Männer, Aalglatt
  3. 3. Sibbzehn Froore
  4. 4. Deshalv Spill Mer He
  5. 5. Unger Linde Enn Berlin
  6. 6. Kristallnaach
  7. 7. Nie Met Aljebra
  8. 8. FC Jeff Jas
  9. 9. Zehnter Juni
  10. 10. Arsch Huh, Zäng Ussenander
  11. 11. Redemption Song (Studioversion) [Feat. Gentleman]
  12. 12. Hungry Heart (Soundcheck/Schloss Merode)

Cd 2

  1. 1. Nemm mich met
  2. 2. Et Levve Ess En Autobahn
  3. 3. Verjess Babylon
  4. 4. Leopardefellhoot
  5. 5. Noh Gulu
  6. 6. Jupp
  7. 7. Keine Droppe Mieh
  8. 8. Ansage: Deutscharbeit 1968
  9. 9. Enn Dreidüüvelsname
  10. 10. Karl-Heinz
  11. 11. Waschsalon
  12. 12. Stell Dir Vüür
  13. 13. Drei Wünsch Frei
  14. 14. Noh All Dänne Johre
  15. 15. Helfe Kann Dir Keiner

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen BAP – BAP Live Volles Programm €14,46 €3,00 €17,46

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bap

Neben Willi Millowitsch sind sie wohl die bekanntesten Vertreter des kölschen Dialekts, nur Millowitsch rockt eben nicht. Das tun Wolfgang Niedecken …

2 Kommentare