laut.de-Kritik

Mythenbildung am 8-Bit-Modul.

Review von

"Alice Practice" kam ursprünglich als simpler Mic-Check auf die Welt - bis das Fragment die übliche MySpace-Karriere antrat. Auf die Bandseite gestellt, wird aus der Skizze das Demo, aus dem Demo schließlich die erste Single.

Fragt sich, ob dem kanadischen 8-Bit-Duo die Musikalität einfach im Knochenmark steckt, dass selbst solch rohe Songeier als Vollwertkost durchgehen, oder ob hier vor allem das Blogger-Bedürfnis nach Neuwert befriedigt wird.

Ethan Kath (Programming) und Alice Glass (Gesang) aus Toronto drücken sich geschickt um eine zu konkrete Antwort. Selten hinterlässt eine Platte einen solch heterogenen Eindruck. J-Trash für die NuRave-Generation? Elektropunk auf Stimm-Modulatoren? Oder schlicht das Resultat eines kunstvoll-künstlichen Popverständnisses, das der Unterscheidung Ordnung/Chaos absagt?

Der hochartifizielle Ansatz der Kanadier baut auf ein Keyboard mit modifiziertem Atari-52000-Chip und Glass' überspanntes Organ. Eben noch wähnen wir uns im Vintage-Arcade-Game, werden daraufhin in die Breakcore-Klasse von Atari Teenage Riot versetzt, um in einer ätherischen Blonde Redhead-Halbballade verwirrt in die Lebenswirklichkeit zu maturieren.

Melodie-Einfälle konterkarieren Kath und Glass gezielt durch überdrehte Synthiebässe. Das Pop-Einmaleins lösen sie anhand zerhackstückelter Vocals in Binärziffern auf. Antithesen zum Authentizitätsanspruch. Das Ereignislevel bleibt immer hoch und der Kenntnisgewinn überschaubar - beste Voraussetzungen für Mythenbildung. Schon deshalb zählen Crystal Castles zu den derzeit interessantesten Web-Hypes.

Trackliste

  1. 1. Untrust Us
  2. 2. Alice Practice
  3. 3. Crimewave
  4. 4. Magic Spells
  5. 5. Xxzxcuzx Me
  6. 6. Air War
  7. 7. Courtship Dating
  8. 8. Good Time
  9. 9. 1991
  10. 10. Vanished
  11. 11. Knights
  12. 12. Love And Caring
  13. 13. Through The Hosiery
  14. 14. Reckless
  15. 15. Black Panther
  16. 16. Tell Me What To Swallow

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LAUT.DE-PORTRÄT Crystal Castles

Wie so oft, wenn es um Internet-Hypes geht, reihen sich bei Crystal Castles die vielfältigsten und verquersten Entstehungsmythen aneinander. Nichts Genaues …

21 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 16 Jahren

    Holterdiepolter! Nach diversen 7 Inch-Singles, Samplerbeiträgen und Remixen (u.a Klaxons, The Whip, Uffie) nun endlich das selbsbetitelte Debüt von Crystal Castles.
    Das Teil ist momentan aber leider nur als Import-CD oder als Download zu bekommen. Hierzulande erschein die Platte offiziell erst am 28.April.
    Wer oben genannte Veröffentlichungen aber sein Eigen nennen kann, dürfte wissen dass sich die Anschaffung unbedingt lohnt.
    Neben den bekannten Tracks der Ep`s (Crimewave, Airwar, Alice Practise, Love and Caring, XxzxcZx, Knights) hat die CD noch elf neue Songs zu bieten (Kann sein das ich mich da täusche und der ein oder andere doch schon irgendwo veröffentlicht wurde, aber egal). Jedenfalls ist die Platte ruhiger ausgefallen als ich es erwartet hätte. Mit „Tell me what to swallow“ ist sogar ein Song vertreten, der nur aus dem Gesang von Alice Glass und einer Akustik-Gitarre besteht und einfach nur als schön zu bezeichnen ist. Zugegen, rein musikalisch eine ziemliche Ausnahme.
    Ansonsten wechselt C64-Elektro-Krach inklusive Kreisch-Vocals mit extrem tanzbaren Stücken (Courtship Dating); rein instrumentale Flimmer-Tracks geben sich mit ziemlich atmosphärischen Popsongs (z.B. Vanished) die Hand etc.
    Der Titel des ersten Songs der Platte „Untrust us“ ist also durchaus wörtlich zu nehmen, denn eigentlich weiß man nie, was als nächstes kommt. Trotzdem wirkt die Platte recht homogen und nicht wie eine Ansammlung von Songs.
    Also, man muss das hier nicht mögen, aber langweilig kann man es eigentlich nicht finden. Der David Wolf Remix von Airwave darf als Bonus natürlich auch nicht fehlen (Jedenfalls auf der Version die ich besitze). Neben der neuen Miss Kittin (an die ich bei CC auch öfters denken musste) mit Sicherheit eine der Electro-Platten des Jahres. Trotz Hype!

  • Vor 16 Jahren

    ist das nintendocore?

    alice practice ist so böse.
    was für eine schlacht. :uiui:

  • Vor 16 Jahren

    Natürlich ist Alice Practice ein Monster, aber wie gesagt - Auf Albumlänge lassen es Crystal Castles auch gerne mal ruhiger angehen. D.h. Viel Gesang, weniger Geschrei. Was die Sache natürlich nicht schlechter macht. Diejenigen die eben nur besagten Song kennen, könnten aber unter Umständen etwas irritiert sein.
    Noch eine kleine Ergänzung zu meiner Review: Der Song heißt übrigens "Airwar", nicht wie ich versehentlich geschrieben habe "Airwaves" und hat mit einer gewissen Kaugummimarke rein garnichts zu tun.