laut.de-Kritik
Suchtpotenzial für jeden Metalcore-Fan.
Review von Jan HassenpflugBesser wird, wer seine Stärken unnachgiebig perfektioniert. Eine Kunst ist es, dies ohne Tapeten- oder Perspektivwechsel in der eigenen Komfortzone zu schaffen: Gerade weil Bury Tomorrow ihre Bestimmung und Identität nie in Frage stellen, wachsen sie mit jeder Platte.
Demnach haben die fünf Jungs aus Southampton auf "Cannibal" den vorläufigen Höhepunkt ihrer Schaffenskraft erreicht. Es gibt keine unsicheren Momente mehr, keine Lücken füllenden Verlegenheiten. Alles fügt sich mit purem Selbstverständnis zusammen.
Und so geht sie ab, die wilde Luzie: "Choke" knüppelt gleich so kompromisslos drauf los, dass die Ohren qualmen. Inmitten der technisch blitzsauberen Metal-Chose bleibt Jason Camerons Klargesang in bewährter Manier der zuckersüße Kontrast. Innerhalb des Genres vergoldet er die Melodien wie kaum ein Zweiter.
Ein geschmeidiges Picking, ein Chorus zum Niederknien und natürlich zünftiges Gepolter: Spätestens der Titeltrack verschlingt seine Zuhörer wahrhaftig. "The Grey", "Imposter" und "Better Below" haben zwar ein identisches Konzept, doch jeder für sich eine einzigartige, sehr düstere Stimmung.
Nach eigener Aussage wagt sich Shouter Dani Winter-Bates auf dem siebten Studioalbum erstmals sehr direkt an persönliche und abgründige Themen heran. Tatsächlich sind die Stücke so dicht und zielstrebig arrangiert wie nie zuvor. Dazu trägt die brachiale Durchschlagskraft seiner Vocals bei.
Als müssten sie der Welt beweisen, was in ihnen steckt, legen Bury Tomorrow mit dem monströsen Einstieg jedenfalls alles in Schutt und Asche. Mitreißende Melodien und brutale Breakdowns bergen Suchtpotenzial für jeden Metalcore-Fan. Für die zweite Albumhälfte stellt sich unwillkürlich die Frage: Was soll da noch kommen?
Hier liegt der einzige Knackpunkt eines wirklich starken Albums. Gegen Ende müssen sich die Briten an einem Maßstab messen lassen, den sie selbst eingeführt haben. Mit Stadion-Refrain schwimmt "Gods And Machines" noch mit auf einer Woge der Euphorie. Spätestens "Voice & Truth", "Cold Sleep" oder "Dark Infinite" leiden darunter, dass die besten Geschichten bereits erzählt sind.
Und was wäre aus "Quake" geworden, hätten Bury Tomorrow nach feinfühligem Beginn nicht doch wieder die Kettensäge ausgepackt? Die hätte es nicht gebraucht. Da Cameron durchaus das Zeug dazu hat, diesen Song anders ins Ziel zu bringen, enttäuscht der Verlauf. Derlei Kritikpunkte verkraftet das Gesamtpaket aber locker. Anwärter auf die Genre-Platte des Jahres!
3 Kommentare
Wirklich gutes Album, aber Bury Tomorrow treten zu sehr auf der Stelle. Innovationen gibt es kaum und die ganz großen Hits fehlen auch, weshalb es meiner Meinung nach nicht an "Black Flame" rankommt.
Jop, top Album! Schon ein paar Male durchgeballert! ^^
Jason Cameron nicht James