laut.de-Kritik
Gute Orientierung durch das Werk eines Chamäleons.
Review von Mathias MöllerFünf Jahre lang lässt David Bowie seine Fans mittlerweile darben. 2003 erschient mit "Reality" das letzte Studioalbum, seither herrscht mehr oder weniger Funkstille. So nimmt es nicht Wunder, dass die Plattenfirma mit der "David Bowie Box" eine gebündelte Retrospektive der letzten Schaffensphase des Ausnahmekünstlers auf den Markt wirft.
Und obwohl der Vorwurf der Geldmacherei nahe liegt, möchte ich den Mäklern Einhalt gebieten. Fünf Alben beinhaltet die Box, jedes Album kommt mit einer Zusatz-CD, das Ganze zu einem Preis ab 40 Euro, da kann man nicht meckern. So bietet sich dieses Kompendium als Einstiegspunkt für solche an, die Bowie-Fans werden wollen und chronologisch vorgehen.
Die letzten dreizehn Jahre des Oeuvres umspannt das Box-Set, das erste Album ist das elektroid-experimentelle "Outside", hier in seiner zweiten Inkarnation als "Excerpts From Outside". Das verquere Werk präsentiert auf der zweiten CD - wie alle anderen beiliegenden CDs auch - Remixe und alternative Versionen von Stücken. So findet sich hier etwa ein "The Hearts Filthy Lesson"-Remix von Trent Reznor.
Es folgt "Earthling", auf dem sich Bowie immer noch recht sperrig zeigte. Trip Hop rules auch noch 1997, die Bonus-CD versammelt unter anderem zwei Remixe von Moby sowie drei Nine Inch Nails-Remixe von "I'm Afraid Of Americans". Mit "Hours" beendete Bowie das 20. Jahrhundert und wendete sich wieder der Gitarrenmusik zu. Versöhnlich, poppig, sanftmütig fast.
Die Bonus-CD verdient hier tatsächlich ihren Namen. Dreizehn Remixe wollen gehört werden (darunter zwei von Beck). Mit "1917", "We Shall Go To Town", "We All Go Through" und "No-One Calls" gibt es noch vier Stücke obendrauf, allesamt B-Seiten der "Thursday's Child"-Single.
Das hervorragende "Heathen" aus dem Jahr 2002 zeigt Bowie in der Folge in alter Stärke, die zweite CD bietet nur zwei Remixe von Moby und Air, zusätzlich gibt es eine Handvoll, zum Teil steinalte B-Seiten, die trotz ihres Alters nicht minder interessant sind. Die neu gefundene, zugängliche Kreativität setzt sich auch auf "Reality" fort, stilistisch orientiert sich Bowie hier am Vorgänger (abzüglich der düsteren Grundstimmung).
Auf der Bonus-CD kompiliert der Meister einige Raritäten, u.a. eine Neuaufnahme von "Rebel Rebel" (im Original von 1974). Für Komplettisten ist die Bowie-Box sicherlich keine große Bereicherung, für solche, die sich mit dem jüngeren Werk des Chamäleons vertraut machen wollen, wie gesagt, eine gute Orientierung. Zumal sich die Aufmachung sehen lassen kann: In verschieden gestalteten Pappschubern kommen die CDs alle mit dem originalen Artwork. Dass die Box da etwas zu groß für die CDs ist, ist zu entschuldigen.
14 Kommentare
"Fünf Jahre lang lässt David Bowie seine Fans mittlerweile darben."
Könnte was mit seinem Herzinfarkt zu tun haben.
Mal schauen ob noch mal was kommt.
Aber - um auf die Box zurück zu kommen.
So interresant wie ich das eine oder andere Album zu der Zeit als es rauskam auch fand - mit dem "Spätwerk" Bowies, ab "Outside", kann ich mit einigem Abstand immer weniger anfangen. Vorallem empfinde ich die Alben ab Hours doch extremst austauschbar.
Am Ende muss ich leider sagen, das mir nur die 70er Alben wirklich gefallen. Und ja, sogar einige Popsongs der 80er gefallen mir besser als das was seit 1995 kam.
voll gut.. heathen und outside sind imo bowies stärkste alben der letzten 13 jahre.. die bonus songs klingen wirklich interessant =D
Five Years...
Nach Outside kam eigentlich nix mehr, das mich wirklich bewegte - mal von hours abgesehen, da dies sozusagen ein Back-to-the-Roots Album ist.
ja, versteh ich schon.
gerade slip away und loneliest guy kommen live jedoch unglaublich intensiv. sind auch beide auf der "live in dublin" dvd
@dein_boeser_Anwalt (« ps: weiß jemand, ob "lieb dich bis mittwoch" jemals auf cd erschienen ist? »):
Hm. Ich hab' hier "Lieb dich bis Dienstag" rumliegen, wenn Du das meinst. Das wurde damals für eine deutsche TV-Sendung aufgenommen, die allerdings dann doch nicht entstand. Allerdings gab es eine Acetat-Single von diesem Titel und von "Mit mir in deinem Traum" ("When I Live My Dream"), die 1988 versteigert und kurze Zeit später als Bootleg aufgelegt wurde ("TV Rebell").
Die hätte ich hier. Keine besonders gute Tonqualität, aber immerhin.
Eine offizielle Veröffentlichung gab es aber wohl nicht.
Gruß
Skywise
ja, danke sky.
ein boot habe ich davon auch, ist nur qualitativ eher banane