laut.de-Kritik
Ein höllisch guter Mix.
Review von Deborah Katona"Don't mess with the Beast", warnen Betty Bonifassi und Jean-Phi Goncalves. Dabei tun sie es selbst. Natürlich sprechen sie nicht von einem echten Biest oder einem Horrorstreifen – obwohl ihre Sound perfekt dazu passen würde. Angst muss man vor ihnen ebenfalls nicht haben, nein – höchstens Ehrfurcht vor diesem Talent.
Es ist Bettys Stimme. Ihr zu Ehren sollte der Disney-Klassiker umbenannt werden: von "The Beauty And The Beast" in "The Beauty Is The Beast". Klingt im ersten Moment weniger schmeichelhaft, doch ihre teuflisch gute Stimme hat es in sich: Die Sängerin erinnert an Shirley Bassey. Nun wäre dies bereits ein großes Kompliment, doch Betty-Beats besitzt jede Menge Kraft und Tiefe in der Stimme. Dass zieht in den Bann - also doch ein wenig diabolisch?
Das gleichnamige Debüt des kanadischen Duos schippert in gemächlichen Down-Beat-Gewässern, die aber stets von aggressiven Gitarrenriffs und harten Schlagzeugeinsätzen unterbrochen werden. Darüber schwebt engels- oder teufelsgleich Bonifassis Soulstimme. Düster, aber niemals farblos.
Bereits der erste Track "Devil" tut seine Wirkung. Die Kanadier mit französischen Wurzeln singsprechen eindringlich vom Ende der Welt: "Now if the air could burn our lungs and the earth bore only rocks. Would it make us stop and realize that we can't go on like this?" Ein Song voller Gegensätze: Ruhig und trotzdem treibend. Engelsgleich und dissonant. Furchteinflößend und wunderschön.
Jazzig geht es auch in "Microcyte" zu, dessen Intro an eine Spielzeuguhr erinnert: Auch hier wird mit Kontrasten gespielt. Die Single "Mr Hurricane" wurde 375.000 Mal auf iTunes heruntergeladen - durchaus verständlich. Die einprägsamen Riffs gepaart mit Gospelchoreinsätzen und den hart arrangierten Strophen kommen geradezu sensationell.
Übertroffen wird der Song höchstens von "Out Of Control". Betty rappt und singt und soult hier gleichermaßen anklagend wie trauernd ins Mikro. Ebenso begeistern die Arrangements von "City", "Ashtray", "Arrow" und "Satan", bei denen mit Stimmverzerrung, Feuerwehrsirenen und erneut Gospelchören gearbeitet wird.
Sucht man nach Kritikpunkten, lässt sich höchstens anbringen, dass sich der Aufbau der Songs oft ähnelt. Das muss allerdings keinesfalls stören, denn der Stilmix der Kanadier ist bereits so kontrovers wie gut gelungen: ein außergewöhnlicher Mix aus Electro, Trip Hop, Jazz, Rock und Spoken Word, den beide Protagonisten als "Trip Rock" bzw. "Go To Hell Music" bezeichnen. Mutig und höllisch gut.
1 Kommentar
"Höllisch gut" ist noch untertrieben. Hoffentlich lassen die schon bald noch mehr von sich hören!