laut.de-Kritik

Die Koblenzer grüßen vom Gipfel.

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Nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte scheinen die Koblenzer Indie-Heroen endlich auf dem Gipfel angekommen zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen war dafür allerdings kein kräftezerrendes Klettermanöver mehr nötig, denn bereits mit dem vergangenen Schaffen genossen die Mannen um Mastermind Kurt Ebelhäuser einen traumhaften Ausblick in schwindelerregender Höhe.

Nun aber ist es an der Zeit die Fahnen zu schwenken, das Revier zu markieren und die Seele zwischen Gipfel und Wolkenbeginn baumeln zu lassen, denn mit ihrem neuen Album "II" adeln sich die vier Rheinland-Pfälzer selbst: "Unser Traum war, ein großes, zeitloses Rockalbum zu machen. Für mich ist das der Ritterschlag, wenn man sowas hinbekommt. Und genau das war der Anspruch", berichtet Sänger Mathias Reetz. Wer träumt, versäumt – doch wer unbändig an der Verwirklichung der Fantasie tüftelt, der wird manchmal auch belohnt.

Los geht's mit seichten cleanen Gitarren-Akzenten und einem zarten Chor im Background, ehe sich die Verantwortlichen komplett einstöpseln und dem Songtitel mit schleppender Rhythmik und fetten Gitarrenwänden alle Ehre machen.

Es folgt die Single "The Rush", ein Song voll von vertrackten Zwischenspielen. Eine knappe Minute lang flirrt alles umher, bevor sich der brachiale Refrain wie eine Abrissbirne Platz verschafft. Blackmail setzen anno 2013 verstärkt auf das laut-leise-Gaul und galoppieren damit allen Branchenkollegen auf und davon.

Immer wieder zieht das Quartett an den Zügeln, nur um im nächsten Moment wieder reichlich Peitschenhiebe zu verteilen. Von der hintersten Studioecke bis hin zur Gesangskabine im Empfangsbereich wird Vollgas gegeben. Vor allem Aydo Abay-Nachfolger Mathias Reetz sorgt im Rampenlicht immer wieder für gleißende Lichtmomente ("O", "Sleep Well, Madness").

Nicht minder aufwühlend präsentiert sich Kurt Ebelhäusers Organ. Man sitzt förmlich wutentbrannt vor den Boxen, wenn sich des Bandchefs größter Harmonie-Moment("La Futura") bereits nach einer Minute ins Nirvana verabschiedet.

Doch der Frust ist nur von kurzer Dauer, denn progressive Glanzschwerter wie "Palms" und "Kiss The Sun", sowie das finale sechseinhalbminütige Dynamik-Spektakel "Dual" sorgen schnell wieder für beste Stimmung bei Freunden detailverliebter Indierock-Strukturen.

Blackmail katapultieren sich mit "II" bereits vorzeitig ins nächste Bandjahrzehnt. Auf einem Feuerball sitzend rollen die Koblenzer vom eingangs erwähnten Gipfel ins Tal und schieben dabei alles beiseite, was sich ihnen in den Weg stellt.

"It hits me like an impact": Mathias Reetz bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt.

Trackliste

  1. 1. Impact
  2. 2. The Rush
  3. 3. Shine
  4. 4. La Futura
  5. 5. Day Of Doom
  6. 6. Palms
  7. 7. Kiss The Sun
  8. 8. O
  9. 9. Sleep Well, Madness
  10. 10. Dual

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11 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Wird "La Futura" nicht von Ebelhäuser gesungen?

  • Vor 11 Jahren

    Ja, wird es. Sollte man eventuell.... in der Kritik berücksichtigen ;).

  • Vor 11 Jahren

    Mathias ist schon recht nah an Aydos Stimme und ein echter Glücksfund als Nachfolger. Schön auch das Scumbucket und Blackmail immer mehr verschmelzen durch Kurts Gesang jetzt öfters. Die Wuchtigkeit ist auf jeden Fall eine Stärke dieses Albums. Wobei es durchaus auch mal etwas knackier und schnörkelloser sein darf. Zwar erreicht dieses Album nicht meinen Favorit Aerial View... welches ich einfach vom Songwriting und vom Sound moderner und straighter finde aber Blackmail zeigen weiterhin das riesige Potential was vieleicht irgendwann auch mal etwas breiteren Erfolg findet.