28. August 2000

Der deutsche Hip Hop hat keine Chance!

Interview geführt von

Nachdem der Deutschlandauftakt der "Skull & Bones"-Tour in Offenbach ganz nach dem Geschmack der L.A.-Rapper verlief, fand sich das Kultquartett am Mittag des 23. August im Münchner Colosseum wieder, wo sie am Abend einen der besten Gigs der Tour feierten (B-Real im Tourtagebuch der bandeigenen Homepage).

Im Dezember erscheint euer erstes Livealbum. Die in San Francisco aufgenommene Show soll außerdem mit Studio-Tracks angereichert werden. Handelt es sich dabei um neue Songs oder Restmaterial von den "Skull & Bones"-Sessions?

DJ Muggs: Oh nein, das haben wir verworfen. Es wird ein reines Livealbum sein. Ausschließlich Livetracks von all unseren Studio-Alben.

Warum habt ihr das Fillmore Theater als Aufzeichnungsort gewählt?

DJ Muggs: Das Fillmore ist ein historischer Platz, was Live-Alben angeht. Jimi Hendrix, B.B. King und The Grateful Dead haben hier aufgenommen. Es ist ein Ort, der eine unheimlich starke Energie auf uns ausstrahlte.

Auf "Skull & Bones" sind u.a. Everlast und Chino Moreno mit Guest Vocals vertreten. Ab welchem Zeitpunkt denkt ihr im Studio über Kollaborationen mit anderen Musikern nach?

DJ Muggs: Das ist ganz unterschiedlich, schwer zu sagen. In dem von Dir erwähnten Fall hatten wir plötzlich diese Idee, dass wir die Jungs nur sprechen lassen wollten, auf keinen Fall sollten sie rappen oder singen. Niemand hat das je vorher gemacht und wir dachten, es sei cool. So war es dann auch, die beiden haben eigentlich fast nichts gemacht.

Ihr verwendet viele Streichersamples auf dem neuen Album. Wie kam es dazu?

DJ Muggs: Es waren nicht einfach Samples, es wurde zuerst live eingespielt. Ich bin jetzt schon so lange Produzent, ich brauchte unbedingt eine Veränderung, wollte etwas Neues ausprobieren. Normalerweise bin ich in meiner Arbeit auf das Samplen beschränkt, aber dieses Mal wollte ich mich selbst herausfordern.

Was hat dich dazu bewogen, zu Jason Nevins' Coverversion von "Insane In The Brain" beizutragen?

DJ Muggs: Damit habe ich nichts zu tun. Er rief mich damals an und fragte, ob er den Song für Europa remixen könne. Ich meinte klar, ist mir doch egal. Ich interessiere mich einen Scheiß für seine Musik.

Du hast mit der Pornodarstellerin Heather Hunt den Track "69" für den "Deep Porn"-Soundtrack aufgenommen. Habt ihr euch auch im Studio getroffen?

DJ Muggs: Nein, ich kenne Heather jetzt schon seit acht Jahren und wir sind sehr gut befreundet. Als sie mit dem Angebot auf mich zukam, einen Track beizusteuern, war ich sofort dabei. That's fun, you know? Es war für mich ein Kinderspiel, ich machte das Teil in ein bis zwei Tagen fertig.

Als Produzent bin ich für alle Dinge offen und da freut man sich eben, wenn mal etwas außergewöhnliches auf den Tisch flattert. Ins Studio musste sie deshalb aber nicht. Das eine Mal wo wir uns trafen, sampelte ich ein paar Sachen, dann hockten wir zusammen, rauchten, fickten und der ganze Scheiß eben (lacht).

Die Kombination von HipHop und Sex hat dich aber auch gereizt.

DJ Muggs: Nein, in erster Linie habe ich Heather einen Gefallen getan. Aber klar: ficken ist klasse. Ich ficke drei Mal am Tag, wenn ich zuhause bin! Sieben Mal die Woche (lacht).

Wird "Deep Porn" in Europa erhältlich sein?

DJ Muggs: Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, wann sie den Soundtrack veröffentlichen wollen und wie das bei euch in Europa aussieht. Für mich war das nur eine spassige Angelegenheit.

Welche Position vertrittst du in der kontroversen Diskussion zum Thema Napster?

DJ Muggs: I don't give a shit about Napster. Ich denke, es ist eine neue Technologie, die momentan noch sehr in der Experimentierphase steckt. Warte noch ein Jahr und es wird Gesetze für Napster geben, ich habe kein Problem damit. Bis dahin darf noch jeder alles ausprobieren.

So ist es eben mit etwas Neuem, es herrscht Anarchie wie im Wilden Westen. Und die Musikindustrie hat natürlich Angst, aber so war das schon damals, als Audio- und Videokassetten oder DATs rauskamen. Napster wird sich auch in einer Nische einnisten, davon bin ich überzeugt.

In England kursierten zuletzt Gerüchte, dass Cypress Hill sich auflösen würden.

DJ Muggs: Glaubst Du an Gerüchte? Jeder hat immer ein großes Maul. Die Leuten lieben es, Scheiße zu erzählen. So ist das mit diesem elenden Dreckspack. Die haben kein eigenes Leben. Das ist alles, was ich dazu sage: they're just a bunch of little punk ass bitches.

Ihr seid letzten Monat zusammen mit Limp Bizkit durch die Staaten getourt. Wie war die Reise mit der Gang um Fred Durst?

DJ Muggs: Yeah, it was cool. Wir hatten 'ne tolle Zeit. Ich habe sie vorher nie getroffen, ich kannte lediglich DJ Lethal. Die anderen habe ich erst jetzt kennen gelernt und wir hatten wirklich viel Spaß.

Glaubst du, dass europäischer HipHop auf Dauer mit dem hohen musikalischen Level Amerikas Schritt halten kann?

DJ Muggs: Überhaupt nicht, sie haben keine Chance. Nicht mal annähernd. Französischer HipHop wird immer besser, von der musikalischen Seite her gesehen, aber die Raps können nicht mithalten. Wenn jemand eine Chance hat, an Amerika heran zukommen, dann ist das England, denn dort wird eben englisch gesprochen.

Aber verstehe mich nicht falsch, ich schätze es natürlich, dass die HipHop-Kultur überall aufrecht erhalten wird, dass viele Leute sich damit identifizieren und an der Sache teilhaben wollen. Das ist cool, so muss es sein.

Kennst du deutschen HipHop?

DJ Muggs: Ja, die Spezializtz, DJ Thomek, MC Solaar, ... oh, no, der kommt aus Frankreich, stimmt's? Da sind wir wieder bei den Franzosen; diese Typen gehen ganz schön ab.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: Vor einigen Tagen wurde über dem Eingang des Berliner Hanfmuseums ein 60 Kilo schweres Hanfschild gestohlen. Was könnte, deiner Meinung nach, eine angemessene Bestrafung für die Diebe sein?

DJ Muggs: Bestrafung? Ich würde ihnen eine Medaille verleihen. Nein, ernsthaft. Hätte ich auch gerne gemacht.

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