laut.de-Kritik

Fette Soundwälle, Gesang heraus geschrien: Deutscher Nu Metal halt.

Review von

Schon wieder Nu Metal. Lässige Pose, harte Musik. Das ganze Gehabe, das Mischpult usw., das ist doch eigentlich alles gar nicht nötig. Gebts doch einfach zu: Ihr mögt Metal und ihr mögt Crossover. Ihr habts auch so drauf, ihr braucht euch nicht irgendwelchen Trends anzubiedern. Denn keine Frage: Die Platte rockt. Und zwar genau dort am besten, wo die Soundwälle fett kommen, wo der Gesang heraus geschrieen wird, wo die Gitarren und das Schlagzeug um die Wette jammen. Weniger an den Stellen, wo zum x-ten Mal ein Lied mit lieblosem Hin- und Hergescratche zusammenhanglos zum übrigen Song beginnt.

Begeistern kann vor allem der zweistimmige Gesang, der der Musik etwas ganz Eigenes verleiht und die instrumentierte Grundlage mit tiefer und hoher Stimme perfekt abrundet. Nicht zu verachten auch der Drummer, man merkt, dass sich hier einer mit Spaß äußerst abwechslungsreich durch die Songs knüppelt. Der Sound selbst ist authentisch abgemischt und klingt irgendwie dreckig, an den wichtigen Stellen aber klar und rein. Mit "God Given Time" ist der jungen deutschen Band jedenfalls ein extrem vielseitiges Debut gelungen.

Anfangs gestaltet sich die CD traditioneller, ausgefeilte Melodiebögen spannen sich über griffige Gitarrenbretter. Hervorzuheben hier zunächst "Rewind", das mit seinem klaren, ruhigen Anfang mit harmonisch eingefügten Samples geradezu gierig auf den erlösenden Knall macht, der dann im zweiten Teil auch krachend einsetzt. Einer der Top-Songs des Albums ist sicherlich "Something", das seine Metal-Wurzeln nicht verleugnen kann und vielleicht gerade deshalb ein zeitlos ergreifendes Stück Musik ist, bei dem Patrick Sommers Stimme voll glänzen kann, und auch Frank Holtmann an der Gitarre zeigt, was er drauf hat.

Danach folgt ein kleiner Bruch, die Stücke werden Hip-Hop-orientierter und auch härter, die Single "Spit the Fire" passt perfekt in die Limp Bizkit & co. Schiene, nur die dunklen Vocals erinnern an rockigere Komponenten. "Spit the Fire" ist in seiner Offenheit kein typischer Crosscut-Song, aber vielleicht der massentauglichste. Spaß macht auch "Another Lovestory", extrem ins Ohr geht "Walkboy", stark angelehnt an amerikanische Crossovervorbilder, und, geht es nach dem gesunden Menschenverstand, sicherlich die nächste Single. "Unbelievable" wäre mit seinem furiosen Abschluss schließlich der perfekte letzte Song gewesen.

Hätte die Band den Mann an den Turntabels als Gaststar engagiert und dosiert eingesetzt, wäre das Ergebnis noch besser ausgefallen. So kann man trotzdem sagen, Jungs, es muss euch nicht peinlich sein, harte, ehrliche Mucke zu machen. Ihr seid auch so gut genug, den Hype zu überleben.

Trackliste

  1. 1. God Given Time
  2. 2. Soil & Smarten Up
  3. 3. Rewind
  4. 4. Something
  5. 5. Everytime
  6. 6. To Give & To Turn
  7. 7. Spit The Fire
  8. 8. Another Lovestory
  9. 9. The Line Ride
  10. 10. Walkboy
  11. 11. Love Loves The Mess (feat. Goldfish)
  12. 12. Unbelievable
  13. 13. Feed The Monkey
  14. 14. Never Miss The Right Spirit

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