26. April 2010

"Ich musste mich emanzipieren"

Interview geführt von

"Chakuza wird bei laut.de wieder nicht über zwei Punkte hinaus kommen. Hab ich im Urin.", zwitschert es im Web 2.0. ...Das Vögelchen sollte mal seine Harnwerte testen lassen: Mit "Monster In Mir" liefert Chakuza mehr als solide Unterhaltung. Als im Windschatten der Platte ein Interview-Angebot ins Haus flattert, bleibt wenig zu überlegen.

Schön, dass du dir ausgerechnet für mich Zeit nimmst. Über dein erstes Album hab' ich geschrieben: "Macht überhaupt keinen Spaß".

(Lacht) Ich weiß. Ich hab' mich selber irgendwie gewundert, dass das Interview überhaupt zustande kommt. Als ich gehört habe, laut.de, da dachte ich mir schon: Oh ... okay.

Wir haben uns auch gewundert. Die Beziehung Ersguterjunge-laut.de ist ja nicht gerade rosig. Aber deine Promo-Firma hat uns den Termin vermittelt. Nicht das Label.

Ah so. Ja, klar. Wir - als Beatlefield - arbeiten jetzt auch eher mit der Promo-Firma. Von daher ... ist die Sache einfacher.

Was uns angeht: ein guter Entschluss. Ich hab' mich über das Album gefreut.

Das freut mich natürlich auch. Ich hab' die Review gelesen. Ich war, wie gesagt, sehr, sehr verwundert. Ich hab' ja schon wieder Schlimmstes erwartet. Aber es war im Endeffekt sehr cool.

Hihi. Dein "Monster In Mir" und "Azphalt Inferno 2" von Azad spielen meiner Meinung nach in einer ähnlichen Liga. Ich hoffe, mit dem Vergleich mit Azad trete ich dir nicht auf den Schlips?

Nee. Nee, überhaupt nicht.

Reden wir erst mal über deine Platte. Was bist du für ein Typ - jemand, für den ein Album abgehakt ist, sobald es draußen ist?

Zur Zeit ist es schon noch voll präsent für mich. Gerade jetzt, wo wir anfangen, live zu spielen - und dann natürlich im Herbst auch noch mehr live spielen wollen. Jetzt greifen wir noch alles ab, was wir kriegen, von daher ist es präsent. Für mich sind Alben sowieso irgendwie immer präsent, weil mich jeder immer drauf anspricht. Im Endeffekt steckt ja auch immer ein Stück von mir drin, wenn ich so was mache.

Manche finden, wir Journalisten legen Alben immer viel zu schnell ab, während es für den Künstler selbst noch das aktuelle Werk ist. Andere sagen: "Ich hab' das fertig, es ist draußen, es ist cool - aber ich hab' schon wieder den Kopf voll mit neuen Dingen."

Neue Dinge hab' ich natürlich auch im Kopf, is' klar. Der Entstehungsprozess dauert ja lange. Es dauert noch mal, keine Ahnung, drei, vier Monate, bis das Album dann rauskommt, obwohl es schon fertig ist. Aber alles wird wieder irgendwie aufgefrischt, an dem Tag, an dem es dann draußen ist. Ab dem Moment, in dem man wieder Interviews gibt.

Am laufenden Band, wie ich sehe. Man stolpert gerade überall über dich. Aber natürlich muss auch ich dich auf den Satz ansprechen, der einem aus dem Presse-Info zu "Monster In Mir" entgegen springt: "Das wird mein letztes reines Rap-Album sein."

Ja. Man merkt ja, dass wir uns von Album zu Album weiter entwickelt haben. Der nächste logische Schritt für mich ist dann natürlich, mit Band zu arbeiten, auch mit Sängern und so weiter. Ich hab' jetzt keinen Bock mehr, Standard-Hip Hop zu machen. Man wird ja älter - und der Musikgeschmack wechselt natürlich auch ein bisschen. Wir stellen jetzt eine Band zusammen, wollen aber trotzdem noch den Beatlefield-Sound bringen, den wir sowieso haben. Wir wollen praktisch unser Ding umsetzen. Ich werde natürlich weiter rappen, aber ich werd' mich, was das betrifft, auf jeden Fall ein bisschen zurücknehmen und ... Es klingt komisch, wenn ich sage: "ein erwachsenes Album machen". Aber es geht schon eher in diese Richtung. Ein Album, das man von 14 bis 40 hören kann, ohne, dass man sich schämen muss.

Das klingt höchstens für Leute komisch, die unser Alter noch nicht erreicht haben.

Ja, wahrscheinlich.

Eine komplette Abkehr vom Rap, wie es etliche Leute gerade demonstrieren, die auch im Hip Hop angefangen haben und jetzt Reggae-, Funk-, Singer/Songwriter- oder Rock-Sachen machen, ist keine Option für dich?

Nee, überhaupt nicht. Gar nicht, das geht gar nicht. Ich liebe ja Hip Hop. Ich bin damit groß geworden, das ist einfach meine Musik. Aber ich liebe Rock halt genauso und will das jetzt ein bisschen verbinden - auf eine coolere Art als Crossover-Rap. Auch was, was mir dann wieder gar nicht gefällt. Mal kucken, was dabei rauskommt. Es steht auf jeden Fall eine Menge Arbeit an.

"Ich tu' mich schwer mit Erwachsenen-Rap"

Auch ohne Disstracks, die bekanntlich nicht dein Ding sind, birgt dein Album derbe Battle-Ansagen. Glaubst du, dass dieses Battlerap-Ding eher ein Jugendphänomen ist?

Ich weiß nicht, keine Ahnung. Ich denke, das ist immer schon da gewesen, im Hip Hop. Es wird auch nie aufhören. Ich mag das ja auch noch. Aber nicht mehr auf Album-Länge. Für mich selbst find' ich das okay. Ich werd' auf jeden Fall noch Mixtapes machen, auf denen ich mich austoben kann. Das ist ja auch so 'ne Art Ventil, weißt du, wo man sich einfach mal richtig auslassen kann. Man hat Kumpels, man sitzt einen Abend lang da, man erzählt sich nur Scheiße, gegenseitig, und man lacht sich tot. Sowas bleibt hängen. Das kann man in Battlerap gut verpacken. Von daher mach' ich das noch sehr gerne. Aber nicht mehr auf Album-Länge, wie gesagt. Wir sind ja eigentlich auch Musiker. Ich rappe natürlich hauptsächlich, aber ich bin auch Musiker. Ich hab' schon Ahnung von dem, was ich mache.

Hank Shocklee meinte mal, dass Rap so oft als Jugendphänomen abgestempelt wird, liege daran, dass die Industrie hauptsächlich Rap für junge Leute rausbringen und den erwachsenen Spielarten keine richtige Plattform bieten würde. Teilst du die Ansicht?

Nein, das glaub' ich nicht. Was ist mit Gentleman, beispielsweise? Der macht von mir aus jetzt Reggae, aber der hat damals mit Freundeskreis angefangen. Die hatten ja auch die Plattform. Was Battlerap betrifft: Dass sich das kein Erwachsener kauft, erscheint mir ganz logisch. Ich glaube, von daher kommt das. Nicht wegen irgendeiner Plattform oder weil irgendeine Plattenfirma sagt: "Okay, wir machen jetzt nur Musik für Junge." Das glaub' ich nicht, auf keinen Fall. Es ist doch automatisch so, dass sich jüngere Leute eher so was anhören als, was weiß ich ... Reggae.

Was, glaubst du, muss Rap-Musik mehr oder anderes bieten, um für Erwachsene interessant zu bleiben?

Ich tu' mich immer so schwer mit "Erwachsenen-Rap". Im Endeffekt kommt es auf die Musik im Ganzen an, auf das gesamte Produkt. Das sag' ich ja auch immer. Ich denke, dass man auf jeden Fall Schimpfwörter weglassen und eher Konzept-Songs machen sollte, wo auch wirklich was dahintersteckt, außer ein bisschen so bei Themen an der Oberfläche kratzen und das wars. Das macht erwachsenen Rap für mich aus.

Wenn man sich Interviews mit dir anhört - oder auch jetzt die aktuelle Platte - wirkst du Anfeindungen gegenüber relativ unerschütterlich. Hast du dir dieses dicke Fell erst erarbeiten müssen - oder bist du ein Mir-egal-was-die-anderen-sagen-Typ?

Ja, das auf jeden Fall. Ich bin hier, um meine Musik zu machen, und nicht, um mich mit irgendwelchen Leuten rumzuschlagen, die ich nicht kenne. Die meisten Anfeindungen passieren eh nur, um Aufmerksamkeit für die eigene Platte zu bekommen. Weil halt die Musik so Kacke ist, muss man versuchen, mit sowas Aufmerksamkeit zu bekommen. Da kann ich guten Gewissens drauf scheißen. Für mich zählt nur die Musik und nicht dieses ganze Drumherum. Das mir zu kindisch - und für mich auch verlorene Energie. Ich hab' keinen Bock, mich hinzusetzen und tausend Diss-Tracks gegen jemanden zu machen - mir überhaupt den Kopf über irgendjemanden zu zerbrechen, der mich im Endeffekt gar nicht interessiert.

So lange es unterhaltsam ist, hör' ich mir das gerne an. Wenn jemand gute Bilder hat oder witzige Sprache ...

Leider geht es zur Zeit oft in eine Richtung, wo es gar nicht mehr witzig ist, wenn man Sachen über sich selber hört. Weil da echt schon krasse Sachen benutzt werden. Ich hab' keinen Bock, mir anzuhören, wie jemand über meine Familie herzieht. Das ist einfach nicht cool. Wenn solche Sachen passieren sollten, regelt man das nicht mit Musik. Dann muss man sich schon gegenüber stehen und mal ernsthaft drüber reden.

Das heißt, du trennst die Bühnenperson Chakuza von dem Menschen dahinter?

Nee. Eigentlich nicht. Ich das auch gerade deswegen, weil ich es nicht trenne. In meiner Musik steckt ja auch sehr viel Persönliches drin, von daher ... Was das betrifft, das prallt einfach von mit ab und ich denk': "Okay, Junge, im Endeffekt sieht man eh, wer am längeren Ast sitzt. Ich hab' da jetzt keinen Bock, meine Aufmerksamkeit mit dir zu teilen." So siehts aus.

Vielen Dank für den Peter-Schilling-Ohrwurm. Der verfolgt mich seit drei Tagen.

(Lacht) Ja, das ist mir auch hängen geblieben, aus meiner Jugend. Meine Eltern haben das immer im Auto gehört. Von daher war das für mich logisch, dass ich das irgendwann verpacken muss. Ich hätte das schon viel früher gemacht. Aber es ist echt schwer, an solche Leute ranzukommen. Was heißt, "solche Leute" ... Er hat ja eh nie selber gesungen. Aber um für so was die Rechte zu bekommen, das ist halt schon ein sehr, sehr langer Weg.

Daraus schließe ich, dass dieses Sample geklärt ist?

Ja, natürlich!

Man wird ja mal fragen dürfen. Also, du bist ein 80er-Kind?

Auf jeden Fall.

Ich hab' mich außerdem gefreut, dass du Sera Finale ausgegraben hast. Den hatte ich schon ganz vergessen. Wie kam es denn dazu?

Ich hab' früher Fotos gemacht mit Murat Aslan, der ist ein Freund von Sera. Der hat mir irgendwann mal ein Album gebracht, von ihm. "Die Nächste Kugel Im Lauf". Mich hat das geflasht - und ich hör' selber jetzt wirklich sehr, sehr wenig deutschen Rap. Das war eins der wenigen Alben, das ich drei Wochen lang im Auto gepumt hab', weil es mir einfach gut gefallen hat, weil mir seine Storys gefallen haben und überhaupt die ganze Musik an sich. Wir haben uns dann kennen gelernt, so beim Weggehen. Wir haben Bier getrunken, waren dann halt schon besoffen, und wies dann kommt, sagt man: "Ey, lass' irgendwann mal was zusammen machen." Hat sich dann auch cool ergeben, war problemlos und hat echt Spaß gemacht, mit ihm. Er ist auch ein cooler Typ, von der Art her genau so wie ich, weißt du? Eher bodenständig und mit sich selbst im Reinen, glaub' ich.

Du sagst, du hörst wenig deutschen Rap. Was sonst?

Jaaa ... alles, irgendwie. Ich hab' ja gottseidank meinen DJ, der mir immer irgendwelche Mixtapes zusteckt, auf denen coole Sachen drauf sind. Ansonsten auch Rock noch, die alten Sachen. Ich hör' immer noch Prince, das ist bei mir sowieso hängen geblieben.

"'Purple Rain' bis die Nackenhaare stehen."

Ja, genau! Ich bin mit Prince aufgewachsen. Das hör' ich immer noch. Er ist noch wie damals. Kings of Leon, das letzte Album, hat mich übelst geflasht. Solche Sachen. Alles querbeet.

Der Track mit Sera Finale, "Wunderland", geht eher in die phantasievolle Richtung, wie ich es in letzter Zeit etwa bei Kaas oder bei Maeckes gehört hab'. Kannst du solchen Sachen etwas abgewinnen?

Ja, teilweise. Ich hab' kein Problem, zu sagen, dass ich von Maeckes schon Nummern gehört habe, die ich sehr cool fand. Ich kann jetzt keine Titel nennen - das merk' ich mir nie. Auf jeden Fall: Wenns gut gemacht ist, ist es mir egal, von wem es kommt. Ich bin mir nicht zu schade, zu sagen: Der oder der hat 'ne gute Nummer gemacht. Es ist nur leider gang und gäbe, dass man sich als Rapper in Interviews nur selber feiert und keinem anderen Props geben darf. Aber ich denke mir, mir ist das echt egal. Das kann Hinz und Kunz sein, wenn die 'ne gute Nummer machen, dann kann ich das sagen und hörs mir auch selber an. Ich weiß nicht, ob ich jetzt seber die gleiche Mucke machen würde, aber gefallen tuts mir auf jeden Fall.

Bei dir klingt es in der Regel schon brachial und auch eher düster. Welchem Stellenwert misst du Spaß in deiner Musik bei?

Mir macht das Musikmachen an sich ja eh Spaß. Es klingt immer so ein bisschen nach Hollywood, wenn man sagt: "Das ist mein Leben." Aber das ist halt schon so, dass es wirklich mein Leben ist. Das an sich ist ja schon Spaß.

"Ich wurde nicht von einem Label zu etwas gemacht"

Du wirkst - und den Eindruck hatte ich schon nach dem Hören des Albums - relativ gefestigt, gelassen, als ob du genau weißt, was du kannst. Spielt bei dieser ... Lässigkeit deine Herkunft mit rein? Nimmt man es in Österreich einfach leichter?

(Lacht) Nee. Ich glaub', das muss man erst lernen. Ich bin eigentlich ein sehr, sehr ungeduldiger Typ, was Arbeit und so weiter angeht - und auch sonst. Ach ... ich kann mich selber immer schwer beschreiben. Da gibts eine schwarze und eine weiße Seite. Wenn ich gute Momente habe, bin ich gefestigt und gelassen. Aber ich kann auch schon richtig ausrasten. In Österreich sieht man halt nicht immer gleich alles so eng. Man nimmt halt auch schlimme Dinge manchmal mit Humor. Dieser typisch krasse schwarze Humor, den wir in Österreich haben, den gibts in Deutschland so nicht.

Manchmal frag' ich mich, ob es hier überhaupt welchen gibt.

(Lacht) Wenn man sich so die Comedy-Szene ankuckt, müsste man fast sagen: Eher weniger.

Betrachtet man das Interview, das du kürzlich Mixery Raw Deluxe gegeben hast, könnte man fast auf die Idee können, Österreich sei Hip Hops El Dorado. Von wegen, die Leute achten mehr auf die Musik, weniger aufs Image. Woran, glaubst du, liegt das?

Boah. (Überlegt kurz) Bei uns wird Hip Hop erst mal nicht wegen einem Image verkauft. Das ist halt so. (Sirenen heulen im Hintergrund, Chakuza lässt sich nicht irritieren.) In Österreich liegt der Altersdurchschitt der Käufer einfach viel höher. Die Kids bei uns kaufen deutschen Hip Hop, und die alten Leute österreichischen.

Ohje, ich hoffe, wir versauen euch nicht eine ganze Generation.

(Lacht) Nee. Mir wurde in Österreich immer vorgeworfen, dass ich ein Image-Rapper wäre. Ich hab' das nie verstanden, aber das wird bei uns automatisch so assoziiert: Du bist in Deutschland unterwegs, dann bist du natürlich auch ein Image-Rapper, oder ein Street- oder Gangster-Rapper, was weiß ich. Das macht man hier in Österreich nicht, weil es dir eh keiner abkaufen würde. Die Leute wissen ja, dass dich jeder auslacht.

Nicht ganz zu Unrecht. In einem uralten Interview auf rap.de hast du gesagt: "Ich werde nie wieder als Koch arbeiten." Jetzt hör' ich, du planst, eine Bar zu eröffnen?

Eine Bar! Das hat nichts mit Koch zu tun!

Von Linz nach Berlin - und wieder zurück. Von der Gastronomie ins Rampenlicht - und wieder zurück? Back to the roots?

Nee. Nee, nee! Ich hatte immer schon vor, ein Lokal aufzumachen. Ich hab' das damals so gemeint, dass ich nie wieder nicht als selbständiger Koch arbeiten würde. Wenn ich jetzt ein Restaurant hätte, dann würde ich natürlich kochen. Aber ich wäre mein eigener Chef. So war das gemeint. Was ich vorhabe, ist ja 'ne Bar, 'ne Lounge. Das hat ja mit Essen gar nichts zu tun. Es soll eigentlich so ein Hip Hop-Club werden, der einfach mal ein bisschen cooler ist und nicht so abgeranzt.

Also weniger Gastronomie, mehr Veranstaltungen? Mit Live-Musik?

Genau, in diese Richtung.

Auch ein derber Job. Ganz am Rande: Dein Single-Cover basiert auf einem Filmplakat, dein Debüt-Album, "City Cobra", trug einen Film-Titel. Bist du ein Film-Freak?

Extrem. Ich glaub', es gibt nichts, das ich nicht gesehen hab'.

Misst du dann auch deinen Videos einen entsprechenden Stellenwert bei?

Ja. Auf jeden Fall. Früher hatte ich da nicht so viel Einfluss und hab' mich damit auch nicht so beschäftigt. Aber dieses Mal, dieses Video, das wir jetzt gemacht haben: Man sieht ja auch, dass da ein kleiner Unterschied zu meinen früheren Videos besteht. Von daher: Ja, auf jeden Fall. Und was Filme betrifft: Ich feier' das extrem, Filme kucken! Es muss für mich jeden Tag mindestens ein Film sein. Mindestens ein Film.

Da braucht man ordentliches Zeitmanagement.

Vorm Schlafen, da geht schon einer, das ist cool.

Ich schlaf' halt drüber ein.

Passiert mir auch immerzu. Dann muss ich den eben morgens fertig kucken, bevor ich aufsteh'.

Ich will natürlich trotzdem noch mal in der Wunde bohren - ohne genau zu wissen, ob es denn eine ist: Über dein Verhältnis zu Ersguterjunge wird ja doch Einiges gemutmaßt ...

Ja.

Du ziehst aus Berlin wieder weg. Im Beatlefield-Umfeld scheint man sich in Sachen Labelarbeit zu professionalisieren. Kein Bushido-Feature auf der Platte. Deine Bio auf der Ersguterjunge-Homepage endet nicht mit dem aktuellen, sondern mit dem letzten Album. laut.de wird bemustert. Du gibst uns ein Interview. Was geht?

Ach, nix! Das wird immer so romantisiert, und es war auch früher so: Wir waren alle eine Gang, ich war 25 und es war halt noch alles cool, weißte? So rumzulaufen. Es hat auch alles Spaß gemacht, es war 'ne super Zeit. Aber jeder wird erwachsen. Jeder muss mal seine eigenen Dinge auf die Reihe kriegen. Jeder hat sein eigenes Leben, jeder seine eigenen Freunde - es ist halt nicht mehr so. Wir als Beatlefield sind ja auch eine Firma, ich werd' nächstes Jahr 30 und will auch auf eigenen Beinen stehen. Es ist nicht so, dass wir uns nicht mehr verstehen oder sonstwas, aber man muss sich halt irgendwann mal auch ein bisschen emanzipieren. Ersguterjunge hat uns immer super unterstützt. Es war von Anfang an abgemacht, dass wir das Ding jetzt wirklich mal selber in die Hand nehmen. Da, wo wir sie brauchen, ziehen wir sie eh zu Rate. Das hat auch alles super funktioniert, im Endeffekt. Wo wir mit dem Album nicht weiter wussten, Dinge, die wir einfach jetzt noch nicht machen können, haben die für uns gemacht, und fertig. Gerüchte gibts immer. Aber wie gesagt: Es ist alles gut, es gibt jetzt keinen Streit oder so. Aber ich bin halt auch ein selbständiger Künstler, und das war ich immer schon. Ich wurde ja nicht von einem Label zu irgendetwas gemacht. Ich war ja vorher schon ein eigenständiger Künstler und wusste, wie ich meine Dinge zu regeln habe. Jetzt ist einfach der Zeitpunkt, an dem man sagt: Okay, man arbeitet professionell zusammen. Ich hab' mein Ding, und man kann das im Endeffekt gut teilen. Und das Bushido-Feature ist einfach nicht zustande gekommen, weil ich meine Platte genau zu dem Zeitpunkt gemacht habe, wo er mit seinem Film und "Carlo Cokxxx Nutten 2" beschäftigt war. Es hat sich einfach nicht so ergeben. Noch dazu: Es war ja eh bisher auf all meinen Releases drauf. Ich kann ja auch nicht immer dasselbe machen. Man sieht ja, dass ein Nyze, ein Kay oder sonstwer von EGJ auch nicht drauf sind, außer Bizzy. Von daher ...

Ja, eben!

Ich weiß schon, dass das jetzt den Anschein hat. Aber es ist einfach alles cool - und was kommt, das weiß man nie. Ich würde jetzt nicht sagen, ich geh' bei EGJ in Pension. Das weiß man einfach nicht. Aber ich muss einfach mal kucken, was die Zeit bringt.

Da sind wir doch alle mal gespannt drauf. Einstweilen dank' ich dir für das Gespräch und deine Zeit.

Cool! Wir hören uns dann wahrscheinlich bei der nächsten Platte wieder.

... und das aus dem Mund eines Ersguterjunge-Künstlers! Am offiziellen Tag des deutschen Bieres scheint nichts unmöglich. Prosit!

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