laut.de-Kritik
Ein 12-Song-Menü als perfektes Lebens-Dinner.
Review von Jasmin LützEndlich ist der Tisch wieder gedeckt mit wunderbaren Popspezialitäten aus dem erlebnisreichen London. Diesmal allerdings nur mit einem Gedeck, das den Magen und vor allem das Gemüt dennoch für die nächste Zeit gut sättigt. Darren Hayman, Frontmann der leider nicht mehr existierenden Gruppe Hefner, ist hier der charmante Gastgeber und bringt mit "Table For One" sein erstes komplettes 12-Song-Menü auf die königliche Tafel.
Bon Appetit! Mit Gitarre, Ukulele oder Keyboard durchstöbert er verschiedene alte Cafés in und um die englische Hauptstadt herum und verpackt seine Eindrücke in wunderbare Singer/Songwriter-Delikatessen. Wie schon der Aperitif "Caravan Song" verspricht (und alle Hefner-Alltagsmelodien in der Vergangenheit zeigten), sind auch diese Erlebnishäppchen schon jetzt zum Verlieben ("Wasted Year").
2002 trennten sich Hefner, nachdem sie ihre Fans mit dem Abschiedsalbum "Dead Media" wohl doch ein wenig vergraulten. Zuviel Elektronik kann den Magen schon versauen, aber eine dezente Prise Fieparrangements wie auf "Table For One" sollte auch den Hefner-Indie wieder an den Hymnentisch locken. Beim Programmieren leistete John Morrison Hilfe, zu hören auf den Songs "English Head" und "The Protons And The Neutrons".
Inhaltlich geht es zwar nicht mehr um die Huldigung von Alkohol und Zigaretten, dafür mehr um den Schutz alter Cafés und ausgesetzter Hunde - da hat Darren wohl die Tier-Nanny in sich entdeckt. Aber hey, brauchen wir nicht alle eine sinnvolle Aufgabe im reiferen Alter? Außerdem zeigt er ein Herz für den Nachfolgebassisten der 60s-Mythos-Band schlechthin: Doug Yule von Velvet Underground ist ebenfalls Songthema. Zum Glück stehen aber nach wie vor zwischenmenschliche Beziehungen bei Darren im Vordergrund. Ein kleiner Vorgeschmack: "She's got a good, good heart / but an under-used library card". Toll! Zu hören in "Everything's Wrong All The Time".
Und natürlich träumt man vom perfekten Heim ("Perfect Homes"), die Partnerin liebt man auch noch mit grauen Haaren ("Grey Hairs") und das Handy sollte man einfach öfter mal zu Hause lassen. Soziales Arrangement ist immer gut und Haymans Lebenshymnen waren schon immer eine gute Tat. Ich bin zufrieden und noch lange nicht satt. Von mir aus kann er noch 100 Jahre alt werden und uns demnächst vielleicht sogar aus dem Altersheim in Luton berichten. Ich freue mich auf jeden Fall auf das nächste Essen auf Rädern, äh, auf das perfekte Lebens-Dinner.
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