laut.de-Kritik
In sich stimmig und vollkommen entspannt
Review von Dani FrommTulpen, Käse, Tomaten und Stimmungsaufheller gehören zu Holland wie Frau Antje in die Holzschuhe. Benny Sings' Debüt "Champagne People" (das in Deutschland nach seinem Live-Album "I Love You" erscheint) passt gut in die Reihe der Exportgüter: Es eignet sich zur Verbesserung der Laune wie eine gute Hand voll Northern Lights. Luftige kleine Popmelodien unterlegen Tim van Berkestijns Gesang, der selbst an Stellen, an denen er sich im Hintergrund hält, das Geschehen prägt.
Zur Melodie des Titeltracks "Champagne People", die sich (nicht nur, weil sie am Ende des Albums serviert wird) dauerhaft in die Gehörgänge schraubt, ließe sich ohne Schwierigkeiten ein Walzer tanzen. Immer vorausgesetzt natürlich, man beherrscht diese hohe Kunst und verfügt über einen Tanzpartner. Benny Sings sucht sich an dieser Stelle für die Gesangsparts (vielleicht auch für den Tanz?) Unterstützung im Familienkreis; abgesehen davon entstand das Album weitgehend als Ein-Mann-Projekt. Van Berkenstijn spielt sämtliche Instrumente selbst, Produzent Bart Suèr zeichnet für den angenehm warmen Klang aller Stücke verantwortlich.
Ein bisschen schade ist, dass die unterschwellig durchgehend vorhandene Funkyness nur selten wirklich das Ruder übernimmt. Für meinen Geschmack hätte es gerne öfter mit mehr Tempo zur Sache gehen können. "Party" mit nachdrücklichen Bässen und glitzerndem Disco-Appeal macht vor, dass Benny Sings dazu durchaus in der Lage wäre. Ein Hauch von Midnight Star durchzieht das Stück, das nicht unerhebliche Tanzbarkeit mitbringt. Kleine Scratch-Einlagen, hier wie in "Together", lassen van Berkestijns Hip Hop-Hintergrund erahnen.
"Dust" verbreitet Stevie Wonder-Gefühl. Moment mal. Was war denn das? Etwa ein Saxophon? Tatsache: Zwei-, dreimal kurz angedeutet, schwingt sich das Saxophon zu einem kleinen Solo-Exkurs auf. Ich korrigiere: "Dust" verbreitet Grover Washington Jr.-Gefühl. Wo wir schon gerade bei den Vorbildern sind: Der funky Basslauf in "N.U." macht definitiv Anleihen bei Herbie Hancocks "Chameleon", und auch die Bässe in "Style Beats Liberationfront" könnte man problemlos den Headhunters in die Schuhe schieben. Aber sich Großes bei den Großen abzukucken, ist schließlich nicht verwerflich, ganz im Gegenteil. "Champagne People" gerät in sich stimmig und vollkommen entspannt.
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