laut.de-Kritik

Eine musikalische Wundertüte mit rotem Faden.

Review von

Maskenmann, Slipknot-Schreihals, Vintage-Rock-Nerd: Einen wie Corey Taylor muss man der Edelstahl-Community nicht mehr groß vorstellen. Kommen wir also gleich zur Sache und stürzen uns rein ins zweite Solo-Abenteuer des musikalischen Tausendsassas, der auf seinem neuen Werk nicht nur singt, sondern auch die Gitarre, das Klavier und die Mandoline bedient. Letztgenanntes Instrument kommt auch gleich im eröffnenden "The Box" zum Zug.

"Take a breath, enjoy the Show!", säuselt Corey Taylor ins Mikrofon. Zwei Minuten später bricht auch schon die Hölle los. Wilde Drums vereinen sich mit tonnenschweren Riffs. Wie einst Mike Patton zu seinen besten Zeiten ("The Gentle Art Of Making Enemies") tanzt der selbsternannte "Motherfucker" auf zwei völlig unterschiedlichen Gesangshochzeiten ("Post Traumatic Blues"). So trifft kantiger Stadionrock auf das gutturale Fundament seiner Hauptband – ein Rezept, auf dass der Hauptdarsteller auch im weiteren Verlauf des Albums immer wieder gerne zurückgreift.

Im wilden Guns N'Roses-Modus nimmt Corey Taylor Fahrt auf und gönnt seinen musikalischen Mitstreitern immer wieder viel Platz und Zeit für ausufernde Solo-Exzesse ("Talk Sick"). So facettenreich wie die kunterbunte Cover-Artwork-Garderobe präsentiert sich auch das Soundbild von "CMF2". Auf rockige Alternative-Tunes folgen Erinnerungen an Bon Jovis Cowboy-Werk "Blaze Of Glory" ("Breath Of Fresh Smoke"). Doch trotz der permanent wechselnden Sounds scheint Corey Taylor immer einem roten Faden zu folgen. Hinzukommt, dass manche Songs diesmal auch länger im Ohr verweilen.

"Breath Of Fresh Smoke" macht diesbezüglich den Anfang, gefolgt vom Album-Highlight "We Are The Rest". Hier schmeißt der Protagonist wirklich alles in einen Topf. Der dreiminütige Mittelteil startet mit einem flotten Ramones-Intro, ehe eine galoppierende Strophe den Weg freiräumt für ein Hit-verdächtiges Refrain-Feuerwerk, bei dem man gar nicht anders kann, als lauthals mitzusingen.

Was vor drei Jahren noch etwas aufgesetzt und erzwungen klang, hat im Spätsommer 2023 Hand und Fuß. "Mein erstes Soloalbum spiegelte wider, wo ich herkam. Dieses Album zeigt eher, wo wir hinwollen", erklärt Corey Taylor im Pressetext. Auch wenn das eine oder andere Slash-Gedenk-Solo ein bisschen an den Nerven zerrt ("Midnight") und nicht jeder Song so nachhaltige Spuren hinterlässt wie "Post Traumatic Blues", "We Are The Rest" und der atmosphärische Rocker "Starmate", darf sich der Slipknot-Frontmann am Ende feiern lassen.

"CMF2" macht Spaß, hat Feuer und entsendet kurz vor Schluss mit dem brachialen Bulldozer "All I Want Is Hate" und dem zwischen Judas Priest, Metallica und Silverchair pendelnden Rausschmeißer "Dead Flies" noch zwei richtige Kracher in Richtung Moshpit. Im Hause Taylor ist man zweifelsohne auf dem richtigen Weg.

Trackliste

  1. 1. The Box
  2. 2. Post Traumatic Blues
  3. 3. Talk Sick
  4. 4. Breath Of Fresh Smoke
  5. 5. Beyond
  6. 6. We Are The Rest
  7. 7. Midnight
  8. 8. Starmate
  9. 9. Sorry Me
  10. 10. Punchline
  11. 11. Someday I'll Change Your Mind
  12. 12. All I Want Is Hate
  13. 13. Dead Flies

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6 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 7 Monaten

    4 Sterne? Nicht von mir. Wie bereits beim ersten Album ist auch hier nur ein wirklicher Kracher drauf (Beyond). Ansonsten ist das ein Kessel Buntes. Den genannten roten Faden kann ich nicht erkennen. Mit Midnight und Starmate sind noch zwei weitere gute (aber eben nicht herausragende) Songs am Start. Mit Abstrichen noch Breath of Fresh Smoke. Und den gutturalen Gesang hätte er sich besser mal für Slipknot aufgespart. Schade, hatte mir mehr versprochen. So reicht‘s nur für zwei Sterne.

  • Vor 7 Monaten

    Ich finde das Album geil - viel besser als sein Debut und um Hauslängen besser als die letzte Slipknot; eigentlich die letzten beiden Slipknot Alben!
    Somit gehen die 4 Sterne mehr als in Ordnung.

  • Vor 7 Monaten

    Zieht doch nicht mal mehr ne Tofuwurst vom Teller.

    Das Ding ist seit Come Whatever May oder Vol. 3 auserzählt. Das hier ist meilenweit davon entfernt, will ja aber noch den selben Weg fahren.

  • Vor 7 Monaten

    Biederste Billo-Stangenware, Taylor einfach vollends zum Hennes & Mauritz der Rocksänger mutiert.

    • Vor 6 Monaten

      Wenn er das eh nicht schon immer war.
      Mir haben den ja schon einige Personen angepriesen, als sei der Patton, Moreno, Bennington und Puciato in einer Person aber für mich war der immer schon mehr Fred Durst. Nur mit dem Unterschied, dass Fred Durst über sich lachen kann und unterhaltsam ist. Und besser rappen kann Durst auch, wer das nicht glaubt, der höre sich die erste Strophe von "CMFT Must Be Stopped" an und wie Taylor da rappt aber das höre sich bitte nur an, wer sich vorsätzlich den Tag verderben will!

      Von diesen Hennes & Mauritz muss ich mal ein Tape checken, ansonsten ist eher Kid Rock seine Kragenweite.

  • Vor 6 Monaten

    Das Debut von ihm ist ein Anwärter auf schlechtestes Rockalbum der letzten Jahre und dann hat er ja noch an Nostalgia Critic's "The Wall" mitgewirkt, was zweifellos der frecheste Schrott des bisherigen Jahrtausends ist (mir fehlt momentan auch die Fanasie, wie das noch jemand unterbieten könnte). Also muss ich da unbedingt reinhören!