laut.de-Kritik
Bounce Bounce Bounce mit den Disco-Häschen Rihanna und Kelis.
Review von David HutzelMit seinem Debütalbum" betrat Calvin Harris noch erfrischende Gefilde und machte die Disco mit tanzbarem Pop und Weirdo-80er-Electronica zum "New Cool". Lange ist's her. Manche Beobachter werden nun sagen, der Abwärtstrend habe bereits mit dem Zweitling von 2009 begonnen und würde jetzt nur konsequent Haferbrei-Pop-mäßig fortgesetzt.
Mit "18 Months" verlässt der Schotte jedenfalls seinen anfangs hart erarbeiteten Platz in der Nähe von Ed Banger und DFA und stellt sich im Club diszipliniert und direkt neben Taio Cruz, Lady Gaga und Co. Diese Marschrichtung entblößt sich schon beim Blick auf die Features: Ab mit Rihanna und Tinie Tempah in die Großraumdisse.
Den Beginn macht nach einem Intro das Feature mit Kelis: Ein gelooptes "Bounce ... Bounce" bleibt das Auffälligste an der ansonsten einfachen Melodie. Der Bums-Offbeat wird im weiteren Verlauf so überstrapaziert, dass man förmlich darum bettelt, von einem nicht-elektronischen Drummer die Snare um die Ohren gewirbelt zu bekommen. In "Feel So Close" darfs zu Pianoakkorden auch mal ein Pseudo-Gitarrenriff sein.
Viele Albumtracks wurden schon lange im Vorfeld des Albums veröffentlicht. Der Opener beispielsweise im Juli 2011 (!) und auch den Formatradio-Song "We Found Love" dürfte kein Mensch mehr hören können. "We Found Love In A Hopeless Place" - die Hoffnung auf gute Popsongs hat man hier noch nicht aufgegeben. Ob allerdings unter den vielen wabernden Pro-Tools-Sounds noch mit Liebe eingespielte Klänge zu finden sind?
Das folgende "We'll Be Coming Back" ist ein Elektropop-Song mit ruhigen Vocals und 8-Bit-Sound-Anleihen. "Mansion" hingegen erinnert irgendwie an Deichkind, die LSD werfend den Karneval in Rio crashen. Wobbelnd und mixend geht's mit "Iron" weiter, bevor Ellie Goulding in dem ihr spendierten Feature "I Need Your Love" im Refrain energisch wie hymnenhaft zum Partykracher ansetzt. Das toppt "Drinking From The Bottle" noch: Klar, Tinie ist jetzt mit von der Partie.
Bemerkenswert: Mit dem kleinen Zwischenspiel "School" wirft Calvin Harris nochmals einen Blick zurück in seine Vergangenheit. Er schickt einen subtilen Gruß an Acid House und Justice - als wäre alles einfach nur ein Scherz. Balsam für den Fan der ersten Stunde, doch bezeichnender Weise gibt er dem Track nicht einmal zwei Minuten. Ähnlich positiv fallen nur noch die zwei Popsongs gegen Ende auf: "Sweet Nothing" mit Florence Welch und der Schlusstrack "Thinking About You" - beide Male mit schönen Pop-Stimmen ausgestattet, wirken geradezu angenehm. Ein netter Schluss - weil nicht ganz so straight, glatt und mit wenig Wiedererkennungswert wie das Gros des Albums.
4 Kommentare mit 3 Antworten
Habs mir angehört nachdem mir 'Sweet Nothing' und 'Bounce' wirklich gut gefallen habn, mehr gibt das Album aber auch nicht her.
Der immer selbe Nintendo Eurodance Sound verteilt über die kompletten 15 songs, wers nicht gehört hat verpasst nix.
Da bin ich anderer Meinung
Eins meiner absoluten Lieblingsalben dieses Jahr.
Bis auf die puren Instrumentalsongs ist wirklich jedes Lied der Hammer.
Favoriten:
WFL
Sweet Nothing
I need you love
Drinking from the bottle
We'll be coming back
So ist es! Kein Ausfall unter den 15 Titeln!
Stimmt!
David, gut geschrieben, kann aber deine Meinung nicht teilen. Das ist alles nur Geschmackssache. Du magst einfach diese Musik nicht, stimmt's? Ich finde das Album super! Aber jeder hat natürlich seinen eigenen Geschmack. Meine Favoriten sind Bounce, Feel So Close, I Need Your Love und Drinking From The Bottle. LG Linus (Jeff ist nur mein Nickname)
Mehr würde ich dem Album auch nicht geben. Calvin hat den Fehler gemacht, zu viele bereits veröffentlichte Lieder draufzuhauen, und auch jetzt, etliche Jahre später ist das Album nicht sonderlich interessant. Ich muss zugeben, ich mag School auch, und ebenfalls Feel So Close, wo sich Calvin sogar als guter Sänger zeigt (siehe ja auch die ersten beiden Alben, schade, dass er ab 18 Months mehr oder mehr das singen überlässt), und Bounce finde ich im Gegensatz zum Autor aufgrund der 8-Bit-Beats sogar AMÜSANT, aber was den Rest angeht, da wäre ich froh, wenn ich ihn nie wieder hören muss. Würde mal sagen, die Tiefpunkte sind We Found Love, Iron, Drinking From The Bottle und Here 2 China.