laut.de-Kritik
Knappe zwei Stunden dudelt und dreht sich die Leier.
Review von Alexander CordasFans müssen sich manches Mal sehr in Geduld üben, wenn es um lang ersehnte Releases ihrer Lieblinge geht. Kraftwerk-Fanatiker können ein Lied davon singen. Nicht ganz so lange spannen Blackmore's Night ihre Anhänger auf die Folter.
Erst drei Jahre geistert das Gespenst eines Konzertmitschnitts der Renaissance-Rocker durch die Internet-Foren. Angekündigt, dann wieder verschoben, dazwischen mal eben schnell ein neues Studioalbum eingeworfen, ist sie jetzt da, die DVD.
Ein opulentes Schmuckstückchen steht nun unter dem Namen "Castles & Dreams" in den Läden. Ein komplettes Konzert der Mannen und Frauen um Ritchie und Candice gehört ebenso zum Doppelpack wie massig Bonus-Features.
In der Burg Veldenstein in Neuhaus an der Pegnitz im schönen Frankenland fanden die Spielmänner sich 2004 ein. Das malerische Ambiente der über eintausend Jahre alten Burg bereitet den Boden für eine Performance im passenden Rahmen.
Die Bühne, auf der der Minnesang abgeht, hat erstaunlich wenig Platz zu bieten. Na egal, dann hat wenigstens Geyers platte Worts von der "intimen Atmosphäre" seine Richtigkeit. Candice glänzt einmal mehr mit ausgiebigen Ansagen, Verhohnepiepelungen ihres Lebenspartners ("remember the band he was in before? It was Abba") und Komplimenten an das Publikum.
Eine originalgetreue Umsetzung der Albumversionen kommt bei Blackmore natürlich nicht in die Tüte. Kleinere Variationen und instrumentale Ausschmückungen nimmt er sich gerne heraus, was den Tracks Lockerheit verleiht und sie aus der bloßen Rezitationsmühle befreit.
Kürzere Instrumentals wie "Durch Den Wald Zum Bach Haus" sind fester Bestandteil der Setlist, und selbst alte Songs aus Purple-Tagen integriert der Saitenderwisch ins Programm, ohne dass diese deplatziert wirken würden ("Child In Time", "Soldier Of Fortune", "Black Knight"). Ritchies musikalische Musen, die Geyers, entern bei "The Clock Ticks On" kurzerhand die Bühne, um die Band beim Tuten und Blasen zu unterstützen; und davon haben die eine Menge Ahnung.
Klanglich gibt's nichts zu meckern, die Kameraführung ist ab und an etwas verwackelt, manche Motive wirken etwas seltsam und nicht ganz hundertprozentig mit dem Konzertverlauf abgestimmt. Knappe zwei Stunden dreht sich die Leier und dudelt der Blackmore, bevor der Vorhang endgültig fällt.
Das Zusatzmaterial sorgt auch für Bonus-Lacher. Wenn bei einer romantischen Schifffahrt die komplette Band vor sich hin musiziert, ein Blackmore scheinbar gelangweilt an der Reling steht (mit schmuckem Mützchen und Sonnenbrille) während die restlichen Gäste durch den Türrahmen spähen. Der Fokus richtet sich zwar hauptsächlich auf die Protagonisten Blackmore und Night, die lange Spielzeit lässt jedoch genügend Raum, um auch Bandmitglieder, Crew und Begleiter zu Wort kommen zu lassen.
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