laut.de-Kritik
Charmante Swing- und Pop-Schlager mit glänzendem Orchester.
Review von Artur SchulzDeutschlands letzte Diva verstarb 2002 mit der göttlichen Hildegard Knef, und das war's dann. Charismatische weibliche Stars, die singen, tanzen und schauspielern können, scheinen als Relikte vergangener Zeiten vollends verschwunden zu sein.
Aber da ist ja noch Allzweckwaffe Barbara Schöneberger. Gut, auch die war bislang noch nicht übermäßig divenverdächtig, doch in ihrem neu übergestreiften Look gibt sie eine blendende Figur ab - und das nicht nur äußerlich. Dafür hat sie als persönliche Maßschneider ein erfolgreiches Team gewinnen können: Nämlich die Roger Cicero- und Annett Louisan-Produzenten Frank Ramond/Matthias Hass. Die Entscheidung, ein Album aufzunehmen, fiel relativ spontan nach einem zufälligen Treffen mit dem Texter/Komponisten-Duo. Trotz aller Hör-Leichtigkeit in der Produktion ist das Gesamtergebnis frei von allzu vergänglichem Seifenblasen-Schillern: Die eigens komponierten Titel überzeugen mit durchdachtem, liebevollem Aufbau, sind mit ausgezeichnetem Orchester detailreich eingespielt - und Barbara Schöneberger gibt den Songs eine ganz eigene, besondere Note. Auf dem Album finden sich fünf Cover-Aufnahmen und acht Neukompositionen, eingebettet in einen charmanten Mix aus Swing, Jazz und Pop.
Im Auftakt- und Titelsong "Jetzt Singt Sie Auch Noch" begegnet Barbara kokett-entwaffnend etwaigen Standard-Nörglern und scheut nicht davor zurück, sich selbst auf die Schippe zu nehmen: "Jetzt singt sie auch noch / Und geht auf Deutschlandtour / Jetzt tanzt sie auch noch / und das mit der Figur / Ist sie dafür nicht eventuell ein bisschen zu alt"? Unterlegt ist die pfiffige selbstironische Nummer mit federnden Swing-Rhythmen. "Mailverkehr" besticht neben seinem ausgesprochenen Ohrwurm-Charakter besonders mit dem humorigen und doppelbödigen aber niemals anzüglichen Text über das Ende jeglichen Körperkontakts, und dem Rest-Wirken in der virtuellen Welt: "Wir mailen uns einen Kuss hin und her / nicht mehr Mund zu Mund / Das ist ungesund".
Zweimal interpretiert Barbara Schöneberger Hildegard Knef-Songs: "Sei Mal Verliebt" und "Ich Glaub', Ne Dame Werd Ich nie". Besonders letzterer zählt zu den Alben-Highlights: Das Orchester zieht temporeich alle Register, und so erstrahlt dieser Knef-Klassiker (ein Cover von "The Lady Is A Tramp") in frischem und neuem Glanz. Der Johanna von Koczian-Schlager "Das Bisschen Haushalt" gewinnt dank seiner angejazzten Neuinstrumentierung, fällt aber im Vergleich zu anderen Highlights kräftig ab. "Zu Hässlich Für München" begeistert als lupenreiner, eleganter Pop-Schlager samt effektvoller Swing-Verzierung: "Bin ich zu hässlich für München / Zu dumm für Berlin / Zu trendy für Bautzen / Zu prollig für Wien"? Samtig-lockende Verführungen und amüsante Beobachtungen bieten "Wie Wars Für Dich" und "Nicht Dass Du Denkst". Mit "Sag' Es Mir In Meinem Traum" ("Dream A Little Dream Of Me", Mamas) beendet Barbara Schöneberger ihren gekonnten Ausflug ins Sängerinnen-Fach.
Ja: Schönebergers Stimmumfang hat sicherlich (noch) ihre Grenzen. Doch das macht sie mühelos wett mit Energie, dem Gespür für gut gesetzte Emotions-Momente, treffsicherer Phrasierung inklusive glaubwürdiger Umsetzung. Ihre Stimme ist warm und klar. Erfreulich: Als Person nimmt sie sich nie zu ernst, keine Spur von eventuell zu tiefgründiger Diseuse. Diese Dame weiß sehr wohl, in welchem Rahmen sie überzeugen kann. Oft gefällt sie sich in der Rolle einer Femme Fatale - und entpuppt sich erfreulicherweise niemals als eiskalt kalkulierender Vamp. Natürlich behält sie stets alle Fäden in der Hand im amourösen Spiel, doch statt gefährlicher Liebschaften zelebriert Barbara eher den charmanten Flirt. Und so hat Deutschland endlich wieder die Hoffnung auf eine echte Diva von Format - wenn man die Schöneberger lässt. Ich hoffe doch sehr, denn: Ein bisschen mehr Funkeln stünde unserer trostlosen Glamour-Wüstenei fraglos ausgesprochen gut.
23 Kommentare
Jetzt muss man nur noch die ganze "ich f*ck dein Mutta du Otto"-Brut dazu bringen, solche Platten zu kaufen. Dann ist der kommerzielle Erfolg gesichert. Das wird bestimmt schwierig.
@Alberich (« "ich f*ck dein Mutta du Otto"-Brut »):
*looooooool*
warum denkt eigentlich immer jeder c-promi er kann singen?
ich habs mir noch nicht angehört, aber mit "guten" produzenten kann man ja einiges schönmanipulieren...
Titten ohne Nippel sind wie alkoholfreies Bier: sinnlos.
Najaaa... hab mir gerade das Album angehört und muss schon sagen, ihre Stimme geht mir nach ein paar mal hören schon gut auf den Sack. Überhaupt wirkt das bei ihr alles so aufgesetzt, insbesondere da sie gerade im Fernsehen auch mal des öfteren sehr auf "die doofe Blonde" macht. Dann auf einmal mit diesem pseudo-intellektuellen, dezenten, einen gewissen "Neo-Kult" herausfordernden .. ihr wisst schon wie ich meine. Sagen wir so: Es überrascht keinen wirklich zu hören, dass der Produzent eben der selbe wie der des Kollegen Roger Cicero ist. Klar überzeugt das ein oder andere Lied textlich sehr, klar swingen einige Stücke wirklich nicht übel, aber bei Gott!.. ist das unglaubwürdig. Da hilft auch der souveränitatsheischende, legere selbstironische Albumtitel nicht, der wie der Rest der Platte ach so ungezwungen die gebildeten Wohnzimmer dieser Lande erklingen lassen will.
Achja und Barbara Schöneberger hat natürlich in der Tat zwei der schönsten Möpse überhaupt .. also liebe Barbara falls du das liest:
Deine wunderbaren Titten > dein Album, zumal du zu ersteren so wunderbar provokant stehst, im Gegensatz zu deiner Platte.
Titten > Augen > >>>>>>>>>>> Album