laut.de-Kritik
Violinen-Gegniedel eines alten Rockers.
Review von Alexander CordasLaut Definition ist ein Konzert ein "Musikstück für ein Soloinstrument und Orchester". Einfacher und treffender kann man den Begriff kaum umschreiben und leichter lässt sich der Bogen zu vorliegendem Opus kaum spannen. Candice Night und Ritchie Blackmore machen auch nichts anderes, als mit ihren musikalischen Mitstreitern auf der Bühne - mal solo, mal mit "Orchester" - ihr Liedgut darzubieten.
Dass eben dieses so gut wie nichts mit Ritchies musikalischer Vergangenheit zu tun hat, wird sich wohl mittlerweile auch bis hinter Pusemuckel herum gesprochen haben und so zelebrieren Blackmore's Night auf "Past Time With Good Company" genau das, was sie bislang auf drei Studioalben so charmant und unaufdringlich in Szene gesetzt haben: Schöne Lieder. Dabei agieren sie mit der pasenden Instrumentierung und berühren allem Anschein die Herzen der Konzertbesucher.
Konzertant im ursprünglichen Sinne des Wortes und von allfälligem Ballast befreit legen sie dabei eine Spielfreude an den Tag, die man sich von manch einer Nachwuchscombo wünschen würde. Candice übernimmt dabei den Part des Hosts und führt humor- und stilvoll durch das Programm. Mit ihrem Neo-Folk oder wie auch immer man den eigenwilligen Stil der Band beschreiben möchte, heben sie immer wieder die Melodie auf den Thron der Throne und es spricht für die musikalische Ausnahmestellung Blackmores, wenn er sich dabei nicht unangenehm in den Vordergrund spielt, sondern sein Instrument immer in den Dienst des Songs stellt. So darf er zwar ab und an sein solistisches Können zeigen, bleibt aber immer wieder demütig im Schatten seiner Lebensgefährtin, die mit ihrer warmen Stimme das tragende Element darstellt.
Der Sound der Scheibe ist offensichtlich kaum nachbearbeitet worden. Laut ist anders und so hört man die Besucher hier - im Gegensatz zu manch anderen Bands - taktsicher mitklatschen und auch gesanglich wird das Publikum mit einbezogen. Die erste CD ist unter diesen Umständen eine kurzweilige Angelegenheit und trotz der sechzig minütigen Spielzeit allzu schnell vorbei. Sämtliche Songs von "Shadow Of The Moon" bis zum Deep Purple-Song "Soldier Of Fortune" stellen eine homogene Einheit dar, die in sich stimmig ist und Geschmack bei der Songauswahl beweist.
Der kurze Ausflug in vergangene Tage erfährt mit "16th Century Greensleeves" aus dem Rainbow-Debut von 1975 eine Fortsetzung, bevor die Band das Vermächtnis des Herrn Blackmore musikalisch ad acta legt. Das quirlige "Beyond The Sunset" besticht nicht zuletzt durch das fantastische Violinen-Gegniedel und den fast schon obligatorischen "Hey"-Rufen der Backing-Band, die ein ums andere mal auch von Seiten des Publikums aufgegriffen wird.
Das des öfteren zitierte und bei anderen Acts nur Peinlichkeit verursachende "Fallalalalala" unterstreicht hier jedoch die Leichtigkeit des Seins. Nicht aufgezwungene Schwere steht bei Blackmore's Night im Mittelpunkt, sondern die musikalische Freude am Leben. Exemplarisch hierfür ist die letzte Auskopplung aus dem "Fires at Midnight"-Album "Home Again" - der Spielmannszug kehrt nach langer Zeit glücklich nach Hause zurück.
Dass der Besuch eines Konzertes dieses Spielmannszuges immer eine Reise wert ist, beweisen Candice, Ritchie und Begleitung mit "Past Time With Good Company" über die Maßen. Ein gelungenes klingendes konzertantisches Dokument - im wahrsten Sinne des Wortes.
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