laut.de-Kritik

Im Hasenkostüm über die Bühne flitzen.

Review von

Vor gar nicht so langer Zeit haben sich Dacia & The WMD mit der "Propaganda"-EP Gehör verschafft. Darauf konnte man sich schon einmal eine guten Eindruck vom jetzigen Betätigungsfeld der ehemaligen Tape-Fronterin und ihren Ex-Farmer Boys machen. Nun liegt das gleichbetitelte Debüt vor und der gute Eindruck setzt sich nahtlos fort.

Der flotte und gefällige Opener "Who's To Say" war schon auf der Promo zu hören. Ein paar rockige Riffs, über die Dacia ihre warme, kesse Stimme legt. Das passt sehr gut zusammen und macht auch richtig Spaß. Ein wenig sperriger präsentiert sich "Rockabilly Bitch" mit einem abgestoppten Riff und Dacias Gesang, der schon leichte Rap-Ansätze birgt. Dieser Track gehört - vor allem nach dem sehr guten Opener - nicht gerade zu meine Favoriten auf der Scheibe.

Mit ihrer sanftesten Intonation flötet Madame Bridges den Refrain von "Stop And Stare", bevor Alex mit dem seltsamsten Bugs Bunny-Sound auf der Klampfe ankommt, den ich je gehört habe. Alter, wenn du dabei im Hasenkostüm über die Bühne flitzt, hol ich die Schrotflinte raus! Mit fetten und relaxten Grooves geht es anschließen bei "Change The World" weiter. Solche Songs haben Limp Bizkit schon lange nicht mehr hinbekommen; vor allem nicht mit einer so rockigen Attitude.

Während Bass und Drums bei "Live To Tell" ständig für einen ordentlichen Drive sorgen, setzen Gitarre und Gesang in der Strophe eher auf eine fast balladeske Stimmung. Zum Chorus hin gleichen sich die beiden aber ihrer Rhythmusgruppe an und geben Gas. Gasgeben ist vor allem auch bei "6" angesagt, kracht die Nummer doch mit kurzen zwei Minuten aus den Speakern. Spätestens jetzt sollte eigentlich jedem klar sein, dass das Quartett sich nicht einschränken lässt und konsequent das macht, was Spaß bringt.

Dazu gehört auch eine Ballade wie "Sorry" die allerdings sehr poppig ausgefallen ist und mit den obligatorischen Streichern aufwartet. Wie auch immer, ich würd's der Band jedenfalls gönnen, könnten sie damit ein wenig Airplay einfahren. Das wäre mit dem smoothen Lounge-Rocker "My Reality" ebenfalls möglich. Es dominieren Gitarren, die fast ein wenig an Bands wie The Hives erinnern (allerdings deutlich fetter) und Dacias unter die Haut gehender Gesang. In Sachen Solo bietet die Klampfe aber keine Glanzleistung.

"How Long" ist der zweite Song, der auch schon auf der EP zu hören war. Eher im Midtempo angesiedelt, trägt die Sängerin die Nummer mit ihrer Stimme fast schon alleine. So überhört man leicht, dass auch Gitarre, Drums und Bass ihren Teil zu einem richtig guten Track beitragen. Ihre kommerzielle Karte spielen sie ein weiteres Mal mit der zweiten Ballade "Intensify" aus. Manch einem mag es hier ein wenig zu seicht und zu schmalzig zugehen, aber wer eine Sängerin wie Dacia Bridges in seinen Reihen weiß, muss sich über so etwas eigentlich nicht den Kopf zerbrechen.

Ebenfalls auf der EP zu häören: "The Communist". So sehr ich dir rockige Ausrichtung der Musik befürworte, so sehr geht mir der Gesang bei der Nummer auf die Nüsse. Vor allem das Gegacker gegen Ende nervt. All das ist mit "Losing You" bereits vergeben udn vergessen. Die ruhige, melancholische Nummer intoniert die Dame nämlich nicht allein, sondern kein Geringerer als Lemmy setzt zum Duett an.

Mit "First Time" und "The Universe" gibt es noch zwei Bonustracks zu hören, die beide ordentlich abrocken und auch regulär ihren Platz auf dem Album verdient hätten. Diesen schließt sich das Video zu "The Communist" an, das mit dem selben Problem zu kämpfen hat, wie der Song. Das ändert aber letztendlich nichts daran, dass Dacia und ihre Massenvernichtungswaffen ein sehr starkes Debütalbum abgeliefert haben, das Fans von Die Happy bestimmt ebenfalls gefallen wird.

Trackliste

  1. 1. Who's To Say
  2. 2. Rockabilly Bitch
  3. 3. Stop And Stare
  4. 4. Change The World
  5. 5. Live To Tell
  6. 6. 6
  7. 7. Sorry
  8. 8. My Reality
  9. 9. How Long
  10. 10. Intensity
  11. 11. The Communist
  12. 12. Losing You
  13. 13. First Time
  14. 14. The Universe
  15. 15. The Communist (Video)

Weiterlesen

Noch keine Kommentare