laut.de-Kritik

Elegante Verschmelzung von Deep House und Pop.

Review von

Bob Moses gehört hierzulande zu den Bands, die nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Die beiden Kanadier Tom Howie und Jim Vallance kredenzen seit 2015 feinsten und durchaus nachdenklichen Deep House-Pop, spielen regelmäßig namhafte Festivals wie Coachella, TomorrowWorld oder Lollapalooza und sind sogar Grammy-nominiert: Electro-Produzent RAC erhielt den prestigeträchtigen Preis in der Kategorie "Best Remixed Recording, non-classical" für deren Song "Tearing Me Up". Zudem avancierte vor zwei Jahren "Desire" in Kollaboration mit Zhu zum Hit.

Vielleicht erlangen Bob Moses ja mit ihrem dritten Album "The Silence In Between" mehr Zuneigung. Nach dem basslastigen und leicht bratzigen Einstieg "Seen It Coming" feuert das Duo alle drei Singles hintereinander weg, was immer die Gefahr birgt, zu schnell die Albumspannung zu verlieren. Nichtsdestotrotz glänzt diese Dreiklang mit gewohnt starker Qualität:

"Love Brand New" punktet mit einer kühlen, nebelverhangenen Atmosphäre, samt rollendem Beat und einer Prise Alternative-Rock. Feine Strukturen und elektronische Spielereien hört man in "Never Ending", melancholische Strophen und ein emotionaler Refrain runden es ab. "Time And Time Again" steht für solide Handwerksarbeit und klassischem Technobeat, gutes Pacing sowie stellenweise verträumten Melodien. Alles ganz wunderbar!

Kurz ein Wort zu den Lyrics. Diese bleiben vage und auf einem recht einfachen Niveau, verschachtelte Metaphern oder gar präzises Storytelling braucht niemand zu erwarten. Analog zu Roosevelt fungiert die Stimme als weiteres Instrument, das Wärme und Nahbarkeit ausstrahlt und für ein kohärentes Klangbild sorgt. Thematisch besingt Tom vor allem Zwischenmenschliches, mit allem was dazu gehört.

Zurück zur Spannung, denn diese bleibt tatsächlich erhalten, wenngleich sie marginal abflacht. "Back To You" gehört auf den kommenden FIFA-Soundtrack dank seiner hellen Synthies und leicht verzerrten Vocals. Ein astreiner Indie-Popsong. Das liebliche "Hanging On" bezirzt mit breiten Synthesizer-Flächen, die entfernt an Empire Of The Sun erinnern. "The Rush" hingegen kommt nicht über das Prädikat 'Arbeit nach Vorschrift' hinaus.

An dieser Stelle wächst die Befürchtung, dass die Kanadier das Album langsam auslaufen lassen - doch weit gefehlt. "Broken Belief" erstickt sie im Keim und kristallisiert sich als das glasklare Highlight heraus: Sinistrer Cyberpunk mit Chiptune-Einlagen, die mit passenden Propaganda-Sprüchen aus Lautsprechern ergänzt werden. Im sich öffnenden und schwermütigen Refrain schimmern die Depeche Mode der 80er hindurch. Großes Tennis!

Das traurige "Ordinary Friend" geleitet zum Closer "Believe", ein sechsminütiges Manifest darüber, was Bos Moses ausmacht. Ein elegischer Abschluss, der sich die nötige Zeit nimmt, mit hervorragend gesetzten Übergängen verschiedener Stimmungen zu wachsen und dabei den Albumtitel aufnimmt. Es steht exemplarisch für die elegante Verschmelzung von Deep House und Pop, die auf "The Silence In Between" mehr denn je zur Geltung kommt.

Trackliste

  1. 1. Seen It Coming
  2. 2. Love Brand New
  3. 3. Never Ending
  4. 4. Time And Time Again
  5. 5. Back To You
  6. 6. Hanging On
  7. 7. The Rush
  8. 8. Broken Belief
  9. 9. Ordinary Friend
  10. 10. Believe

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