laut.de-Kritik
Indierock war letztes Jahr, heute zelebriert das Quartett den Folk.
Review von Martin LeuteSo schnell ändern sich die Zeiten und mit ihr die Gewissheiten. Hatte es die junge Londoner Band mit ihrem Debüt "I Had The Blues But I Shook Them Loose" (2009) noch ordentlich krachen lassen und mit "Always Like This" einen veritablen, an Vampire Weekend erinnernden Song im Gepäck, gestaltet sich deren musikalische Welt nun völlig anders.
Statt erneut ein Indierock-Paket mit Post-Punk-Verweisen und Wave-Anleihen zu schnüren, stöpselt das Quartett nun die E-Gitarren aus und schlägt mit seinem Zweitling einen akustischen Weg ein, der sich am Singer/Songwriter-Folk der 70er-Jahre orientiert.
Als Inspirationsquelle verweisen die Jungs auf die Plattensammlung des Vaters von Frontmann Jack Steadman, die sie in die Welt von Nick Drake, John Martyn, Joni Mitchell und Neil Young einführte. Daraus resultiert ein sanftes Werk, das man atmosphärisch in die Nähe des famosen Bright Eyes-Albums "I'm Wide Awake It's Morning" rücken kann.
Da sind zwei zumeist gezupfte Gitarren, die zart miteinander spielen und perlende Arrangements entwerfen, während der Bass kaum hörbar seine Kreise zieht und das Schlagzeug dezent mit dem Besen geschlagen wird. Die unaufgeregten und bruchlosen Melodien kommen ohne extrovertierte Refrains aus, besitzen aber jederzeit genug Spannung, um das Album am Laufen zu halten. Steadmans leicht entrückt tönendem Gesang krönt die Lieder. Seine sensible Introvertiertheit vermag der Sänger expressiv auszudrücken und bettet sich immer wieder in behutsame Background-Gesänge.
Mal nimmt die Band einen sachte galoppierenden Rhythmus auf ("Rinse Me Down", "Many Ways", "Ivy & Gold", "My God"), mal nimmt sie das Tempo raus, um mit feinsinnigen Gitarrenmustern die Schönheit der Gelassenheit zu zelebrieren ("Leavin Blues", Word By Word", "Jewel") oder ergreift mit einem von Steadman und Lucy Rose intonierten melancholischen Duett ("Flaws").
"Dust On The Ground", das man schon vom Debüt kennt, glänzt nun in entschlackter Version im langsamen 4/4-Takt, die Interpretation von John Martyns "Fairytale Lullaby" steht mit der sonnig gezupften Akustischen dem Original hinsichtlich der Eindringlichkeit in nichts nach. "Swansea", das auf den Lyrics des gleichnamigen Songs von Joanna Newsom gründet, hält dann schließlich doch noch einen Bruch parat und wartet erstmals mit einer eingängigen Synthielinie auf, die die Gitarre abzulösen scheint. Wer mag, kann darin einen Verweis darauf lesen, wie das nächste Album des Bombay Bicycle Club womöglich klingen wird.
Wie auch immer deren musikalische Reise weitergeht, heute glänzen die Jungs mit ihrer eindringlichen Vorstellung von zeitlosem Folk vollauf. "Flaws" besticht mit einer warmen Stimmung, einer erstaunlichen Reife und spielerischen Leichtigkeit, die die Entscheidung zu diesem Stilwechsel absolut rechtfertigen. Ein mutiger wie überraschender Schritt mit wunderbar gelungenem Ergebnis!
5 Kommentare
Ich bin sicher, ich werde auch dieses Album lieben..
edit kaputt...
JA, ich liebe es.
erste album war zum niederknien. dies hier nicht.
boah, ist das lahm
das album ist wunderschön.
meiner meinung nach eines der besten des jahres.