laut.de-Kritik

Entspannter Ska und feuriger Punk im reflektierten Comedy-Duett.

Review von

Aus hirnlosen – Verzeihung - Wichsern soll die siebenköpfige Skapunk-Combo bestehen. Während man noch über die ewige Ambivalenz des Genres Punk von, ja, hirnlosem Spaß und hirnschmalztriefender Gesellschaftskritik grübelt, grüßt aus der Ferne schon die Ironie. Selbstverständlich sind die Herren ganz und gar keine Blödiane. Durch ihre Musik schlängelt sich schon wie durch den Bandnamen selbst eine recht kluge Uneigentlichkeit, die sich recht smart immer wieder zwischen Ernst und Spaß einpendelt.

"Outsource The CEOs" startet mit schnellen Bläsern, die fast wie klingen wie Ersatzgitarren. Die Brainless Wankers machen Punk und wickeln hauptsächlich in Form zweier Trompeter eine frische Portion Ska drum herum. Im Text wird dann auch gleich eine Lösung zur Globalisierungsproblematik erarbeitet: Die Ober-Manager werden einfach ausgestellt. "Long Live The Random Generators" fährt im gleichen Tempo weiter und scheint schnell (mit Refrainshouts und Bergen von Text) als Punkstandard abgetan. Erst mit zunehmendem Hören bemerkt man, dass sich hinter dem Gitarrenriff fast etwas klassisch Barockes verbirgt, das dem Lied eine Dramatik wie aus einem Filmsoundtrack verleiht.

Dieses Gefühl, so irgendwie hinten herum gerade Teil von ganz großer Musik zu werden, kann die Band auch fast über das gesamte Album hinweg halten. So mutet "It’s Okay Not To Feel Not Okay" in den ersten Takten sehr wie (zu) althergebrachter Collegepunk an. Dann indes schleichen sich Bläser an, schmiegen sich noch in die Gitarren ein und werden dann deutlich songstützend. Ihre eigentliche Heimat finden sie im wiederkehrenden Ska-Teil, der immer nach dem Refrain seinen Auftritt feiern darf. Und beide, Ska und Punk, sehen schließlich stolz zu, wenn die Trompete von Tim Lange solo auch noch Jazztöne mit nach Hause bringt.

"Joy’s not inferior to grief / That’s the philosophy in brief" klärt Oliver Reinert all diejenigen auf, die glauben, musikprogrammatisch traurig sein zu müssen. Gut, dass das mal jemand übernimmt. Sowieso möchte man Brainless Wankers dann am liebsten mögen, wenn sie unernst Ernst machen: "You Might As Well Like It" stützt sich in diesem Unterfangen etwa auf einen (wissenschaftlich korrekt zitierten) Artikel aus der "Science". Die Gruppe besingt, was er besagt: Irgendwann mag man, "if social pressure is strong", jegliche Musik, die auch die Freunde goutieren. Lustig und irgendwie wahr ist diese Erkenntnis gebettet in einen netten Refrain in Moll. Spaß und Moll vereint sind nun genau das, was den Soundtrack des großen Wanker-Blockbusters ausmacht.

Selbstverständlich sind es vor allem auch die Texte, von denen der Punk der Band lebt. Bei aller musikalischen Bandbreite – das Große und Ganze ist halt durchweg Ska-Punk, von den Mad Caddies bis zu Pennywise, von Tücken wie Double-Bass-Überfluss und Schrei-Schwemme. Dennoch machen die Herren Hirnlos ihr Ding gut. Weil sie auch merken, dass es irgendwann reicht mit der Ironie. Trotzdem fädeln sie dann nicht ins Fahrwasser der neuen Ernsthaftigkeit ein, sondern fragen sich im einprägsamen Refrain von "Struggle To Fight", was es überhaupt bringe, sich gegen irgendwas aufzulehnen, wenn man letztendlich nur Halsweh davon bekomme. "If Everything Else Fails" ist relaxed wie Ska klingt, fast mit der Wohligkeit der Titelmelodie einer Familien-Vorabendserie, aber doch mit dem Feuer des Punk an den Saiten. Und lässt mehr Lachen als die meisten Familien-Vorabend-Comedy-Formate.

Trackliste

  1. 1. Outsource The CEOs
  2. 2. Long Live The Random Generators
  3. 3. It's Okay Not To Feel Not Okay
  4. 4. You Might As Well Like It
  5. 5. The Good Guys
  6. 6. Common Sense
  7. 7. Victory Of The Moment
  8. 8. The Shape Of Things To Come
  9. 9. Struggle To Fight
  10. 10. Use Your Disillusion
  11. 11. Blame Information Overload
  12. 12. Brutality Workshop

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