laut.de-Kritik

Amtlicher Bluesrock.

Review von

Eins vorab: Dieses Album ist alt. Es schwirrt schon seit 2003 durch die Weltgeschichte, feierte Erfolge in Dänemark und den Niederlanden. Jetzt wurde das dritte Studio-Album der kalifornischen Rockerbraut Beth Hart aufgemotzt und steht nun auch in Deutschland in den Plattenläden. Die aktualisierte Version enthält vier neue Songs, dafür fehlt von der ursprünglichen Scheibe "If God Only Knew", den Hart für ihren Vater geschrieben hatte. So etwas Privates geht also nur den Rest der Welt an und Deutschland nicht?

Lassen wir die technischen Details mal beiseite: auf ihrem dritten Album rockt Beth Hart ganz ordentlich, reichlich Blues-Elemente finden Eingang in die Songs und über allem dröhnt natürlich ihre Stimme, die mit ihrer Klangfarbe und Präsenz oft mehr hermacht als die Songs selbst. Vieles an ihnen klingt nicht ganz zeitgemäß, eher nach den 90ern als nach der Gegenwart. So klingt "World Without You" wie eine Mischung aus Skunk Anansie, K's Choice und Alanis Morissette, nur etwas aufgeräumter.

So verhält es sich fast immer, wenn die Songs nach vorne gehen. Voller Inbrunst besingt sie die dunklen Seiten ihres Lebens und die tiefsten Winkel ihrer Seele ohne dabei musikalisch an irgendeinem Punkt mehr als solide zu sein. Interessant wird es bei den Balladen, bei denen Beth Harts Stimme und die Melodie ganz im Zentrum steht. Dann nimmt die Tonfolge auch mal eine raffiniertere Wendung. So zum Beispiel bei "Easy", wo außerdem das starke Vibrato Harts fesselt.

Am stärksten wirkt "Lay Your Hands On Me", dessen klangliches Erscheinungsbild heraussticht. Der Beat und das eingestreute Klavier sind zwar nicht Portishead-würdig, erinnert aber doch an die Band der Namensvetterin Beth Gibbons. Eine wirklich schöne Gesangslinie. Bei "Broken & Ugly" geht sie nochmals richtig in die Vollen. Bluesiger Rock mit durchdrehender Orgel und hackendem Piano, man bedauert Beth Hart schon für ihre unausweichliche Heiserkeit am nächsten Tag.

Sie macht auf "Leave The Light On" eine Menge aus ihrer Stimme, ohne sie wäre dieses Album glatter Durchschnitt. So wird es seine Freunde finden, vornehmlich bei Fans des Amazonen-Rocks von Melissa Etheridge oder bei Leuten, die bei der "Nobody's Wife"-Runde auf die Tanzfläche strömen.

Trackliste

  1. 1. Lifts You Up
  2. 2. Leave The Light On
  3. 3. Bottle Of Jesus
  4. 4. World Without You
  5. 5. Learning To Live
  6. 6. Easy
  7. 7. Over You
  8. 8. Missing You
  9. 9. Lay Your Hands On Me
  10. 10. Broken & Ugly
  11. 11. Lifetime
  12. 12. Monkey Back
  13. 13. Sky Full Of Clover

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