laut.de-Kritik

Facettenreicher Folkpop mit Indie-Appeal.

Review von

Nachdem der 23-jährige Engländer bereits im letzten Jahr mit furiosen Auftritten bei diversen internationalen Festivals und Support-Konzerten auf sich aufmerksam gemacht hat und renommierte Labels um seine musikalischen Dienste gebuhlt haben, steht nun auch hierzulande sein Debüt-Album in den Läden.

Die Begeisterung gründet auf seinem famosen Spiel auf der Akustikgitarre, dessen facettenreiche Zupf- und Schlagmuster seine einschmeichelnde Gesangsstimme tragen, deren Klangfarbe sich zwischen der von Musikern wie Damien Rice und Bon Iver positioniert.

Ben Howard schöpft in seinem musikalischen Kosmos aus den Tiefen des Folk, knüpft an den Sound der Herren vom Bombay Bicycle Club ("Flaws") an und flirtet dabei immer wieder erfolgreich mit der Melodiösität des Pop, ohne seine Indie-Attitüde abzulegen. Diese Herangehensweise macht "Every Kingdom" zu einem spannungsreichen Hörerlebnis, das lässig zwischen maßvoller Melancholie und mitreißender Spielfreude pendelt.

Die behutsame Produktion gewährt dem bezaubernden wie rasanten Gitarrenspiel und den immer wieder hörbaren Saitenwechseln allen Raum und verleiht dem Werk einen erdigen und unmittelbaren Charakter. Ben Howard reichert seine Arrangements hier und da mit weiteren Gitarrren, Percussion- oder Schlagzeugrhythmen und weichen Synthie- oder Celloflächen an. Daneben setzen diverse Backgroundgesänge atmosphärische und euphorische Akzente.

Während er in ruhigen Stücken mit perlend aneinander gereihten Akkorden glänzt ("Old Pine", "Gracious" "Promise"), erinnern Lieder mit facetttenreichen Rhythmen wie "Diamonds", "The Wolves" "Only Love" oder "The Fear" vage an die "Graceland"-Phase des Paul Simon und spitzen sich instrumental zu, um schließlich in mitreißenden Refrains zu münden. Mit dem episch-düsteren "Black Flies" erweist er sich zudem als feiner Dramaturg, der auch mit Noise-Anleihen umzugehen weiß.

Mit "Every Kingdom" hat der Singer/Songwriter ein durchweg gelungenes Album vorgelegt, das mühelos seine musikalische Reife mit unprätenziöser Leichtigkeit in Einklang bringt. Mit dieser Umsetzung seiner Vorstellung von Folkpop mit Indie-Appeal hat sich Ben Howard das öffentliche Interesse redlich verdient.

Trackliste

  1. 1. Old Pine
  2. 2. Diamonds
  3. 3. The Wolves
  4. 4. Everything
  5. 5. Only Love
  6. 6. The Fear
  7. 7. Keep Your Head Up
  8. 8. Black Flies
  9. 9. Gracious
  10. 10. Promise

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2 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Sehr nette Kritik über einen Künstler, der wirklich was auf dem Kasten hat. Allerdings hat Ben bereits im letzten Jahr in Deutschland seine "Every Kingdom"-Tour gespielt. Und auch ohne Album war Ben schon 2010 in diversen deutschen Städten als Headliner unterwegs. Damals war das die "These Waters"-Tour. Sein Sprungbrett war wohl mehr oder weniger sein erster Auftritt in der französischen Show "One Shot Not", die auch in Deutschland auf Arte ausgestrahlt wurde. Fink hatte ihn 2009 einfach in die Show von Manu Katché mitgeschleppt. Ben ist einer der faszinierendsten Künstler, die Europa derzeit zu bieten hat.

  • Vor 11 Jahren

    gefällt mir jetzt immer mehr, wo ich beim ersten durchhören nur old pine und the wolves toll fand, geht jetzt auch der Rest des Albums (außer Only Love) sehr schön ins Ohr