laut.de-Kritik
Nur nicht mit dem Strom schwimmen!
Review von Stefan FriedrichIch weiß nicht, was es ist, aber schon mit den ersten Tönen hat die Beta Band einen Stein bei mir im Brett. Und das, obwohl die Gitarre bei "Assessment" nach 80ern und den frühen U2 klingt, was im Jahr 2004 nicht gerade für ultimative Coolness spricht.
Wie bei fast allen Songs auf "Heroes To Zeros" kippt das Stück aber natürlich noch, Bläser und ein vollkommen anderer Sound kommen hinzu, und die Verwirrung ist perfekt. Die Beta Band liebt dieses Spiel mit den Erwartungen der Hörerschaft geradezu. Dummerweise stehen sich die Briten damit allerdings auch immer ein bisschen selbst im Weg.
Warum? Nehmen wir als Beispiel Song Numero zwei, "Space". Da sind einerseits Gesangslinien, die die Beach Boys wieder auferstehen lassen, und eine Melodie, die schon in Richtung des perfekten Popsongs geht. Kombiniert wird das Ganze dann aber mit einem seltsamst pluckernden Sound aus dem Drumcomputer.
Nur nicht mit dem Strom schwimmen! "Lion Thief" begeht glücklicherweise nicht denselben Fauxpas, denn es wäre eine Schande, die sich ins Hirn fräsende Gitarrenlinie zu oft zu vernachlässigen. Und doch hat man, wie auf dem kompletten Album, das Gefühl, dass einzelne Dinge nicht greifbar sind. Zu entrückt und zu wenig konkret werden Konzepte wie Songaufbau verfolgt.
Nach einem kurzen Ausflug mit Stevie Wonders Orgel ("Easy"), rollt mit "Wonderful" schon die nächste Großtat heran. Langsam und schwebend bewegt sich die Beta Band den Hippie-Pop-Olymp hinauf, ohne dass man sie stoppen könnte. Allerdings nur, um danach in rasender Fahrt wieder auf der anderen Seite des Gipfels herunterzurollen. "Out-Side" kracht einem Hunde- und Möwen-Samples um die Ohren, 70er Gitarrenriffs wechseln sich mit billigstem Computerfiepsen ab, und plötzlich erscheint es einem, als würde das alles doch Sinn ergeben.
"Liquid Bird" entzieht sich praktisch jeder Beschreibung, aber probieren wir es trotzdem: Kalte Gitarren, darüber ein undefinierbares Dröhnen, gepaart mit sanftem Gesang, der stellenweise an Simon & Garfunkel oder - wiederum - die Beach Boys erinnert. Um noch eins draufzusetzen prügelt sich für wenige Sekundenbruchteile ein Stakkato-Schlagzeug in den Vordergrund. Dazu ein wenig Glockenspiel? Warum nicht! Und auch wenn dann noch etwas, das wie ein elektrischer Dudelsack klingt, hinzukommt, so wirkt das Stück in seiner Gesamtheit doch nie willkürlich oder zu schräg.
Die Beta Band kriegt die Kurve praktisch doch noch jedes Mal.
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