laut.de-Kritik

Backenfutter für einen ohnehin schon übersättigten Markt.

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2017 war zweifelsohne das Jahr des Metro Boomin. Nicht nur als dominante Triebfeder hinter den großen Strömungen im kommerziellen Hip Hop, sondern auch mit mehreren Kollabo-Projekten mit Gucci Mane, 21 Savage und Offset befand sich Atlantas Legende-In-The-Making am Puls des Erfolges. Einer der großen Archtiekten der Trap-Welle, ein Hitmaker vor dem Herren. Und jetzt, kurz bevor das Jahr die Schotten dicht macht, gibt es noch einmal zehn Tracks Nachschlag.

Big Sean, seines Zeichen der mittelmäßigste Act, der trotzdem regelmäßig gute Songs schreibt, bekommt jetzt also auf "Double Or Nothing" zehn Instrumentals zur Verfügung gestellt, die aber im Vergleich zu den sonst sehr dichten und kohärenten Alben-Kollaborationen von Young Metro eher wie eine wahllose Deponie an Throwaways anmutet. Zugegeben, es gestaltet sich auch nicht einfach, ein sinnvolles Album für den jungen Mann zu schustern. Zeigte er sich auf Vorprojekten wie "Dark Sky Paradise" und "I Decided." doch eher unentschieden, wo er denn musikalisch zu verorten ist.

Diese Ziellosigkeit spiegelt nun auch das jüngste Tape eindrucksvoll wider: "Who's Stoppin Me" nimmt den Latin-Hype in Form von etwas formlos ausgespielten spanischen Gitarren mit. "In Tune" versemmelt das wundervolle Sample von Lori Perris "Up Against The Wind" zu einem relativ generischen Trap-Schlotterer. Wie schwer der Produzent sich tut, die Diktion seines MCs festzumachen, zeigt sich besonders dann, wenn Feature-Gäste eingeladen werden. Mit Travis Scott, 21 Savage und 2 Chainz wird da schon wesentlich intuitiver gearbeitet, die Songs klingen auch prompt wie Bonustracks von deren jeweiligen letzten Alben.

Natürlich gibt es auch ein paar solide Treffer. "Big Bidness" und "No Love, No Heart" ziehen gut und erklären doch zumindest ein wenig, wie Big Sean es in eine derart hohe Liga geschafft hat. Die meiste Zeit konzentriert sich das Kanye-Signing aber darauf, Bars zu spitten, die in seinem Kopf etwas besser geklungen haben dürften. "Wanna move in my safe, like my safe was a safehouse" oder "I love pussy so good it tastes like syrup mixed with cyroc and coconuts" befördert die Handfläche mit eiserner Verlässlichkeit mehrmals pro Track in die Stirngegend.

Am Ende des Tages fehlt diesem Tape das "I Don't Fuck With You", das "Bounce Back" oder das "Sunday Morning Jetpack“. Sean ist ein Single-Artist, der sich eingeredet hat, er müsse konzeptuelle Tracks und kluge Lyrics zu seinem Steckenpferd erheben. Das wäre ja eine noble Prämisse, würde es nicht zu totalen Ausfällen wie "So Good" oder "Reason" führen. Stärken wie natürliches Charisma und Humor werden etwas zu leichtherzig über Bord geworfen, um verkopfte Gimmick-Tracks und nur halbgare aufgehende Flowpatterns auszuprobieren.

Was bleibt ist Backenfutter für einen ohnehin schon übersättigten Markt. Solide genug, um ein klein bisschen Welle zu machen, aber insgesamt doch zu medioker und visionslos, um es auch nur über die Monatsgrenze des kollektiven Gedächtnisses zu schaffen. Beide Artists haben in diesem Jahr bessere und stimmigere Projekte abgeliefert. Wenn man nicht gerade Hardcore-Fan von einer der beiden Parteien ist, kann man für diesen Effort auch mal bedenkenlos passen. "Double Or Nothing" bleibt am Ende ein bräsiges Nullkommasiebenfünf.

Trackliste

  1. 1. Go Legend (feat. Travis Scott)
  2. 2. Big Bidness (feat. 2 Chainz)
  3. 3. Who's Stoppin Me
  4. 4. Pull Up N Wreck (feat. 21 Savage)
  5. 5. So Good (feat. Kash Doll)
  6. 6. Savage Time
  7. 7. Even The Odds (feat. Young Thug)
  8. 8. In Tune
  9. 9. Reasons (feat. Swae Lee)
  10. 10. No Hearts, No Love

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