laut.de-Kritik

Hier gehen waschechte Amis steil.

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Anschnallen, die Rückspiegel einstellen und dann ganz langsam die Kupplung kommen lassen. Obwohl die alten Herren von Clutch auf "Form Beale Street To Oblivion" ihr Tempo gegenüber den Vorgängermodellen etwas gedrosselt haben, verfügt das Album noch über reichlich Power.

Der Opener "You Can't Stop Progress" lässt gleich auf den durchzugsstarken Motor schließen, der das ganze Album antreibt. Die Single "Electric Worry" erzählt die Geschichte des von der Geliebten Verstoßenen, der nun auf der Suche nach "Satisfaction" auf den Highways unterwegs ist. Als richtiger Rocker lässt er dabei aber nichts anbrennen, und so schließt der Refrain mit "BANG! BANG! BANG! VAMANOS, VAMANOS!".

Schon in "Power Player" vernimmt man markige Sprüche à la: "I'm not giving you attitude, I just want another drink!". Alle Songs passen perfekt ins verrauchte Ambiente einer Bar im Süden der USA. Da verwundert der Hintergrund des Bandfotos auf der letzten Seite des Booklets kaum. Der Leuchtschriftzug Clutch steht in Partnerschaft mit etlichen Flaschen Geistreichem. Trucker und Konsorten geben sich die Klinke in die Hand, Sprüche werden geklopft. Clutch würzen diese Klischees mit feiner Ironie: "You can always tell the terrorist by his cologne and watch on his wirst."

Dass die Beale Street, bekannt als vermeintliche Heimat des Blues, bei der Namengebung eine Rolle spielte, ist dem Album anzuhören. Es hat sich ein wenig Südstaaten Blues ins musikalische Repertoire eingeschlichen. Dan Maines setzt mit seinem Bass schöne Akzente. Obwohl die Riffs im Vordergrund stehen, gewinnen die groovigen Abschnitte an Bedeutung. Fallons kernige Stimme passt ins Arrangement. Beim ersten Hören könnte man hier noch Konturen vermissen, beim mehrfachen Konsum kommen aber die Feinheiten der Vocals zum Tragen.

"Mr. Shiny Cadillackness", meiner Ansicht nach der stärkste Track der LP, schlägt gar politische Töne an. "Will you sacrifice your first born like Abraham would his Isaac?", "Father don't want to wear your uniform." Bei einer amerikanischen Band sind diese Fragestellungen und Themen nachvollziehbar. Trotz allem angebrachten Ernst bleibt aber auch hier ein gewisser Witz gewahrt, und Neil Fallon röhrt gallig die Frage "Why Dick Cheney underneath my bed?", ins Mikro.

Clutch machen sich derweil über ihre Entwicklung in den letzten 15 Jahren als Band so einige Gedanken. Sie sehen sich nicht mehr als Hardcore- oder Metal-Band. "Wir haben hier keinen bewussten Schritt vollzogen, aber wir nähern uns immer mehr den Bands an, die wir in unserer Kindheit gehört haben. Bands die man heute dem Classic-Rock zuschreibt."

Ja, die Jungs singen "I'm going back to Tennessee where I come from", und so wie Tim Sult auf der Gitarre schrammt und Jean Paul Gaster das Schlagzeug bzw. Mick Schauer das Keyboard bearbeiten, kommen auch keine Zweifel auf: Hier gehen waschechte Amis steil. Die schon erwähnte Leichtigkeit in den Texten nimmt dem Gesamtwerk die Schwere und lässt übertriebenen Pathos gar nicht erst einreißen.

Die vorgenommen Modifikationen beim achten Studioalbum sind also eher mit einem Partikelfilter als mit einer simplen Drosslung zu vergleichen. Ein Extra in der Ausstattung, um die Zulassung auch in Zukunft mühelos zu erhalten, ohne sich dabei in die Kategorie der Oldtimer abschieben lassen zu müssen. Liebhaber der Classics werden an "From Beale Street To Oblivion" ihre Freude haben. Die Reife der Jahre hat nicht zu einem Leistungsverlust geführt, sondern lediglich ein noch kultivierteres Stück Rock zu Tage gefördert.

Wer sonst Scheiben von Electric Six oder Buckcherry in seinem Plattenspielern rotieren lässt, fährt gut mit "From Beale Street to Oblivion". Die Karre hält sauber die Spur und bricht genau an den richtigen Stellen aus, ohne sich dabei die Blöße zu geben, die ganze Zeit wie ein aufgemotzter Golf zu röhren.

Trackliste

  1. 1. You Can't Stop Progress
  2. 2. Power Player
  3. 3. The Devil + Me
  4. 4. White's Ferry
  5. 5. Child Of The City
  6. 6. Electric Worry
  7. 7. One Eye$
  8. 8. Rapture Of Riddely Walker
  9. 9. When Vegans Attack
  10. 10. Opassum Minister
  11. 11. Black Umbrella
  12. 12. Mr. Shiny Cadilackness

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