laut.de-Kritik
Drei Songs, die einen Sommer retten können. Maximal einen.
Review von Michael SchuhMit den Black Kids verhält es sich ähnlich wie mit diesen Storck-Karamell-Zahnplomben: Zunächst erliegt man der Versuchung, danach verkleben sie alles und am Schluss ist einem schlecht.
Die Anziehungskraft auf jeden Wave-Popper geht bei dem Fünfer aus Florida von zuckersüßem 80s Synthiepop in Kombination mit einem Robert Smith-Vokalisten aus, was in seiner konzeptionellen Sturheit vor allem verdeutlicht, wie chartserprobt diese beiden Stilmittel mittlerweile sind.
Mangelnde Eingängigkeit ist denn auch wirklich kein Vorwurf, den man den Mittzwanzigern um das Geschwisterpaar Reggie und Ali Youngblood aus der Heimat Limp Bizkits anlasten könnte. In derselben Weise, wie die Single "I'm Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You" in offensivster Bubblegum-Popattitüde sowohl Indie-Nazis wie SWR 3-Hörer umgarnt, lässt sie leider auch Rückschlüsse auf die dichterischen Fähigkeiten des Herrn Youngblood zu.
Teenage Angst im Allgemeinen, die erste große Liebe und generelles Missverstandensein und Verstoßenwerden im Besonderen sind sicher Themen, die nie an Aktualität verlieren werden. Die Black Kids nähern sich diesem komplexen Emotionsgerüst jedoch zumeist mit harmlosen Kalauerreimen: "I must repeat / I think you're sweet" oder "It's fine all right, you can stay the night / But please be gone by next morning's light" (aus "Hit The Heartbrakes") könnte auch ein deutscher Siebtklässler erdacht haben. Derweil die Formulierung "My girl's been a real whore" als echter Fred Durst durchgeht.
Man schaltet also besser ab und lässt sich von der Musik einlullen, die im schönen Opener das charmante Gesangswechselspiel von Bruder und Schwester vorstellt. So klingt ein Song, der einen Sommer retten kann, wenn auch maximal einen.
Der erwähnte "Boyfriend"-Song erinnert dann anhand der Keyboardflächen und atypischem Smith-Stottern brachial an altgediente Cure-Singles. Gleichwohl: Aus ganz ähnlichem Sujet ("You are the girl that I've been dreaming of") hat Smith 1987 "Just Like Heaven" komponiert. Immer noch eine andere Liga.
"Hurricane Jane" ist der dritte und eigentlich auch letzte Anspieltipp, der nicht uneitel die Errungenschaften der Killers mit Martin Frys ABC vermählt, dessen Reaktion noch in diesem Jahr per ABC-Comebackalbum aussteht.
Der Rest bleibt schale, auf knapp 40 Minuten aufgeblasene Eintönigkeit, in der musikalisch alles zwischen Billy Idol ("I'm Making Eyes At You") und Howard Carpendale ("I've Underestimated My Charm Again") möglich scheint. Die Vier-Track-EP, mit der die Gruppe 2007 die Blogwelt auf den Kopf stellte, hätte auch gereicht.
3 Kommentare
ich hätte mir das album wahrscheinlich gekauft, wenn mir die black kids nicht dadurch einen dolch durchs herz getrieben hätten, dass sie "i'm not gonna teach [...]" für das album (bzw. für die single-auskopplung) nochmal neu aufgenommen haben. die ursprüngliche version (die jetzt zwar auch nicht soo anders klingt, im detail und im gesang dann aber doch schon) hat mir nämlich regelmäßig über monate hinweg das hirn weggeballert und war für mich DER smash-hit schlechthin. aber jetzt...
hier (http://www.youtube.com/watch?v=1G9nMIbPRB8) mal die alte version
und hier (http://www.youtube.com/watch?v=vaa4eGOtrTg) die neue.
http://hypem.com/track/680346/Black+Kids+f…)
der remix haut mich so weg
Ey, was ist das denn für eine geile Platte!?
Das ist doch endlich mal wieder 'ne richtig gute Standard-Indie-Pladde mit Kick. Sauber! Hab ich grad gebraucht.