laut.de-Kritik
Noch nicht ganz Champions League, aber UEFA-Cup.
Review von Mathias MöllerSucht man bei Amazon nach Boozed, bekommt man den freundlichen Hinweis, dass Kunden, die Boozed kauften, auch die neue Turbonegro-Scheibe erworben haben. So oft das, was Amazon dem Konsumenten empfiehlt, Bullshit ist, so sehr trifft es hier zu.
Boozed, die Band aus dem niedersächsischen Städtchen Bramsche, spielen das, was sie selbst Acid Blues nennen. Ich nenne es R'n'R mit einem Anflug von Schweinerock hier und da. Irgendwo zwischen dem angepissten, leicht punkigen Sound von Danko Jones und dem soul-bluesigen Rock der Hellacopters bewegt sich auch ihr drittes Album "Acid Blues".
Nachdem die ersten beiden Tracks noch ziemlich gut nach vorne gehen, zeigen sie mit "Stop Your Revolution" Einfühlsamkeit. So einen Song hätten Nicke Andersson und Co. nicht besser hinbekommen. Ein Southern-Rock-Klavier und leicht soulige Backgroundsängerinnen tragen die rauhe Stimme von Sänger Markus durch den Song.
Nummern wie "Bad Seed" oder "Walkover Man" gehen doch recht deutlich in Richtung Punk'n'Roll à la Sweatmaster. Wenn Boozed weit nach vorne gelehnt sich darauf besinnen, was sie am Besten können, nämlich Arsch treten, dann sind sie richtig gut. Bei "Shotgun" beispielsweise scheint die Gruppe vor Energie schier zu explodieren. Ätzend ist hier nichts, eher explosiv.
Boozed spielen noch nicht unbedingt in der Champions League, aber durchaus schon im UEFA-Cup. Aus der R'n'R-Provinz kommt nichts Neues, aber das kommt gut. Für Leute, die in modernen, gut gemachten R'n'R nur mal reinschnuppern wollen, seien nach wie vor Hellacopters oder Gluecifer als echte Hausnummern empfohlen. Aber wer mal ein bisschen tiefer graben will, macht mit Boozed absolut nichts falsch.
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