laut.de-Kritik

Frontmann Mikeal trällert wie eine frisch gebadete Nachtigall.

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Tun wir doch mal so, als hätten wir noch nie einen Ton von Dark Tranquillity gehört und "Construct" wäre das erste Album der Schweden. Nehmen wir an, die Band hätte keine 20-jährige Geschichte hinter sich und keine lange Diskographie mit teils umstrittenen Veröffentlichungen. "Commit to sacrifice / betrayal of the code" wird uns im ersten Stück entgegengegrunzt. Opfern wir also die üblichen Vergleiche zu früher und konzentrieren uns nur auf diese Platte.

Nach wenigen Takten ist klar: Aha, das ist schwedischer Melodic Death Metal der poppigen Art mit viel Keyboard-Einsatz. Wobei diese Kategorisierung bei einigen Stücken ziemlich verhandelbar ist, denn Frontmann Mikeal Stanne singt gerne mal mit klarer Stimme und weicht den eher soften Sound dann komplett auf. Aber singen kann dieser Herr ja, wie eine frisch gebadete Nachtigall an einem schönen Juni-Morgen.

Abwechslungsreich klingen die Songs, harte Riffs stehen neben melancholischen, ruhigeren Stellen ohne verzerrte Klampfen. In "Uniformity" übernehmen Klaviertöne die Melodieführung. Wer sich da an Paradise Lost-Platten aus der mittleren Phase erinnert fühlt, liegt ganz richtig: Dieser Song ist mehr Gothic als Death Metal. Wir stellen fest: Dark Tranquillity haben keine Lust, sich auf einen einzigen Stil zu beschränken.

"Endtime Hearts" beginnt mit einigen Industrial-Elementen, die kurz an Front Line Assembly in ihrer "Millennium"-Phase denken lassen. In "State Of Trust" pluckert ebenfalls irgendwas Elektronisches im Hintergrund rum. Und wieder die Frage: Ja, ist denn das noch Death Metal? So lange die Schweden Melodien wie die im Schlussteil von "Weight Of The End" schreiben, kann uns das vollkommen egal sein.

Ein paar klassische Göteborg-Nummern gibt es trotzdem: "The Science Of Noise" kloppt fröhlich im Umpta-Umpta-Rhythmus vor sich hin, "Apathetic" lässt sich nicht lumpen und ist alles andere als apathisch. Man munkelt, so habe die Band früher des öfteren geklungen.

"Construct" ist ein Album, mit dem man locker Fans dazugewinnen kann. Die Vielfalt auf der Platte spricht für sich. Es ist ein Dark/Death/Gothic-Irgendwas-Gemisch, das besonders Leute interessieren könnte, die gerne über den Tellerrand eines Genres schauen. Etwas mehr Schmackes in der Produktion hätte aber nicht geschadet, sie klingt doch sehr glatt.

Trackliste

  1. 1. For Broken Words
  2. 2. The Science Of Noise
  3. 3. Uniformity
  4. 4. The Silence In Between
  5. 5. Apathetic
  6. 6. What Only You Know
  7. 7. Endtime Hearts
  8. 8. State Of Trust
  9. 9. Weight Of The End
  10. 10. None Becoming

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