laut.de-Kritik
Atmosphärischer Ritt auf den Schultern von Dr. Gonzo.
Review von Kai ButterweckKriechend, wabernd, verschlüsselt und undurchdringlich wie eine Hanfplantage am Stadtrand von Amsterdam: Zum dritten Mal weben die Antwerpener Chillout-Stoner von Creature With The Atom Brain ein genreübergreifendes Multisound-Geflecht, bei dem nach dem ersten Durchlauf mehr Fragezeichen auf dem Tisch tanzen als bei einem Wochenend-Sudoku-Marathon.
Vom ersten anatolischen Soloeinstieg des Openers "Hit The Sky" bis zum finalen Bassdrum-Kick des Bonus-Tracks "R-Frequency" begibt sich das mittlerweile dritte Studioalbum der vier Belgier auf eine bewusstseinserweiternde Klangreise in fernste Soundgalaxien.
Irgendwo zwischen der Multitasking-Attitüde früherer QOTSA-Werke, den Flügel verleihenden Vibes von The Soundtrack Of Our Lives und psychedelischen Roky Erickson-Elementen schlängeln sich ausufernde Jam-Einlagen unaufhaltsam in die Gehörgänge. Permanent ist man geneigt, den Repeat-Knopf zu drücken, um auch ja sicher zu gehen, dass sich keine noch so versteckte Soundnuance ungehört in den Äther verabschiedet.
Ob trippelnde und wie aus dem Nichts kommende Kesselspiele ("Wolf Eye", "Southern Wind"), Starsky-And-Hutch-auf-Amphetamin-Ausflüge ("The Beauty Of The Rain"), orientalische Out-of-Space-Soli ("Black Rider Run") oder hypnotisierende Monster Magnet-Einschübe ("Slide"): Das Drittwerk sprüht nur so vor unkonventionellen Strukturen und vermeintlich abwegigen Effektspielereien.
"The Birds Fly Low" gleicht einem atmosphärischen Ritt auf den Schultern von Benicio Del Toro, während sich Johnny Depp alias Raoul Duke im Mint Hotel mit allerlei kunterbunten Reptilien LSD-Halluzinationen hingibt. Doch abseits der sphärischen Strömungen platziert das Quartett auch immer wieder Eingängiges. Die Band sorgt mit klaren und nachvollziehbaren Harmonieläufen für ein ausgewogenes Gleichgewicht.
So fühlt sich der Leichtkost-Konsument ebenso umgarnt wie der mainstreamfremde Nerd. Und spätestens ab dem vierten Durchlauf verabschiedet sich auch das letzte der eingangs erwähnten Fragezeichen und macht Platz für zwölf Ausrufezeichen.
4 Kommentare
klingt ja wirklich sher, sehr interessant, werte butter. mal anchecken.
Hö? das is doch schon April diesen Jahres rausgekommen. Deren bestes Album, wobei die alle 3 richtig gut sind. Wie immer: bester Track mit Mark Lanegan
Jepp, absolut schnieke Band, auch wenn mir momentan noch das Debut am besten gefällt. Das hier hat die 4 Punkte aber locker verdient!
Bin erst vor zwei Wochen durch Zufall auf die Kapelle aufmerksam geworden. Ich kann nur sagen: ZUM GLÜCK. Was n geiles Album. Bin auf die alten Sachen gespannt!