laut.de-Kritik

Es muss Liebe sein.

Review von

Lange Songs wollten Darkthrone diesmal schreiben. "An Dreiminüter denken wir momentan einfach nicht", erklärt Nocturno Culto und Fenriz dankt seinen Longtrack-Helden: Leif Edling, Tony Iommi, Tom G. Warrior und Cliff Burton. Also pendeln sich die fünf neuen Songs genüsslich zwischen sieben und zehn Minuten und in der Schnittmenge der genannten Einflüsse ein – zusammen mit, klar, typisch kauzigem Darkthrone-Flair.

Etwas unterscheidet "Eternal Hails" ganz entscheidend von seinen Vorgängern – zumindest auf dem Papier. Nach Jahren der Arbeit mit einem tragbaren Achtspur-Recorder zogen die Norweger diesmal tatsächlich in ein richtiges Studio. Doch kein Grund zur Sorge: Der Sound klingt immer noch nicht up to date. Darkthrone scheinen die Qualität wieder absichtlich runtergeschraubt zu haben. Alles klingt dumpf und trotz matschig. Daran ändern auch das im Studio entdeckte Mellotron und der Minimoog nix, schließlich weiß Nocturno Culto, wie man das Zeug einsetzt "ohne ein Trottel zu sein". Die Platte funktioniert tatsächlich auf Laptop-Lautsprechern besser als auf vernünftigen Boxen. Wenn also – Nocturnos Krächzen mal ausgenommen – schon die Musik selbst nur noch wenig mit Black Metal zu tun hat, so doch wenigstens der Sound. Hails!?

Nach zuletzt eher dürftigem Songwriting überzeugt das kultigste aller Schwarzwurzel-Duos diesmal aber immerhin wieder im Riff-Department. Nocturno Culto wildert in Thrash, Doom, Punk, NWOBHM, einigen Black Metal-Überbleibseln und speziell in "His Master's Voice" viel Motörhead und zaubert daraus ein paar wirklich feine abwechslungsreiche Gitarrenparts, zu denen man wunderbar böse gucken und die Fäuste schütteln kann. Bei Darkthrone erweckt das den Eindruck eines Vaddis, der zum Feierabend im Hobbykeller ein paar Halbe köpft und voller Hingabe seine Haarpracht entstaubt. Mangelnden Spaß und Leidenschaft kann man jedenfalls weder Band noch Platte vorwerfen. "Eternal Hails" fängt das Lebensgefühl seiner beiden Protagonisten wahrscheinlich recht gut ein.

Dennoch: Man wagt sich kaum vorzustellen, wie all das mit guter Produktion klänge ... Gerade "Voyage To A Northpole Adrift" und "Lost Arcane City Of Uppakra", womit Darkthrone eben nicht nur lange Stücke liefern, sondern wirklich die Stärken des Formats Longtrack ausspielen, hätten davon wohl stark profitiert. Die Klimax von "Voyage To A Northpole Adrift" sorgt für die sowohl atmosphärischsten als auch erhabensten zehn Minuten des Albums. "Lost Arcane City Of Uppakra" bauen Darkthrone mithilfe einer kaputten Mellotron-Melodie und schweren Doom-Riffs zu einem Finale auf, das so episch gerät wie es der Lo-Fi-Rahmen eben hergibt. So crappy das auch alles klingt (ja, man kann es nicht oft genug wiederholen, vor allem angesichts der Clean-Gitarre im Rausschmeißer ...) – es macht am Ende einfach doch viel Laune, sich hier durchzuwühlen und Darkthrone für ihre betont oldschoolige Herangehensweise zu feiern.

"Eternal Hails" ist bestimmt kein Album, um Metal neues Leben einzuhauchen, aber definitiv eines, um seine Liebe für Heavy Metal neu zu entfachen. Die Schlussworte gebühren Fenriz: "No matter what happens we will still sound like us, it seems!"

Trackliste

  1. 1. His Master's Voice
  2. 2. Hate Cloak
  3. 3. Wake Of The Awakened
  4. 4. Voyage To A North Pole Adrift
  5. 5. Lost Arcane City Of Uppakra

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