laut.de-Kritik
Stilprägender Genremix zwischen Wüstenrock und Vorstadtblues.
Review von Martin LeuteBereits seit Mitte der Neunziger sind die Multiinstrumentalisten Joey Burns und John Convertino mit unterschiedlichen Mitmusikern nun als Calexico aktiv. Wer die Band bei einem ihrer Auftritte erleben durfte, der weiß, dass ihr stilprägendes Schaffen, das sich sowohl aus der angloamerikanischen als auch der hispanischen Musiktradition speist, ein Garant für ein impulsives Live-Ereignis für alle Beteiligten darstellt.
Es ist als Dank an die treuen Fans zu verstehen, dass Calexico nun ein limitiertes, zwölf LPs umfassendes Box-Set mit Songs veröffentlicht haben, die auf keinem offiziellen Album zu finden sind und die man bisher nur im CD-Format bei den Konzerten der Band erwerben konnte. Wer es versäumt hat, sich diese Vinyl-Box oder einige der acht CDs zuzulegen, der kann alternativ nun auf diese Kompilation zurückgreifen.
"Selections From Road Atlas 1998 –2011" beinhaltet 16 Songs und bietet einen wunderbaren Einblick in das musikalische Wirken dieser Band. Zwischen trockenem Wüstenrock und staubiger Vorstadtmelancholie thematisieren Calexico musikalisch wie lyrisch die angespannte Situation im Grenzbereich zwischen der Vereinigten Staaten und Mexico.
Feine, knarzige Tex-Mex- Instrumentalstücke ("Glowing Heart To The World", "Waitomo", "Inch By Inch") die als Soundtrack jedem Spaghetti-Western gut zu Gesicht stünden, verweisen auf das famose Debüt dieser Kombo ("Spoke", 1997). Tracks wie das psychedlisch-funkige "Detroit Stream", das auf ungestüme Percussions setzende "Entrenado A Los Tigres" oder das rockinfizierte "Lost In Space" offenbaren zudem ebenso jenen erdigen Session-Charme wie die raue Version des großartigen "Crystal Frontier" ("Hot Rail", 2000), den die Band die letzten Jahre etwas hat vermissen lassen.
Daneben präsentiert sich Burns mit zurückgelehnten Folknummern, die die geschmeidige Atmosphäre des "Garden Ruin"-Albums (2006) aufgreifen. Als stimmungsvoll-nachdenklicher Songwriter ("Half A Smidge", "Gift X-Change", Ghostwriter"), lässt er in seiner Version des traditionellen Kinderliedes "All The Pretty Horses" sanft die Lap Steel säuseln oder überrascht in "Griptape" mit smartem Folkpop.
Es handelt sich bei "Selections From Road Atlas 1998-2011" um eine rundum gelungene Zusammenstellung, die Calexicos Facettenreichtum illustriert. Für den Fan stellt diese Selektion eine unverzichtbare Ergänzung zu den bisherigen Veröffentlichungen dar, für den Neueinsteiger eine niveauvolle Möglichkeit, sich dem Wesen dieser einzigartigen Band anzunähern.
Noch keine Kommentare