laut.de-Kritik

Von Black Metal ist hier nichts mehr übrig.

Review von

Manchmal hat man das Gefühl, dass Darkthrone auch ein Album mit Hustenanfällen und 'nem pfeifenden Walross aufnehmen könnten, ohne dass sie auf Lobpreisungen verzichten müssten. Woher diese Unantastbarkeit kommt, die stellenweise an den Lemmy-Status heranreicht, ist mir allerdings nicht ganz klar.

Apropos Lemmy, dem Kerl frönen sie gleich mal im straighten Opener "Dead Early", der punkig, rockig und rotzig nach vorne weg rumpelt. Soundtechnisch klingt "The Underground Resistance" somit roh und dreckig, aber dennoch differenziert genug, dass der Sympathiefaktor für die Herren erhalten bleibt. Von Black Metal ist allerdings kaum mehr etwas zu hören.

"Valkyrie" klingt stattdessen ein bisschen wie ne uralte Helloween, wo ein prä-pubertärer Kai Hansen gerade seine zweite Klöte aus dem Unterbauch presst, während die Gitarristen auch noch nicht recht wissen, was sie mit den vielen Saiten anfangen sollen.

Allerdings ist der gesangliche Parforceritt damit noch lange nicht am (unteren) Ende der Skala angekommen. Was er sich bei "The Ones You Left Behind" aus den Stimmbändern presst, klingt in etwa so, wie wenn Onkel Klaus sich nach der zweiten Flasche Eierlikör beim Familientreffen an der Schrankwand festkrallt und selbstgedichtete Matrosenlieder schmettert.

Nicht zwingend notwendig, aber eben doch irgendwie unterhaltsam und sympathisch. Und man kann es sich fast schon denken - die Nummern stammen von Drummer Fenriz, der auch für das abschließende "Leave No Cross Unturned" verantwortlich zeichnet. Ziemlich kauzige Angelegenheit, aber so kennt und liebt oder hasst man die Band eben.

Die übrigen drei Nummern aus Nocturno Cultos Feder orientieren sich nicht ganz so deutlich an den Helden der eigenen Jugend und haben entsprechend einen etwas dunkleren Anstrich, wobei vor allem "Lesser Men" zu gefallen weiß. Doch selbst hier wird man die einstigen Black Metal-Wurzeln höchstens noch mit der Lupe finden. "The Underground Resistance" ist also wie erwartet ein ziemlich schrulliges Album, das den Blick bewusst nach hinten und nicht nach vorne richtet.

Trackliste

  1. 1. Dead Early
  2. 2. Valkyrie
  3. 3. Lesser Men
  4. 4. The Ones You Left Behind
  5. 5. Come Warfare, the Entire Doom
  6. 6. Leave No Cross Unturned

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15 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    @TheBeast666 (« Wenn man "underground" in den Titel des Albums schreiben muss, damit der Hörer das merkt, ist das schon bedenklich.

    Ich muss mal reinhören, für "Crustpunk" war mir das letzte glaube ich nicht brutal und finster genug. Und zu dem Lemmy-Status: Ich verstehe auch nicht ganz, warum Lemmy selbst diesen Status genießt. »):

    Circle the Dragons war eher ein komischer Heavy-Metal-Verschnitt und darum gar nicht so schlecht. Fande es den besten Output der Crust-Ära, weil es das gewisse etwas hatte. Das neue noch nicht reingehört. Muss schon sagen, dass diese Musik nur zu bestimmten Momenten geht, ansonsten kann ich Cyclonos nachvollziehen. Ja, der Lemmy, die Geldhure - das ist ebenso, wenn die Metalbubbies ihren Götzengott erkoren haben, würde man selbst an seinem Arsch kleben und die Darmflöte inhalieren.

  • Vor 11 Jahren

    @Xeper (« Ich bezog mich eher auf deinen Umgang mit dem Wort "Behinderung" und das du es als Schimpfwort für den genannten Kritiker benutzt. Naja, was solls. Ich glaube, die Diskussion führt zu nichts. »):

    Behinderung und Bassist fängt beides mit B an!

  • Vor 7 Jahren

    bestes Darkthrone Album des Jahrtausends. Grade weil sie auf alles scheißen ist es richtig stark. Der Titel des Albums ist allerdings etwas....