laut.de-Kritik

Ein Instant-Produkt, das allenfalls Die-Hard-Fans gefällt

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Der Hüne aus Chicago gehört zu den wohl am häufigsten gebuchten Techno-DJs weltweit. Veranstalter, die DJ Rush in ihr Line-Up schreiben, dürfen sich sicher sein, dass seine energetische Live-Show alle in ihren Bann zieht. Kein Frage, der Mann hat Charisma. Und das im Überfluss, so dass sich noch mancher blasse Knöpfchendreher eine gehörige Scheibe davon abschneiden könnte. Um so enttäuschender fällt sein Debüt auf DVD aus. "Live At Palazzo Airbase" ist ein Instant-Produkt, das allenfalls Die-Hard-Fans zufrieden stellen kann.

Einer der Gründe: die Möglichkeiten des Mediums werden nicht einmal im Ansatz ausgereizt. Fade Kameraeinstellungen schaffen innerhalb kürzester Zeit eine Atmosphäre träger Langeweile. Und das bei DJ Rush, der für seine mitreißenden Sets von vielen verehrt, von manchen gar gefürchtet wird. Unweigerlich wandert der Finger immer wieder zur Skip-Taste, getragen von dem Wunsch das Elend zu beenden. Selbstredend, dass Multi-Angle-Funktionen oder ähnliche Spielereien, wie sie sich zum Beispiel auf Jeff Mills DVD "The Exhibitionist" finden, hier gar nicht erst gesucht werden müssen.

Aufgrund der schlechten Regie bleibt das Set von Rush extrem schwach, auch wenn die Trackauswahl durchaus was zu bieten hat; im flinken Mix von Isaiah Major allemal. Keiner der Tracks entfaltet sein Potenzial. Ob sich nun Klassiker wie "Hardcore Salsa" von Robert Natus und Arkus P auf den Plattentellern drehen oder größtenteils unbekannte Nummern wie "Enx" des kroatischen Produzenten OGI. Bei aller der Saft- und Kraft- und Lieblosigkeit von "Live At Palazzo Airbase" passt es prima ins Bild, dass der Sound im dürftig in Stereo aus den Boxen scheppert.

Auch hier hätte man bei Meister Mills Gelegenheit genug gehabt, sich abzuschauen, was eine vernünftig aufbereitete Tonspur leisten kann. Oben bereits erwähnte DVD "The Exhibitionist" vermittelt davon genauso einen Eindruck wie sein Soundtrack "The Three Ages". Hier ist Stand der Zeit angesagt. Bei "Live At Palazzo Airbase" leider nicht. Den bislang schlechten Eindruck wiege auch die weiteren Programmpunkte nicht auf.

Die Livesets von Eric Sneo, Tube-Tech und Masters Of Disasters haben mit denselben Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Bei Tube-Tech kommt die kreative Uninspiriertheit noch erschwerend hinzu. Auch wenn sie mit ihren The Doors-Covers ihr Budget ein wenig aufbessern konnten, so bleiben ihre Adaptionen dennoch schwach und lediglich für den Moment gemacht. Live auf einem Rave vielleicht ok, auf DVD zum mehrmaligen Anschauen reichlich überflüssig.

Womit auch der Grundtenor von "Live At Palazzo Airbase" voll erfasst wäre. Wer ein DJ Rush-Set erleben möchte, das einen am ganzen Körper packt, der sollte besser in den Club gehen; das war schon immer so. Leider taugt "Live At Palazzo Airbase" nicht einmal dazu, die euphorischen Erinnerungen aufzufrischen. Von einem schönen DVD-Abend ganz zu schweigen.

Trackliste

  1. 1. DJ Rush - DJ-Set
  2. 2. Eric Sneo - Live
  3. 3. Tube-Tech - Live
  4. 4. Masters Of Disater - Live
  5. 5. Behind The Scenes
  6. 6. Tube-Tech - The End
  7. 7. Tube-Tech - Riders On The Storm

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